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In der Mezquita, Córdobas ehemaliger Hauptmoschee


Rechts oben: Die Aljama-Moschee mit der seit 1523 eingebauten Kathedrale
Darunter die Rippenkuppel der Maqsura in der Moschee

 
Quellen: https://tudestinoturistico.files.wordpress.com/2015/02/cordoba-mezquita41.jpg http://1.bp.blogspot.com/_MgvhtVMYyl4/SisOXgDllwI/AAAAAAAAAEg/NGgQyjMhYSY/s1600-h/mezquita-plano780x501.jpg www.flickr.com/photos/11239438@N03/5479710821   


 Da die Mezquita-Catedral wegen eines katholischen Gottesdienstes auch heute erneut für Stunden nicht zugänglich ist, schmuggeln wir uns zusammen mit einigen wohl unkundigen Touristen aus dem Fernen Osten in das Gebäude ein. Was uns da im Halbdunkel erwartet, ist als Anblick und im Raumgefühl ein Choc: Ein Palmenwald von über 850 Marmor-, Jaspis- oder auch Granitsäulen mit ihren darüber sich wölbenden rot-weißen Doppelhufeisenbögen. Einige Zeit lang durchwandeln wir so ziemlich benommen diese einstige Gebetshalle, die annähernd 30.000 Muslimen Platz geboten haben soll.

   Die römisch-katholische Kathedrale im Innern der Moschee, auf die wir schließlich stoßen, wirkt inmitten dieses großartigen Gebäudes kleinlich, ja geradezu verklemmt. Man sollte erwarten, dass der Gottesdienst an dieser Stätte bewusst zurückhaltend zelebriert wird, doch im Gegenteil, als gälte es, etwaige islamische Geister zu vertreiben, umschreiten der Priester und sein weih­rauch­schwingendes Gefolge wie Zaubermeister und -lehrlinge den Altar. Nach einer Viertelstunde schon verlassen wir diese betrübliche Veranstaltung und durchqueren erneut jenen fas­zi­nie­ren­den Steinwald, der auch über die uns nachklingende christliche Orgelmusik erhaben bleibt.

 

Zur Geschichte dieser Hofhallenmoschee, die auf dem Areal eines römischen Janustempels und einer später darüber erbauten westgotischen Kirche errichtet wur­de, nur dies: Begonnen wurde der Bau der Hauptmoschee (Aljama) um 785 unter dem ersten Emir der Umayyaden-Dynastie von Andalusien; der Emir und spätere Kalif Abd ar-Rahman III., der auch die neue Residenzstadt Madinat al-Zhara gründete, ließ das Minarett hinzusetzen (Torre del Alminar) und den Orangenhofsowohl für den Ritus der Gebetswaschung als auch für öffentliche Veranstaltungen anlegen. Unter seinem Nachfolger Al-Hakam II. wurde eine neue Gebetsnische (Mihrab) erbaut; die überaus prächtige Rippenkuppel ihres für den Herrscher eingerichteten Vorraums (Maqsura) gilt architektonisch als ein Vorläufer der gotischen Kreuzrippengewölbe; geschmückt ist sie mit byzantinischen Mosaiken und schließt in Gestalt einer Muschelschale ab. – Immer wieder während dieser Jahrhunderte haben die Umayyaden-Herrscher auch Baumeister aus Damaskus oder Byzanz herangezogen.

   Die nachfolgende christliche Umbaugeschichte ist auch als Versuch zu verstehen, Schritt für Schritt die islamischen Spuren zu verwischen. Anfangs hatte man nur eine Kapelle in die Mezquita eingebaut, der weitere folgten, bis auf Kosten von über 400 Moscheesäulen mehr als 40 Kapellen dastanden. Dass man zudem eine veritable Kathedrale als spätgotisches Kirchenschiff in die Mitte der Großen Moschee einfügen wollte, war von Beginn an umstritten und musste vom Klerus gegen den Widerstand auch des Stadtrates von Córdoba durchgesetzt werden. Kaiser Karl V., der den Bau aus der Ferne genehmigt hatte, soll dies bei der ersten Besichtigung bitter bereut und erklärt haben: „Ich wusste nicht, um was es sich hier handelt... ihr erbaut, was es andernorts schon gibt, und habt dafür etwas zerstört, was einmalig in der Welt war”.

   Im 16. Jh. verschwand das Minarett vor den Augen aller, indem es von dem neuen Glockenturm der Kathedrale überbaut wurde. Nachdem statt „Gran Mezquita” die Doppelbezeichnung „Mezquita-Catedral” für das Bauwerk üblich geworden war, versuchte 2006 der Bischof von Córdoba auch den ersten Namensteil streichen zu lassen. Es gab heftige Proteste, und ebenso gegen seinen Nachfolger, der die katholische Kirche als Eigentümer des gesamten Bauwerks ins Grundbuch eintragen ließ – obgleich die Mauren einst mit den Christen über den Abriss der alten westgotischen Kirche verhandelt und sie ihnen gegen eine beträchtliche Summe abgekauft hatten. Damals, in den Jahrzehnten vor dem Umbau als Große Moschee, hatten sich Muslime und Christen für ihren jeweiligen Gottesdienst dieses Gebäude noch geteilt; als sich nun zu Beginn des 21. Jh. spanische Muslimverbände an den Bischof von Córdoba mit der Bitte wandten, einen abgesonderten Teil der Mezquita-Catedral als Gebetsraum nutzen zu dürfen, lehnte dieser das Gesuch ab und ließ hier vereinzelt betende Muslime durch Sicherheitskräfte entfernen.

   Was den Namensstreit betrifft, so dürfte wohl jeder Besucher selber auseinanderhalten können, ob er die alte „Mezquita” oder die katholische „Catedral de Nuestra Señora de la Asunción” betreten möchte.


Vor der Moschee werden wir Zeuge eines minutenlangen Wortstreits zwischen einem Pferdekutschenführer und einem offenbar durch ihn blockierter Taxifahrer. Der kommt überhaupt nicht an gegen das Gedröhn aus der Kehle des vierschrötigen und in der Physiognomie unglaublich verwüsteten Menschen.


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