Quellen: www.west-crete.com/dailypics/photos/752large.jpg www2.brevard.edu/freezeet/crete%20pics/Crete.htm www.protothema.gr/files/1/2014/06/21/matala/46169-620-400.jpg
Mo. 22.8.05:
Wir
verlassen Kretas Nordwesten und fahren über Réthymno auf der
Südoststrecke in Richtung Mátala. Auf halbem Wege machen wir kurz
vor Arméni
an der großen spätminoischen Nekropole Halt, die über 200
Kammergräber – meist Familiengräber – sowie ein Kuppelgrab
(Tholos)
enthält; sie ist aber am heutigen Montag geschlossen.
Wunderlicherweise forschen die Archäologen immer noch nach den
Relikten der dazugehörigen Kleinstadt.
Nach
einer weiteren guten Stunde, streckenweise durch Ödland und dann auf
Bergstraßen, zeigt sich zu unserem Entzücken plötzlich das
Libysche Meer und in einer Meeresbucht vor uns das hell schimmernde
Städtchen Agía
Galíni. Wie legen
hier eine Pause ein und spazieren auf der durch mächtige
Wellenbrecher geschützten Molenmauer, vorbei an Yachten und einem
Küstenwachschiff.
Der
Kellner einer Hafentaverne versucht dann einen bemerkenswert
gedoppelten Trickbetrug:
Zuerst „vergisst” er, mir ein Messer vorzulegen und entschuldigt
sich dafür; als ich mich nach dem Bezahlen nach dem noch
ausstehenden größeren Wechselgeld erkundigen muss, entschuldigt er
sich sofort damit, vom gestrigen Trinkgelage her noch einen wirren
Kopf zu haben, wie ja schon aus der Sache mit dem Messer hervorgehe.
(Ein weiterer angeblich für Kreta untypischer Fall trägt sich
am vorletzten Reisetag in einer Taverne bei Iráklio zu: Der Kellner
gibt mir auf die ihm überreichten 50 Euro das Wechselgeld nur auf 30
Euro zurück; auf meinen Protest hin – ich hätte ihm nur einen
Schein gegeben, und es gäbe keinen 30-Euro-Schein! – lenkt er
sogleich ein, und schon ist ein zweiter Angestellter zur Stelle, der
ihm sogleich einen Verweis erteilt, der wiederum nur vorgespielt
gewesen sein dürfte.)
Kaum eine halbe
Stunde später erreichen wir in der Messara-Tiefebene das
Dorf Sívas. Hier haben wir in einer
kleinen Ferienanlage ein Appartement für zwei Übernachtungen
gebucht, um vor allem die umliegenden minoischen Ausgrabungen
von Festós und Agía Triáda zu besichtigen.
Nach
dem Einchecken fahren wir noch zu der nicht weit entfernten Bucht
von
Mátala,
wo in der Antike der Seehafen von Phaistós und Górtis lag. Die dort
wohl in der jüngeren Steinzeit bewohnten Höhlen wurden in römischer
Zeit zu Grabstätten ausgebaut und dienten in den 1960er und 70er
Jahren Hippies und „Travellers” aus aller Herren Länder als
Behausungen; die größeren Höhlen wurden auch von Kleingruppen
belegt. Als gewisse Nachlässigkeiten in Verhalten und Kleidung
um sich griffen, ließ die örtliche Verwaltung auf Drängen des
Klerus diese Benutzung der Höhlen untersagen. Die Bucht selber mit
ihren von schattenspendenden Tamarisken bewachsenen Strandabschnitten
ist wirklich sehr anziehend. Schon Zeus war hier in Stiergestalt mit
Europa an Land gegangen, und im 9. Jh. hatten die Araber von hier aus
ganz Kreta erobern wollen. – P.S.
2016: Seit
2011 werden in Mátala jährlich Revivals dieser Hippiezeiten
organisiert, zunächst von Althippies primär für ehemalige
Höhlenbewohner und danach eher als Tourismusveranstaltungen.
Das
Abendessen nehmen wir in einer Taverne auf dem schönen alten
Dorfplatz von Sívas unter mächtigen Baumkronen ein. Neben einigen
Touristen haben sich in der friedlichen Szenerie viele Einheimische
eingefunden. Ein Dorflehrer ist es wohl, der da mit den Kindern
scherzt; dann bekreuzigt sich eine vielleicht Neunjährige, als sie
an der kleinen Kirche vorbeikommt. Und wie wiederholt auf Kreta
bemerke ich, wie so entspannt, ja lässig die schwarzgekleideten
griechisch-orthodoxen
Priester mit
den Dorfbewohnern umgehen und auch bereitwillig mit ihnen schwatzen.
Es liegt wohl nicht zuletzt daran, dass sie im Unterschied zu ihren
so oft verklemmten und päderastischen katholischen Kollegen
ein Familienleben mit Frau und Kindern führen dürfen.
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