Quellen für die beiden ersten Fotos: Google Maps („Archeological Museum of Mycenae” und dortiges Bilderangebot) Quellen für die Exponate (von oben links nach unten rechts): https://lh5.googleusercontent.com/p/AF1QipOQtIxKLBElcuE_bSzd52IrA8sviIRInegtUYcY=w600-h988-p-k-no http://a52.idata.over-blog.com/333x500/3/18/39/95/19--mars-2011/Mars-2011-01/685g4-Musee-de-Mycenes--poupee-articulee.JPG
Wir fragen uns, warum Mykéne nicht wie etwa die antiken Stätten von Itkaka, Olympia, Pylos, Sparta, Epídauros oder Korinth ein eigenes Museum erhalten hat. Alle von Schliemann gefundenen Grabbeigaben wie die goldene Totenmaske eines mykenischen Fürsten aus vortrojanischen Zeiten werden wir erst Jahre später im Mykenischen Saal des archäologischen Nationalmuseums Athen ausgestellt sehen. Gewiß, Mykéne liegt vom Dorf Míkines gut 2 Kilometer entfernt, doch könnte man nicht wenigstens hier wie im Dorf Chora für die Funde im Palast des Nestor ein kleines Museum mit Repliken erbauen? Übrigens hatte schon Schliemann 1876 visionär und zugleich wie selbstverständlich von einem „Mykenae-Museum” gesprochen (vgl. http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schliemann1892/0059?sid=50545103032e4db7da6a942cc9ed6a63).
Postskriptum 2019: 2003 wurde am Nordhang der Grabungsstätte ein bald vielgelobtes Museum eröffnet, das sich mit seinem Polygonalmauerwerk für die Außenmauer und sogar die Dachstruktur seiner Umgebung anschließt. Es verfügt gegenwärtig über 2500 Fundstücke und stellt auch Repliken der dem Archäologischen Nationalmuseum Athen vorbehaltenen Originale aus. Wie für den sogenannten Palast des Nestor in Pylos belegen viele Grabungsfunde, dass es nach der griechischen Eroberung Kretas (um 1430 v. Chr.) einen regen Austausch zwischen beiden Kulturen gab und deutet einiges auf die Tätigkeit minoischer (Kunst-)Handwerker auch an den mykenischen Höfen hin. So fanden sich für das abgebildete Stierkopf-Rhyton mit den vergoldeten Hörnern oder die Huttracht der Gliederpuppe minoische Pendants etwa in den kretischen Palästen von Knossos oder Agía Triáda.
Auch wenn Agamemnon, „der König der golddurchstrahlten Mykene” (Ilias VII, 180), bei Homer als Heerführer der Griechen mitunter erstaunlich rücksichtslos und kurzsichtig agiert, so war doch das historische Mykene keine den Gegner gnadenlos auslöschende Militärmacht, sondern wusste dessen Vorzüge aufzunehmen. Nur auf diese Weise konnte Mykéne zum Hegemon Griechenlands werden und „mykenisch” den Kulturkreis eines halben Jahrtausends bezeichnen.
PPS November 2019: Seit unserem Besuch haben sich die Archäologen vor allem der bislang vernachlässigten Vorstadt von Mykéne zugewandt. Seit 2003 entdeckte man hier mittels geophysikalischer Verfahren weitere Siedlungsbereiche, die vereinzelt mit Tor und Befestigungswall versehen waren. Bislang am besten dokumentiert wurde eine Ansiedlung auf halbem Wege zwischen dem „Grab des Agamemnon” und der Akrópolis. Auch publizierte man zum ersten Mal einen archäologischen Atlas, der über 750 Gebäude und andere Objekte für den postpalatialen Zeitraum vom 13. bis zum 6. Jh. v. Chr. verortet.
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