GOETHES LETZTES JAHRZEHNT. IM SCHATTEN DES TODES
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über
Plutarchs 'Parallelbiographien'
und Nr. 867 über Euripides' Tragödien,
sodann in Nr. 861 einen kritischen Vergleich zwischen Balzacs
'Peau
de chagrin'
und Hugos 'Notre-Dame
de Paris'
und in Nr. 877 einen Gedanken über Theater und bürgerliches Leben;
außerdem noch eingestreute naturwissenschaftliche Reflexionen wie in
Nr. 789 über den Mißbrauch von Terminologien, Nr. 792 über den
liberalen Umgang mit Prämissen oder Nr. 827 über den
epochalen Wechsel von Galilei zu Newton.
Zur
Erklärung wäre zu bemerken, daß Goethe in den Jahren zuvor die
einschlägigen eigenen Publikationsorgane aufgegeben hat,
die Reihe 'Zur
Naturwissenschaft überhaupt'
bzw. 'Zur
Morphologie'
erschien 1824 zum
letzten Mal und das letzte Heft von 'Kunst
und Altertum'
1828 (postum noch
eins 1832). Das
Tagebuch war wohl noch am ehesten geeignet, kleinere unverbundene
Betrachtungen aufzunehmen,
die schon im Ansatz ziemlich heterogene literarische Formen
darstellen –
so hat man nun
öfter embryonische
Formen von Essays vor
sich, mitunter erzählerische
oder naturlyrische Miniaturen (etwa
in den Dornburger Wochen 1828), dann wieder Passagen, die wie Nr. 793
zur Julirevolution ebenso in einem
vertraulichen Schreiben oder Dossier stehen könnten oder wie Nr. 789
in ihrem breiten argumentativen Duktus uns so nur als
Gesprächswiedergaben Dritter geläufig sind.
Eine Fülle von Textsorten, komplettiert
durch Sonderformen wie
die genauen, Stunden umfassenden Wetterbeobachtungen und die prallen
Berichte seiner ›oberaufsichtlichen‹ Visiten in Jena, die sich
auch als formlose Inspektionsberichte lesen lassen.
Groß
und überwältigend aber ist das Tagebuch des alten Goethe in den
unspektakulären Protokollen, die Stunde für Stunde
Ereignis für Ereignis begleiten, die das gewaltige Lektürepensum
festhalten und ebenso eine Unmenge von Besuchern vor uns defilieren
lassen. Wer sich
einmal von diesem Rhythmus ergreifen läßt, hat bald nur noch helle
Bewunderung für diese Energie, Arbeits- und Erfahrungslust. Die
vorliegende Auswahl kann leider nur schwer einen Eindruck davon
vermitteln, am ehesten noch durch die Tagebuchsequenzen,
die durch keine anderen Textzeugnisse unterbrochen werden.
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Im
Schatten des Todes liegt dieses Jahrzehnt. Gleich
zu Beginn, bei seiner ersten Herzattacke im Februar 1823,
gibt sich Goethe schon verloren. Nach dem euphorischen Sommer in
Böhmen erleidet er im November 1823 einen zweiten
lebensbedrohenden Herzanfall. Wohl vergehen
bis zur nächsten Krise, dem Blutsturz nach Augusts Tod, noch sieben
Jahre, jene Doppelattacke aber hat sein Lebensgefühl und Denken
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