Quellen: http://68.media.tumblr.com/150d09efe12960824a464d25fba082e6/tumblr_nqpnk3upMk1toti4zo1_1280.jpg ww.secretsiracusa.it/wp-content/uploads/2015/10/siracusa-duomo.jpgwww.timediver.de/Sizilien_Comune_di_Siracusa.html
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Doric_columns,_480_BC,_temple_of_Athena,_catedral_of_Syracuse,_121606.jpg
Am
späten Nachmittag durchlaufen wir noch die Halbinsel ,Ortygia’,
die nach einem Beinamen der Jagdgöttin und Nymphenführerin
Artemis benannt wurde. Durch einen Damm mit dem Festland verbunden,
lag diese ,Wachtelinsel’ an der Verbindungsstelle zwischen dem
,Kleinen Hafen’ beim Meer und dem ,Großen Hafen’ landeinwärts;
sie machte so Syrakus zu einer Brückenkopfsiedlung. – Über die
ansehnliche Via Savoia und dann entlang der
Uferpromenade erreichen wir bald die sagenumwobene Fonte
Aretusa.
Wo heute Enten, Fische und Schwäne schwimmen, soll sich die in
eine Quelle verwandelte Nymphe
Arethusa mit dem sie verfolgenden Flußgott Alpheios
vereint haben. Diese Süßwasserquelle war für die
Gründung von Syrakus und das Durchhalten bei Belagerungen von
vitaler Bedeutung. Gegenwärtig sickert wahrscheinlich
durch Risse im Felsen Salzwasser in das Becken. Als Seume
von dem Quellwasser kostete, schmeckte es für ihn
„etwas brackisch” und vermutete er schon die Vermischung mit
Meereswasser. Immerhin hätte man seinerzeit noch an
die magische Kraft des Quellwassers geglaubt, die
Sommersprossen bei Frauen zu vertreiben.
An
dieser Quelle und in der Umgebung von Syrakus wächst die in Europa
sonst nicht mehr vorkommende Papyrusstaude. Die hier schon im Altertum
betriebene Papyrusverarbeitung ist noch in der Gegenwart ein
lukrativer Geschäftszweig. Wir kommen später an mehreren Läden mit
kunstgewerblichen Papyrusprodukten vorbei, darunter Körbe und Sandalen.
Ungefähr 300 Meter nördlich der Arethusa-Quelle liegt der Dom Santa Maria delle Colonne mit den Resten des dorischen Athena-Tempels.
Errichtet hatten ihn die gegen Hamilkar verbündeten
griechisch-sizilianischen Stadtstaaten nach der siegreichen
Schlacht bei Himera (480 v. Chr.). Nach
baulichen Veränderungen zu einer byzantinischen Basilika, einer
arabischen Moschee und normannischen Kathedrale erhielt der
erdbebenbeschädigte Dom Mitte des 18. Jh. die heutige Gestalt. Ein
Großteil der 40 Säulen jenes Ringhallentempels (Peripteros) und sogar
Teile der Cella wurden gut zwei Jahrtausende später in den Dom
integriert. Der spätbarocke Geschmack ließ dabei auch Säulenimitate
mit korinthischen Kapitellen zu und den Einbau von Relikten des Teatro
Graeco. Mehrere der von mir gelegentlich zitierten deutschen Reisenden des 19. Jh. waren sich über das Ergebnis einig.
Johann Gottfried Seume 1802: „Man
hat das Gebäude nach der gewöhnlichen Weise behandelt, und aus einem
sehr schönen Tempel eine ziemlich schlechte Kirche gemacht.”
Ferdinand Gregorovius 1856: „... herrliche dorische Säulen ... nun kläglich eingemauert in die dumpfen Wände einer Kirche”.
Ernst Ziegeler 1892: „S.
Maria della colonne heißt die Kirche, und das mit Recht, denn sie ist
in einen großen griechischen Tempel hineingebaut worden, dessen
Peristyle zu Seitenschiffen gemacht wurden.
Aus der Umfassungsmauer
blicken wie aus trauriger Gefangenschaft zahlreiche dorische Säulen
hervor”.
Nun,
bei diesen Urteilen ist auch die Mentalität damaliger Protestanten zu
berücksichtigen. Heute hingegen wäre der gewisse sizilianische Großmut
anzuerkennen, der trotz jener Überformungen noch so manches von dem
fremden Schönen aufleuchten ließ (wenngleich nicht längst so
glänzend wie bei der Moschee in der Kathedrale von Córdoba).
Sogar die bei der alten Cella gewählte Aufstellung der Heiligenstatuen
dreier katholischer Jungfrauen – Katharina von Alexandrien,
Syrakus' Schutzpatronin Lucia und Gottesmutter Maria – möchte ich als
Zeichen der Ehrerbietung gegenüber Athena Parthenos auffassen.
Auf dem Vorplatz dieses Domtempels oder Tempeldoms essen wir zu Abend.
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