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DAS LETZTE JAHRZEHNT. GOETHE ALS HYPSISTARIER. MERLINS ABSCHIED

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Bildquelle: Goethe-Ausgabe im 'Deutschen Klassiker Verlag' (Frankfurt/Main 1993), Buchumschlag von Bd. 38 (hg. von Horst Fleig)


Ein solch entrücktes und doch konzentriertes Leben hat Goethe schon nach dem Tod seines Freundes Carl August wäh­rend seines Dornburger Aufenthalts 1828 geführt. In seiner Trauer und arbeitsamen Isolation bezeichnet er sich dort als den Eremiten zu Dornburg, die Dornburg als »meinen Montserrat« und seinen Brief an Beulwitz über die Unsterblichkeit der vernünftigen Welt als »Monolog des wunderlich nachsinnenden Einsiedlers«. So hat ihn auch Berta Weber, die Frau des Dornburger Amtsaktuars in Erinnerung behalten, die damals das Alte Schloß bewohnte und auf die Gärten hinunterblicken konnte, »wo der ernsthafte traurige Mann hin- und herging, und seine Verlassenheit machte mir Wehmut. Oft blieb Goethe stehen, bewegte die Arme und sprach laut mit sich selbst < ...> Es waren die Sträucher und Blumen, die er oft betrachtete«. Hier trifft sie ihn einmal auf einer zurückgezogenen Bank sitzend an. »Ich bin ein Einsiedler«, stellt er sich ihr vor; der gemeinsame Spa­zier­gang führt sie zu einer von Carl August angepflanzten Bignonia. »Goethe blieb stehen, faßte einen Blü­ten­sten­gel und sagte leise: ›Wir wollen der Erinnerung unseres Freundes aus dem Wege gehen - in jeder Blume tritt sie uns entgegen.‹ Die letzten Worte hauchte er nur, ich wagte nicht hinzusehen < ...>«.

    Nach Friedrich v. Müller hat sich übrigens Goethe in Dornburg zum erstenmal mit Merlin identifiziert, am 29.4.1818 nach einem Gespräch über die so zähe metaphysische Sehnsucht des Menschen: »›Laßt mich, Kin­der,‹ sprach er plötzlich, ›einsam zu meinen Steinen dort unten eilen, denn nach solchem Gespräch geziemt dem al­ten Merlin, sich mit den Urelementen wieder zu befreunden.Wir sahen ihm lange und frohbewegt nach, als er, in seinen lichtgrauen Mantel gehüllt, feierlich ins Tal hinabstieg, bald bei diesem, bald bei jenem Mineral oder Pflanze verweilend.«

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Blick über den Thüringer Wald vom Kickelhahn her
(Photo von Hermann Michels)
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