Quellen: www.google.com/culturalinstitute/beta/exhibit/GwJiTsjfoLq0KA https://imageproxy.viewbook.com/76685/a5006f96af78e62f8cde308c8cbd0051_hd.jpg?fit=max&w=640
http://mysicily.co.uk/wp-content/uploads/2017/01/museo-agrigento.jpg
Kaum mehr kenntlich ist das schon um 480 v. Chr. errichtete Olympieion, der einst so gewaltige Tempel des Olympischen Zeus. Dieser mit einer Grundfläche von 113 x 56 m größte aller dorischen Tempel macht immer noch den Eindruck, wie am 25.4.1787 von Goethe in seiner ,Italienischen Reise’ beschrieben:
„Dieser
liegt weit gestreckt, wie die Knochenmasse eines Riesengerippes
inner- und unterhalb mehrerer kleinen Besitzungen, von Zäunen
durchschnitten, von höhern und niedern Pflanzen durch-
wachsen.
Alles Gebildete ist aus diesen Schutthaufen verschwunden
außer einem ungeheueren Triglyph und einem Stück einer demselben
proportionierten Halbsäule. Jenen maß ich mit ausgespann-
ten
Armen und konnte ihn nicht erklaftern, von der Kannelierung
der Säule hingegen kann dies einen Begriff geben, daß ich, darin
stehend, dieselbe als eine kleine Nische ausfüllte,
mit beiden Schul-
tern anstoßend. Zweiundzwanzig
Männer, im Kreise nebeneinander gestellt, würden ungefähr die
Peripherie einer solchen Säule bilden. Wir schieden mit
dem unangenehmen Gefühle, daß hier für
den Zeichner <Goethes
Begleiter Ch. H. Kniep> gar
nichts zu tun sei.”
Das
abgebildete Ölgemälde, das der Architekt Leo v. Klenze im April 1828
Goethe zum Geschenk machte, zeigt noch die aufrecht stehende acht Meter
hohe Figur eines Telamons. Heute liegt auf dem Tempelgelände lediglich
eine Replik da, deren Original im Regionalmuseum
von Agrigent aufgestellt wurde. Dieser Telamon hat wie auch die anderen
37 Kolosse die Gesichtszüge der von Theron bei Himera soeben
(480 v. Chr.) geschlagenen Karthager, die nach ihrem Sieg ein
dreiviertel Jahrhundert später verständlicherweise als erstes
den Zeustempel zerstörten. Man
nahm bislang an, dass er wegen seines nicht nachweisbaren Daches
unvollständig war, mittlerweile jedoch vermuten Archäologen, daß er
unter freiem Himmel stehen sollte (als Hypäthraltempel). Auch
weist der Tempel die von Goethe erwähnte Besonderheit von Halbsäulen
auf; die Kolonnade im unteren Bereich erhielt zudem Zwischenwände mit
Podesten für die aufgereihten Telamone. – Die
Trümmer des Olympieion wurden immerfort als Baumaterial genutzt,
insbesondere Mitte des 18. Jh. für die nahegelegene Hafenanlage von
Porto Empedocle.
Nach Besichtigung auch des nahegelegenen, durch ein Erdbeben zerstörten Heraklestempels suchen wir nach dem einzigen tatsächlich im Tal unweit des Flusses Akragas liegenden Tempel des Asklepios.
Goethe fand seine Ruine von einem Johannisbrotbaum
beschattet, und ich will nachschauen, was daraus geworden ist.
Jedoch ist das Zugangstor verschlossen, wohl deshalb, weil sich dort
eine Außenstelle des landwirtschaftlichen Ministeriums
angesiedelt hat. Die Tempelanlage war mit einem Opferaltar, mit Behandlungsräumen und einem Brunnen für
rituelle Reinigungen ausgestattet und zeigte auch
Statuetten, die als Stellvertreter der zu heilenden oder
geheilten Gliedmaßen und Organe zu Seiten einer Statue des Halbgottes angebracht waren.
Die. 19.8.2003:
In
der Frühe besuchen wir das etwa einen Kilometer von den
Tempelanlagen entfernte und im Zentrum der antiken Stadt gelegene
Archäologische
Museum. Neben regionalen Funden sind hier jene
Kolossalstatue des Telamon und auch ein
Modell des Tempels mit seinen insgesamt 38 das steinerne Gebälk
stützenden Telamonen ausgestellt.
In
der angrenzenden Kirche San Nicola möchten wir uns
noch die von Goethe so bewunderten Reliefs des „Phädra-Sarkophags”
ansehen, doch ist das Portal gegenwärtig verrammelt. –
Mit
Ketten versperrt ist auch das einige Kilometer weiter östlich
gelegene Eingangstor zum Heiligtum
der Demeter (Ceres)
und
ihrer Tochter Persephone (Proserpina alias ,Kore’). Wird die Anlage
gegenwärtig restauriert? Das Fresko mit dem auf Sizilien
verorteten Raub der Persephone durch Hades hatten wir 2001
in Vergína
neben
der Grabstätte Philipps II. von Mazedonien besichtigt und
möchten uns jetzt durch die Ketten nicht davon abhalten
lassen. So versuchen wir es denn auf eigene
Faust, kommen aber in dem bald unwegsamen Gelände nicht weit.
Und schwenken zuletzt in den benachbarten christlichen
Friedhof
ein,
auf dem soeben an einer großen marmornen
Familiengruft gearbeitet wird. Auf etlichen
Grabsteinen sind übrigens außer hohen Auszeichnungen auch die
zuletzt erreichten Berufsgrade wie „1. Bankkassierer”
zu
lesen.
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