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Der um 421-406 v. Chr. erbaute Erechthéion-Tempelkomplex und rechts daneben eine Rekonstruktion des 480 v. Chr. von den Persen zerstörten ersten Athenatempels („Parthenon I”)
Zum Gedenken an den zerstörten Tempel hat man die kleine Korenhalle
auf dem Stufenunterbau einer der Tempelsäulen erbaut.

 

Der Gebäudekomplex des Erechthéion: Rechts die Südwestseite der Korenhalle, in der Mitte der Tempel der Athena Polias und außen links die große Nordhalle. – Im Vordergrund Trümmer des zerstörten Alten Athenatempels „Parthenon I”

Bildquellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6c/Section_of_the_Acropolis_Old_Temple_of_Athena_detail_%28reconstitution%29.jpg  www.akropolis.gr/erechtheion.php


Das Erechthéion wurde erst 406 v. Chr. fertiggestellt, Jahrzehnte nach den beiden Nachfolgertempeln des von den Persern 480 v. Chr. zerstörten Parthenon-I-Tempels. Es erhielt aber sogleich das einst im je­nem Tempel aufgestellte Kultbild der Athena Polias zurück, das die aus Athen Flüchtenden nach Salamis mit sich genommen hatten. Der Legende nach war das aus Olivenholz gefertige Kultbild (das Xóanon”) einst vom Himmel gefallen; es hat einen sakralen Bezug zu dem Ölbaum, den Athena Polias aus dem Boden entspringen ließ und damit im Wettstreit um die Schirmherrschaft Athens gegen Po­sei­don als Siegerin hervorging. Das Foto zeigt unten links den zum Nachfolger erkorenen, 1900 von der griechischen Kronprinzessin Sophie von Preußen gepflanzten Olivenbaum vor dem Tempel. In die­sem „Pan­dro­sei­on”-Bezirk hatte der autochthone”, der Erde entsprungene und schlangenförmig geschwänzte Kekrops seine Wohn- und Grabstätte; auch lag hier die Erdspalte, in der die Athena heilige Schlan­ge hau­ste. Der Tempel der Athena Polias selbst, das Ziel des Panathenäischen Festzugs, diente zugleich als Kultstätte für Poseidon und den mythischen König Erechthéus.Während der osmanischen Be­set­zung befand sich im Erechthéion der Harem des Akrópolis-Kommandanten; wie andere Gebäude wurde er durch das venezianische Bombardement von 1687 beschädigt.


Der Anblick dieses Baukomplexes ist, wie vielen Besucherkommentaren zu entnehmen, auch nach längerer Musterung verwirrend. Ein Grund dafür liegt in der Unebenheit des Geländes und der unterschied­li­chen Höhe der Fundamente, ein anderer in der unregelmäßigen Gebäudeflucht. Die zierliche Vorhalle mit den als Karyatiden dienenden Koren wirkt wie hinzugesetzt zu den beiden weit größeren Bauten, war aber schon einige Jahre früher fertiggestellt. Die Wortherkunft von „Karyátides” ist umstritten; Pausanías jedenfalls erwähnt in seiner Beschreibung Griechenlands (III 10,6), dass nördlich von Sparta in dem lakonischen Dorf Karyai die Statue der „karyatischen Artemis” jährlich mit einem Reigentanz der Mädchen geehrt wurde.

   Die erst Ende der 1970er Jahre restaurierten Nachbildungen der überlebensgroßen Koren beginnen schon wieder zu verwittern und sollen in Kürze erneut durch Repliken aus Kunststein ersetzt werden. Da sie als Kopien schon bei den Römern begehrt waren und damals noch ihre Unterarme besaßen, weiß man, dass sie Schlangenarmreife trugen, mit der Linken den Gewandsaum fassten und in der Rechten Opferschalen hielten. Ihrer Last zum Trost stehen diese jungen Karyatiden lässig da. Die Gesamterscheinung ist zwar recht einheitlich, jedoch wurden sie von verschiedenen Bildhauern skulptiert und in den De­tails unterschiedlich ausgestaltet. Thomas Elgin, uns schon von Mykéne her als emsiger Kunstplünderer bekannt, durfte mit osmanischer Erlaubnis die schönste der sechs Statuen nebst anderen Kost­bar­kei­ten vom Parthenon, Niketempel und Propylaion in sein schottisches Anwesen entführen; später konnte er sie an das British Museum verkaufen.

 

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