Hinter den Propyläen begann die letzte Etappe des aus der Stadt zum Parthenon und Erechtheion hinführende Panathäneischen Weges. Die zum Geburtstag der Stadtgründerin gefeierten Panathénaia waren ursprünglich ein attisches Fest, an dem jeder Demos teilnehmen sollte, standen aber seit Mitte des 6. Jh. auch Bürgern fremder Staaten offen. Eröffnet wurden sie mit einer langen Prozession, die in den Details auf den 94 Flachrelief-Platten des Parthenonfrieses zu sehen sind, darunter der Zug der Opfertiere und die Übergabe des bedeutendsten Opfers, des neu gewebten prächtigen Peplos für die Statue der Athena Polias im Erechthéion-Tempel. Die anschließenden musischen und athletischen Festveranstaltungen zogen sich über mehrere Tage hin.
Der arg verstümmelte und nahezu skelettierte Tempel der Athena Parthenos („Parthenon III” nach Wilhelm Dörpfelds Nomenklatur) lässt mich wunderlich kalt, so ganz anders als der erste Anblick eines griechischen Tempels, des archaischen „Poseidon”-Tempels in Poseidonia (Paestum), der sich in wie trutziger Kompaktheit vor uns erhob! Hinreißend freilich in den nächsten Tagen die unvermuteten Blickbahnen hoch zur Akrópolis. Der Parthenontempel zeigt sich mitunter in einer so triumphalen und beinahe schon arroganten Erhabenheit, dass man den Venezianern beinahe nachsehen möchte, dass sie 1687 während des 7. Osmanisch-Venezianischen Krieges ihre Mörser auf die oben verschanzten Türken richteten. Eine Granate traf jedoch das dortige Munitionslager, wodurch der Mittelteil an der Südseite des Tempels in die Luft gejagt wurde; bis heute konnte diese Lücke nicht geschlossen werden.
Dieser unter Perikles erbaute dorische Ringhallentempel „Parthenon III” steht auf den Resten des von den Persern 480 v. Chr. zerstörten Vorgängertempels „Parthenon II”, den Ludwig Ross um 1835 entdeckt hatte. Mit seinem Bau wurde nach dem Sieg bei Marathon (490 v. Chr.) und dem Rückzug der Perser unter Dareios I. begonnen. Bei seiner Zerstörung durch die ein Jahrzehnt später unter Xerxes I. zurückgekommenen Perser war er noch unvollendet und wurde nach der endgültigen Vertreibung der Perser als Fundament für den hochliegenden, 439/38 der Stadtgöttin geweihten perikleischen „Parthenon-III”-Tempel genutzt.
Dörpfeld selbst entdeckte 1885 den oben links markierten, annähernd 100 Fuß messenden „Hekatómpedon”-Tempel („Parthenon I”). Erhalten blieben von diesem wohl Mitte der 6. Jh. v. Chr. errichteten und Jahrzehnte später erweiterten Kalksteintempel außer den Grundmauern einige bemerkenswerte Skulpturen, die er und seine Mitarbeiter im sogenannten Perserschutt ausgruben.
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