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Oben: Zugangskorridor (Dromos) zum sog. Schatzhaus des Atreus; daneben ein Rekonstruktionsversuch des Portalschmucks



Rechts: Oben das Innere mit dem Zugang zur Grabkammer (1834 publizierte Lithographie nach der 1805 von
Edward Dodwell angefertigten Zeichnung)
Darunter eine Grundrißzeichnung der Kraggewölbe-Kuppel mit der seitlichen Grabkammer


Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schatzhaus_des_Atreus#/media/Datei:Treasury_of_Atreus_-_Klearchos_Kapoutsis.jpg   www.archaeocosmology.org/pic/atreusmylonas.jpg https://pbs.twimg.com/media/Cu59g8WW8AAJVp-.jpg:large
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/Schatzhaus_des_Atreus%2C_Querschnitt.jpg

Zuletzt suchen wir jenes ungefähr 500 Meter vom Burgtor entfernte sogenannte Schatzhaus des Atreus auf, das wie das Löwentor um 1250 v. Chr. erbaut wurde. Dieses Kuppelgrab war auch als Grab des Aga­mem­non bekannt, des Sohnes von Atreus, und wurde schon in der Antike ge­plün­der­t. Es ist das größte der um 1500 bis 1250 v. Chr. erbauten neun Tholosgräber und das erste über­haupt, des­sen Decke komplett aus Steinquadern gefügt wurde.

   Wie das Löwentor war die Grabstätte nie vollständig verschüttet. Erste Freilegungsarbeiten ließ 1802 der schottische Diplomat Earl Thomas Elgin vornehmen und Teile der Fassade ver­trags­wi­drig nach Großbritannien verbringen, wo sie bis heute im British Museum in London zu sehen sind. Der osmanische Gouverneur Veli Pascha, der in Mykéne das Kuppelgrab der Kly­täm­ne­straplün­dern und die meisten Funde an Reisende (aus Westeuropa) verkaufen ließ, verschenkte 1810 große Teile der beiden Halbsäulen aus grünem Marmor an den irischen Lord Sli­go, den er für den Sohn des eng­li­schen Königs gehalten haben soll (ein Enkel Sligos vermachte sie Anfang des 20. Jh. dem British Museum). Genauere archäologische Untersuchungen der Grab­an­la­ge führte erst Schliemann durch; Anfang August 1876 begann er mit 63 Arbeitern im Umkreis des Löwentors zu graben und benötigte schon im September 125 Hilfskräfte.


Mit seinem 36 Meter langen Zugangskorridor und in der Fassade mit dem Entlastungsdreieck ähnelt das Grabmal der soeben von uns betrachteten Anlage des Löwentors. Und doch ist der Ein­druck deutlich ein anderer, befremdlicher durch die das Gebäude umhüllende Erdkuppel und dieses wie in die Unterwelt führende dunkle Eingangstor. Anders als bei dem wehrhaften Lö­wen­tor sind die Sei­ten­wän­de des Kor­ri­dors Mal für Mal hö­her gefügt, bis sie mit der Spitze des Entlastungsdreiecks abschließen. Ursprünglich stand an jeder Seite des Eingangstores ei­ne mit Zick­zack- und Spiral­mu­stern verzierte mar­mor­ne Halb­säu­le und war das Entlastungsdreieck über dem Türsturz verblendet sowie von einem kleineren Säulenpaar flankiert. Wie man in der jün­ge­ren Forschung an­nimmt, la­gen der Dro­mos und der fünf Me­ter lange Torweg (das Stomion) nur wäh­rend der jeweiligen Bestattungszeremonie frei und wurden danach wieder bis zum Ent­la­stungs­drei­eck hoch mit Erde verfüllt.


Nach dem Eintritt in den Kuppelraum mag man sich un­will­kürlich an das römische Pantheon erinnert fühlen, auch wenn dieses im Durchmesser dreimal größer ist. Bis hin zu den römischen Ko­los­sal­bau­ten, über 1300 Jahre lang, besaß das Grabmonument die größte Kreiskuppel überhaupt. Es ist eine Kragsteinkuppel, deren mörtellos gesetzte Quader (aus Kon­glo­me­rat­ge­stein) Mal für Mal kreisförmig weiter nach Innen gerückt waren – in der Gestalt „eines ungeheuren Bienenkorbes”, so Schliemann. Die Innenwände waren mit Kupferplatten dekoriert, deren Be­fe­sti­gungs­lö­cher noch in Dodwells Zeichnung zu erkennen sind. Unter der Kuppel wurden auch Zeremonialopfer dargebracht; jüngere Rußspuren an den Wände erklären sich wohl dadurch, dass Hirten immer wieder in dem Gewölbe lagerten und hier ihre Feu­er­stel­len hat­ten.

   Wir betreten schließlich die seitliche Grabkammer, ha­ben jedoch wie auch Besucher neben uns keine Ta­schen­lam­pe dabei, sodass wir sie nach kur­zer Zeit wie­der verlassen: Schon nach we­ni­gen Me­tern wird man hier von einer wahrlich ägyptischen Fin­ster­nis umhüllt und glaubt kei­nen Fin­ger­breit wei­t sehen zu kön­nen! Auch diese fast quadratische Grabkammer wurde nach je­der Beisetzung eines Angehörigen der Königsfamilie wie­der zu­ge­mauert.


Das „Grab des Agamemnon” und das unter der Aufsicht von Sophia Schliemann teilweise freigelegte „Grab der Kly­täm­ne­stra” sind die aufwendigsten Kuppelgräber Mykénes und wurden als letz­te er­baut – dies entgegen der Tendenz auf dem griechischen Festland, zu den einfacheren Kammergräbern zurückzukehren. Man hat in dieser monumentalen Geste ein Indiz für die (so­zi­al-)­po­li­ti­sche Gefährung der Herrschaft Mykénes gesehen und zugleich vermerkt, dass beide Grabanlagen nur zwei Generationen vor der Zerstörung der Stadt angelegt wurden.


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