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RUTH FLEIGS GALERIE
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HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
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Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Selbsterweiterungen
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA

 

RÜCK- UND AUSBLICK

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all das abzuwehren, individuell und in Solidarität, was diese existentielle Beweglichkeit über ein vertretbares Maß hin­aus einschränken würde. Als geistige Hauptquelle solch fremdbestimmter Einschränkungen begriff man in der abendländischen Neuzeit immer deutlicher die christliche Theologie, sofern sie den Menschen auf einen göttlichen Schöpfer zurückbezog, der seine Kreaturen ein für allemal festgelegt hätte und diese Festlegung zudem über Gebote und Verbote zu sank­tio­nie­ren trachte. Die neuzeitliche Emanzipation von den überlieferten theologisch-dogmatischen We­sens­be­stim­mun­gen des Menschen konnte sich zunächst nur im Rahmen einer selber theologisch argumentierenden Re­fle­xi­on bewegen.

 

Pico della Mirandola war der erste, der – in noch jugendlicher Unbefangenheit – diesen prekären Weg einschlug. In seiner 1486/87 verfassten Oratio (Rede über die Würde des Menschen) ist es niemand anders als der göttliche Schöpfer selbst, der den Menschen in die Verantwortung entlässt und ihm dazu die Freiheit des Willens1 einräumt. Das We­sen des Menschen lasse sich zudem nicht in einer besonderen ausgezeichneten Eigenschaft wie seiner In­tel­lek­tua­li­tät oder Geistigkeit ansetzen, sondern einzig in einer Nichtdeterminiertheit oder Offenheit, die es ihm erlaubt, zugleich an allen anderen Lebewesen teilzuhaben. Als ein Mikrokosmos kann er dem gesetzlich geregelten Makrokosmos ge­stal­te­risch gegenübertreten, kann dafür aber auch ins Tierische oder in eine pflanzengleiche Existenz „entarten”.2 Denn für Pico sollte der Mensch als „Former und Bildner seiner selbst” seinen höheren Möglichkeiten folgen, sollte be­flü­gelt sein durch den „heiligen Ehrgeiz”, das Irdische zu verschmähen und Stufe um Stufe auf der Himmelsleiter zu er­klim­men.3 Steht Pico damit ontologisch und ethisch noch in der christlich-neuplatonischen Tradition einer Hierarchie der Seinsformen, so leitet er doch in anthropologischer Sicht den subtilen Ausbruch aus jeder dogmatisch ver­pflich­ten­den Theologie ein: Der Mensch kann und muss sich frei entscheiden, was er aus sich und dem ihm Überlieferten macht.


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