Quellen: http://almez.pntic.mec.es/~jmac0005/Bach_Arte/islam/arte_islamico6.htm https://farm4.staticflickr.com/3795/18857837143_971148640c_c.jpg https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/Ruined_vault,_alhambra.jpg www.terzanatura.com/blog/wp-content/uploads/2011/09/Alhambra-Patio-de-los-leones.jpg
Da wir uns morgen die jüngst restaurierten, aus dem 11. Jh. stammenden arabischen Bäder am Rande des ehemaligen Maurenviertels Albaicín ansehen wollen, lassen wir die Besichtigung der im 14. Jh. angelegten Bäder (Nr. 17) aus und treten sogleich vom Myrtenhof des Comares-Palastes (Nr. 7) her in den Palastbezirk beim Löwenhof. Seine Längsachse liegt rechtwinklig zu der des Comares-Palastes; wie dieser wurde der Löwenpalast in den 1370er Jahren von Muhammad V. erbaut. Während seiner zeitweiligen Entmachtung durch seinen Halbbruder hatte Muhammad etliche andere Palastbauten in Nordafrika und Andalusien kennengelernt, darunter in Sevilla die Königspaläste (Reales Alcázares) seines Lehnsherrn Pedro I., dessen Mädchenhof (Patio de las Doncellas) er besonders schätzte. So manches davon nahm er für den Bau des Comares- und Löwenpalastes auf, wobei letzterer, der Privatbereich des Emirs, am ausgeprägtesten Elemente christlicher Architektur oder vielmehr schon des maurisch beeinflussten Mudéjar-Stils zeigt.
Wir gelangen also zuerst in den „Stalaktitensaal” („Sala de los Mocárabes”, Nr. 10), der als Vorhalle oder Vestibül für den Löwenhof-Komplex diente. Die schon öfter erwähnten, von Mohammeds Höhlenversteck inspirierten Mocárabes oder Muqarnas schmückten einst das Gewölbe der Halle; 1590 wurde es wie andere Gebäudeteile der Alhambra durch die Explosion einer Pulvermühle am Río Darro schwer beschädigt und bald danach abgerissen. Das Stalaktitdekor konnte immerhin noch für drei Bögen der Halle erhalten werden.
Noch haben wir einen leichten Vorsprung vor dem Tross der anderen Besucher, sodass der Löwenhof selber zu diesem Zeitpunkt frei vor unseren Augen liegt. Mit dem Löwenbrunnen im Zentrum und vier symmetrisch ihn umgebenden, durch Säulengänge miteinander verbundenen Sälen ist er gleich dem Kreuzgang christlicher Sakralbauten angelegt. Und wie dieser auf die biblische Beschreibung des Gartens Eden mit den vier Flüssen zurückgeht (Genesis 2, 10-14), so führen hier nach der verwandten islamischen Vorstellung eines Paradiesgartens vier marmorne Wasserrinnen auf den Brunnen zu. Einst war er nach dem Vorbild des Mädchenhofs in Sevilla noch von einem abgesenkten Garten umgeben.
Für einen alttestamentlichen Hintergrund spricht zudem, dass der Löwenbrunnen wahrscheinlich ein Geschenk der jüdischen Gemeinde an die Alhambra-Herrscher war. In der jüdischen Zahlensymbolik steht die Zwölf vor allem für die 12 Stämme Israels und ihren Bund mit Jahwe sowie für die 12 Früchte des paradiesischen Lebensbaums, der in der islamischen Glaubenslehre ebenfalls ein zentrales Symbol ist. Für den Bezug auf das Alte Testament hat die Alhambra-Forschung ferner angeführt, dass König Salomon (alias Suleiman) 12 Löwenfiguren zu Seiten seines Throns setzen ließ (1. Könige 10, 18-20).
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