Quellen: www.foliamagazine.it/viaggio-in-italia-il-palazzo-dei-normanni-a-palermo/ https://it.wikipedia.org/wiki/Cappella_Palatina_(Palermo)#/media/File:Cappella_Palatina_(low-angle).jpg
https://it.wikipedia.org/wiki/Cappella_Palatina_(Palermo)#/media/File:Palermo_BW_2012-10-09_11-28-07.jpg
„Atemberaubend”,
„absolutely breathtaking”, „outstanding”, „wunderschön”,
„gorgeous”, „echt grandios” und „indescribable” lauten
auf der Touristikwebsite ,TripAdvisor’ Standarturteile von
Besuchern der Cappella Palatina. Die vielgepriesene
dreischiffige Basilika im 1. Stock des Palastes will uns beiden
jedoch in der Überladenheit ihrer Goldgrundmosaike
nicht so recht gefallen. Es waren byzantinische Kunsthandwerker, die
hier in der ersten Zeit die Mosaike auftrugen.
Nach dem älteren byzantinischen Ritus sind die Mosaikbilder in
erhöhten Altarraum von der Kuppel her vertikal zu lesen; die
jüngeren Mosaike im Langhaus hingegen, dessen Seitenwände
vor allem Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigen,
sind nach dem von den Normannen angenommenen römischen Ritus
horizontal von links nach rechts zu lesen. Viele Mosaike stammen aus
späteren Jahrhunderten, so die erst zu Beginn
des 19. Jh. hinzugefügte Geschichte Davids und Absaloms.
In
der Zentralkuppel erscheint Christus als segnender Weltenherrscher
oder ,Pantokrator’
(nach dem alten Beinamen des Zeus) und wird von einem entsprechenden
griechischen Schriftband umfasst. In der Halbkuppel darunter
und in der Paulus-Apside ist er als Segnender mit offenem Buch
(Evangelium) abgebildet; damit nicht genug, erscheint er ein viertes
Mal oberhalb des abgebildeten Königsthrons und wie schon in der
Hauptkuppel mit noch geschlossenem Buch. Die Forschung thematisiert übrigens schon seit
längerem „das Pantokrator-Bild als Beitrag zur Legitimation byzantinischer
Herrscher” (S. 53 dieser Quelle).
Die
exzessive
Prachtentfaltung setzt in etwa auf Höhe der vergoldeten
Akanthuskapitelle ein. Angesichts der Überfülle sollen sich bei so
manchem Besucher auch klaustrophische Empfindungen einstellen. Zu
sehen sind zwar viele kunsthandwerklich reizvolle Details, darunter
humoristische wie die Medaillons zweier grau- und weißmähnigen
Löwen direkt über dem Thron, der Gesamteindruck aber ist sicherlich für so manchen Besucher schwer erträglich. Einige Holzdecken der
Kapelle überraschen allerdings durch ein maurisches
Stalaktit- oder Muqarnadekor,
das wir in vielfältiger Ausführung –
oft
auch in Stuck, Keramik oder (Back-)Stein –
im
muslimisch geprägten Andalusien wiederfinden
werden. Im
Zentrum der Holzdecken finden sich etliche
achtzackige, von
helleren kufischen
Schriftbändern
eingefasste Sterne. Auch die auf Granit- und Marmorsäulen ruhenden
Arkadenbogen, die das Hauptschiff von den
Seitenschiffen abgrenzen, sind offensichtlich durch die maurischen
Hufeisenbogenarkaden
inspiriert.
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