Inmitten
vieler Besucher schreiten wir zunächst auf den
sogenannten Concordiatempel
zu, der seinen Namen einer in der Nähe aufgefundenen
und ihm ahistorisch zugeordneten römischen
Inschrift verdankt. Er gehört zu den besterhaltenen
griechischen Tempel überhaupt. Denn um 600 n. Chr. hatte man ihn zu
einer christlichen Basilika umgebaut, dabei
freilich neu ausgerichtet, die Wände der Cella
mit 12 Bogen durchbrochen und die Zwischenräume der
Säulen ähnlich wie beim Athenatempel
in Syrakus vermauert. Mitte
des 18. Jh. wurde die Kirche im Zuge der
Restaurierung der anderen Tempel profaniert
und wieder zum Tempel mit frei stehenden Säulen
zurückgebaut; die Cellawände hat man aber so durchbrochen
stehen lassen.
Wegen
des sehr unebenen Geländes errichteten die Architekten den Tempel
auf einem streckenweise übermannshohen Stufensockel.
Und lösten den alten „Dorischen
Eckkonflikt”
über
die seltene „doppelte Eckkontraktion”
für den Triglyphenfries. – Jahre nach unserem
Besuch hat man den Tempel wie andere auf diesem Höhenrücken mit
einem rötlichen Schutzanstrich versehen.
In
unmittelbarer Nähe des Concordiatempels
kommen wir an frühchristlichen, in den
Kalksteinboden eingelassenen Grabstätten aus der Zeit vom 3.
bis 9. Jh. vorbei. Die Toten wurden meist ohne Sarkophag in
Gruben beigesetzt, manche in Embryostellung. Andere haben
höhlengleiche Grabstätten im Gestein oder in der Stadtmauer
erhalten, oft waren dies bogenförmig ausgehauene Nischen
(Arkosolia). Im Umkreis des Tempelareals liegen
weitere Nekropolen aus griechischer, römischer und
byzantinischer Zeit.
An
Olivenbäumen, Agavenstauden und Kakteen entlang führt uns der gut
ausgebaute Weg in östlicher Richtung weiter bis zum ,Heratempel’,
der an dieser Hügelseite die Tempelreihe majestätisch abschließt.
Auf annähernd 100 Treppenstufen steigen wir zu ihm empor.
Mit 38 x 17 m Grundfläche hat er ungefähr dieselben Maße wie der ,Concordiatempel’.
Um 1785 wurde er zum ersten Mal restauriert, die damals
wiederaufgerichteten 13 Säulen
der Nordseite tragen wieder ihren Architrav, etliche andere stehen
ohne Kapitell oder nur als Stümpfe da. Der östlichen Eingangsfront
vorgelagert ist der große Opferaltar, auf dem sich nun immerzu
Besucher niederlassen.
Wir
gehen zurück und erblicken kurz vor dem Ruinenfeld des Zeustempels
das römische
Heroon,
das man lange Zeit als Mausoleum des Alleinherrschers Theron von
Akragas ausgegeben hatte. Vermutlich ließen es die Römer
zu Ehren der in den Punischen Kriegen Gefallenen errichten,
womöglich nach der siegreichen Schlacht von Agrigentum (261 v.
Chr.). Das Monument soll ursprünglich einen pyramidenförmigen
Aufbau getragen haben.
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