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Luftbild der 2013 in Angriff genommenen Grabungsschnitte im nordwestlichen Bereich der Unterstadt von Tíryns
(die orange gestrichelte Verbindungslinlien auf den Grabungsstegen stammen von mir, H.F.)


Oben Fresken des Palastes vom Tíryns: Frauen in einem Jagdwagen – florales Spiralmuster–
Einzelfigur aus einer Frauenprozession
Darunter der große Goldsiegelring (Empfang einer Prozession von vier Fabelwesen)
sowie eine farbliche Rekonstruktion der Frauenprozession anhand der erhaltenen Fragmente

Quellen: www.dainst.blog/190JahreDAI/tag-73-tiryns-wichtiges-zentrum-des-bronzezeitlichen-europas/   https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/tiryns1912a/0001 ('Tiryns: die Ergebnisse der Ausgrabungen', Wiesbaden 1912)  

http://benedante.blogspot.com/2015/09/gold-signet-rings-of-minoan-and.html   https://publications.dainst.org/journals/efb/1628/4523

 


Die Wohnsiedlungen im Umkreis der Burg werden erst seit ungefähr dem Jahre 2000 freigelegt. Die jüngsten Grabungen konzentrieren sich auf die Wohnquartiere der Nach­pa­last­zeit um 1200 bis 1050 v. Chr., darunter das abgebildete nordwestliche Quartier der Unterstadt. Schon gegen Ende der Palastzeit hatte man nach Überschwemmungen die­ses Ge­biets ei­nen Damm angelegt und den Wildbach über einen Kanal in ein neues Bett umgeleitet, sodass die Unterstadt bald nach der Brandkatastrophe neu besiedelt werden konnte. Durch die Grabungen erwartet man nun spezielle sozial- und kulturgeschichtliche Aufschlüsse, da für Tíryns im Gegensatz zu den anderen my­ke­ni­schen Burg­sied­lun­gen ein er­heb­li­cher Be­völ­ke­rungs­zu­wachs und ein relativ hoher Lebensstandard festzustellen war.

    Der oben abgebildete gol­de­ne Siegelring gehört zu einem größeren Schatz, den 1915 Mitarbeiter des Archäologen Apostolos Arvanitopoulos in einem megaronähnlichen Ge­bäu­de der nord­öst­li­chen postpalatialen Unterstadt fanden. Es dürfte ein herrschaftlicher Kultschatz (keimélion) gewesen sein, da die mei­sten Fund­stücke – Schmuck und Zeremonialgeräte – zwar aus dem 13. und 12. Jh. v. Chr. stam­men, an­de­re aber wie dieser größte Goldsiegelring der ägäischen Bronzezeit bis auf das 15. Jh. zurückgehen. Das Siegelmotiv zeigt of­fen­bar ein Frucht­bar­keits­ri­tu­al: Un­ter­halb von Son­ne und Neumondsichel empfängt eine thronende Herrscherin oder Göttin (De­me­ter?) mit er­ho­be­nem Kelch eine mit Trank­op­fern zwi­schen Wei­zen­äh­ren her­an­schrei­ten­de Pro­zession von Fabelwesen (mit Tiermerkmalen von Löwe und Insekt).


Auch die Untersuchungen der Oberburg sind noch nicht abgeschlossen. Unter den Fresken des um 1250 v. Chr. neu errichteten Palastes ist es vor allem die Frauenprozession, die den auch kultisch hohen Rang des Me­ga­rons belegt. Populär wurde die schon von Schliemann und Dörpfeld abgebildete Einzelperson, die aus über 600 Freskenfragmenten beinahe le­bens­gro­ßer Frau­en­fi­gu­ren rekonstruiert wurde. Die­se Wandgemälde der Prozession zogen sich von der Vorhalle und dem Vorraum des Megaronbereichs bis in den Hauptraum hin­ein. Jüngst fand man wei­te­re Freskenreste im Brand­schutt der zerstörten Oberburg, wodurch zum ersten Mal eine genauere Rekonstruktion etwa der Gewandfalten und -muster der wohl 14 Frauen mög­lich wur­de. Die Wespentaillen der Frau­en wie die jener Fabelwesen belegen ein andermal die engen Kontakte zwischen dem mykenischen und dem kre­tisch-mi­no­i­schen Kul­tur­kreis. So zeigt auch ein Wand­ge­mäl­de in der Vorhalle des mykenischen Palastes von Pylos eine Prozession mit Frauen und Männern, die sich wohl mit ei­nem – den Kre­tern hei­li­gen und dort gleich­falls in Opferprozessionen dargebrachtenStier ebenfalls auf den Thronsaal hin­be­wegt.

   Man könnte sich noch fragen, warum auf keinem der Wandgemälde Szenen mit den mythischen, ungefähr auf das 14. Jh. v. Chr. datierten Königen von Tíryns zu sehen ist, mit Per­seus etwa oder Amphitryon. Nun, diese von antiken Literaten stammenden Datierungen waren ziemlich willkürlich; die griechische Mythologie gewann ja erst seit un­ge­fähr 800 v. Chr. eine feste Gestalt, durch Homer und Hesiod, und so dürften jene Königsmythen sich erst nach der mykenischen Palastzeit bestimmt genug herausgebildet ha­ben.


*

Wir verlassen „die festummauerte Tiryns (so Homer im Schiffskatalog der Ilias) und erreichen nach kaum einer halben Autostunde unser Hotel in Toló am Argolischen Golf. Von hier aus wollen wir morgen früh zu dem Amphitheater von Epídauros und nachmittags auf dem Rückweg nach Náfplion fahren.


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