Bildquellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0e/Syntagma_Metro_Station_Archaeological_Collection_-_Joy_of_Museum_2.jpg/800px-Syntagma_Metro_Station_Archaeological_Collection_-_Joy_of_Museum_2.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Metro_Athen#/media/Datei:Syntagma_station01.jpg www.pinakothek.de/kunst/leo-von-klenze/ideale-ansicht-der-akropolis-und-des-areopag-athen
Di. 14.8.01:
Für den heutigen Besuch der Akrópolis nehmen wir die „rote” Metrolinie 2; wie die „blaue” Linie 3 ist sie funkelnagelneu und wie der soeben fertiggestellten Großflughafen reich mit Marmor verkleidet. Erfreulicherweise sind von den vielen antiken Objekten, auf die man bei den Tunnelarbeiten im Stadtzentrum stieß, in den zugehörigen Metrostationen Repliken zu sehen, während man in den Stationen der Peripherie Werke zeitgenössischer griechischer Künstler ausstellt. Zu schaffen macht uns aber der starke Luftzug, vor dem wir uns während der Wartezeit in Nischen und Gänge zurückziehen.
Bei unserer Ankunft sind schon die die ersten Touristenbusse vor der Akrópolis eingetroffen, sodass wir uns sputen, um auf dem ausgeschilderten Fußweg den Einlass bei den Propyläen zu erreichen. Wie auf der Ansicht von Klenze zu sehen, hat man beim Ersteigen der Treppenrampe zur Rechten den zierlichen ionischen Nike-Tempel, der soeben wieder einmal rekonstruiert wird. Er ersetzte einen von den Persern 480 v. Chr. zerstörten Niketempel aus Kalksandstein; der Relieffries des neuen Marmortempels zeigte an der offenen Ostseite Fragmente einer Götterversammlung um Athena und auf den drei anderen Seiten Kampfszenen wohl zwischen Athenern und Persern sowie deren griechischen Verbündeten. Den drei am Abgrund liegenden Seiten fügte man später eine niedrige Marmorbalustrade hinzu; die Reliefs an der Außenseite zeigten eine Siegesfeier von geflügelten Niken, darunter als Meisterwerk erotischer Skulptur das Relief der „sandalenlösenden Nike”. In der Cella befand sich eine Holzstatue der Siegesgöttin Athena Nike, die im Unterschied zu den üblichen Nike-Darstellungen ungeflügelt war – um als Athens Beschützerin nicht davonzufliegen, wie man über „Nike Ápteros” zu scherzen pflegte. In der Neuzeit diente das Tempelchen übrigens als Vorlage für das Schliemann-Mausoleum in Athen und für das Karl-May-Grabmal in Radebeul.
Auch der Vorgängerbau der Propyläen wurde seinerzeit von den Persern zerstört. Obgleich diese alte Torhalle nur als Eingang in den heiligen Bezirk fungierte, hatte sie schon eine tempelgleiche säulenumstandene Gestalt. Der dreiflügelige Neubau der Propyläen wurde nach ungefähr fünfjähriger Bauzeit 432 v. Chr. fertiggestellt; während der linke Flügel einen Bankettraum für Symposien und eine Pinakothek erhielt, blieb die Ausstattung des rechten Flügels in Rücksicht auf den angrenzenden Nike-Tempel stark reduziert.
Links vom Treppenaufgang der Propyläen kann man von einem Vorplatz aus gut den tieferliegenden Areopag erkennen. Leo v. Klenze gestaltete die dargestellte Versammlung auf dem Aresfelsen als weltgeschichtlichen Wendepunkt, soll es sich doch dabei um die Zuhörerschaft um den Redner Paulus handeln. Laut der Apostelgeschichte hat er in seiner Areopagrede das geflügelte griechische Wort von einem Tempel für die unbekannten Götter im christlich-monotheistischen Sinn interpretiert. Nietzsche wiederum, der Paulus als einflussreichsten Verfälscher der Worte Christi sah, legte in seinem Jugendgedicht Dem unbekannten Gotte (1864) ein Bekenntnis ab, das sich vom Christentum ab- und dem Geist der Antike neu zuwandte.
Auf dem Plateau hinter den Propyläen suchen wir in dem inzwischen entstandenen Besuchergewimmel einige Zeit lang nach der verbliebenen Basis der nach Konstantinopel verschleppten über 9 Meter hohen Bronzestatue der Athena Prómachos (der „Vorkämpferin” Athena). Klenze, der 1834 im Auftrag von Otto I. die Aufräumungsarbeiten auf der Akrópolis leitete, hat in seiner „idealen Ansicht” diese von Phidias geschaffene Stadtgöttin und -verteidigerin überdimensioniert ins Bildzentrum gerückt. Allerdings sollen ihre Lanzenspitze und ihr Helmaufsatz, die sicherlich vergoldet waren und in der Sonne leuchteten, nach Pausanías (I 28,2) für die Seefahrer schon von weither sichtbar gewesen sein. Mit Schild und zum Wurf erhobenem Speer wird sie öfter auch als Statuette oder auf antiken Münzen dargestellt, aber auch ohne Speer, mit einem zu Boden gestellten Schild oder mit einer Eule in der Rechten.
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