Bildquellen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1f/Tower_of_the_Winds.jpg http://jackmaryetc.com/Travel/Europe/Greece/Images/015agoradetail%20.jpg
http://english.travelogues.gr/archive/fullsize/a34d1d024d79c8144aaeddc2d491f323.jpg
So finden wir erst nach einigem Hin und Her im Stadtteil Pláka das Hotel „Electra Palace”, das wie die anderen gebuchten Hotels – ausgenommen in der Hafenstadt Vólos – zur oberen Kategorie A gehört. Es wurde soeben renoviert; im Foyer liegen einige noch nicht verlegte Marmorplatten, und vor dem Hotel blockieren Baufahrzeuge, Müllcontainer sowie chaotisch geparkte Autos die Durchgänge und nötigen die Fußgänger immer wieder auf die stark befahrene Straße.
Am frühen Abend machen wir uns auf den Weg ins uralte Zentrum der Pláka. Wohltuend die Stille im Umkreis der schon geschlossenen altgriechischen Agorá; und umso wüster das touristische Treiben in den angrenzenden Verkaufsgassen. Wir lassen uns zuletzt am Rande der römischen Agorá in Sichtweite des achteckigen Turms der Winde zum Abendessen nieder. Der Marmorturm gilt als das besterhaltene antike Bauwerk Athens und zeigt auf jeder Seite das Relief eines der acht personifizierten Windgötter (Ánemoi). Im Großen und Ganzen nach der von Aristoteles in seiner Schrift Meteorologica entwickelten Windrose angeordnet, fliegen sie alle nach rechts hin und präsentieren ihre jeweiligen Attribute: Bei den vier Hauptwinden zeigt sich an der Westseite der Frühlingswind Zephyr mit Blumen im Manteltuch, an der Südseite der Regenbringer Notos mit einer nach unten gekehrten Amphore, an der Ostseite Apheliotes mit Früchten im Mantelbausch und an der Nordseite Boreas mit einem Muschelhorn, das er zum Hineinblasen bereithält. Boreas war zugleich Athens Schutzpatron, seitdem ihm der Untergang von Xerxes’ Flotte bei Artemision zugeschrieben wurde.
Der Konstrukteur des Turms, ein makedonische Architekt und Astronom, hatte ihn auch als Horologion mit Instrumenten zur Zeitmessung ausstatten lassen. An jeder Seite befand sich eine Sonnenuhr und im Innern war eine Wasseruhr (Klepsýdra: „Wasserdiebin”) installiert. Zur Zeit der Osmanenherrschaft pflegten im Turm die „Tanzenden Derwische” sich in ihre Ekstase hineinzudrehen, was sich ja nicht schlecht mit den Bewegungsmustern von Windrose und Wasseruhr verträgt.
Die Abbildung der Turmkammer zeigt in der Mitte einen Scheich als Sänger und Tambourinschläger sowie zu seiner Rechten zwei tanzende Derwische. Nach Dodwells Beschreibung tanzte zunächst die ganze hier versammelte Gesellschaft einschließlich der Kinder bis zur Ermüdung im Kreise, und danach erst begannen die beiden Haupttänzer sich mit ihrem Wirbeltanz in die Sufi-Ekstase zu treiben (Views in Greece, from Drawings by Edward Dodwell, London 1819; s. S. 203ff. einer deutschen Übersetzung).
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