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Das Löwentor von Mykéne, so benannt nach seinem Steinrelief im Entlastungsdreieck: Mit ihren Vordertatzen stützen sich die antithe­ti­schen Tiere auf zwei Altäre mit einer darauf stehenden Säule (wohl das Symbol der das Herrscherhaus beschirmenden Großen Göttin). Daneben die Vorder- und Rückseite des Löwentores 1805 ( Reproduktionen der Zeichnungen von Edward Dodwell)

 


 
Ähnliche Sakralmotive: Siegel aus dem kretischen Knossos mit Löwen; Elfenbeinplättchen aus Mykéne mit Flügelgreifen;
Gemme aus Ostkreta mit Löwen
Quellen: www.scinexx.de/dossierartikel/ende-einer-grossmacht/   http://argolida-net.blogspot.com/2017/01/blog-post_361.html   www.wikiwand.com/en/Lion_Gate
http://archaeologicalresource.com/Books_and_Articles/Tree_and_Pillar_Cult_Medit_Evans_1901/Tree_and_Pillar_Cult-Mediterranean_Evans.html?i=1 


Vor dem Verlassen der Burg sehen wir uns noch das nun nicht mehr von Besuchergruppen umlagerte Löwentor näher an. Um 1250 erbaut, war es immer sichtbar geblieben und seit dem frü­hen 19. Jh. durch Lithographien ins­be­son­de­re von Magnus v. Sta­ckel­berg (1812) und Edward Dodwell (1821) europaweit bekannt geworden. Zeichnungen wie die abgebildeten von Dod­well dokumentieren den Anblick des halb verschütteten Tores, der sich ungefähr so noch Schliemann zu Beginn seiner Freilegungsarbeiten im August 1876 bot.

 

Die beiden Tiere in dem Relief über dem Torsturz deutete Schliemann als Löwen und berief sich bei seiner In­ter­pre­ta­ti­on des Frie­ses auf ent­sprechende mythologische Quel­len. Jüngeren Stu­di­en zufolge könnten es auch Löwinnen oder (Löwen-)Greife gewesen sein. Als mögliche Herkunft dieses Motivs wird oft Vorderasien genannt, näherliegend freilich wä­re das minoische Kre­ta, das seinen Eroberer Mykéne kulturell erheblich bereichert hatte. So finden sich denn auch Sakralmotive wie die mit den oben abgebildeten Löwen- und Greifenpaaren öfter unter den kre­ti­schen Gra­bungs­fun­den von Arthur Evans.

   Die vermutlich dem Heran­tre­ten­den zugewandten Köpfe der Tie­re, so Schliemanns Be­fund, wa­ren entgegen der allgemeinen Annahme nicht abgeschlagen, sondern demontiert worden, da er an ihren Hälsen Löcher für Bolzen fand. Die Köpfe waren seiner Vermutung nach aus Bronze ge­gos­sen und womöglich ver­gol­det ge­we­sen, während man mitt­ler­weil­e auch Speck­stein oder Elfenbein in Erwägung zieht. Für den Maler, Altertumsforscher und Reiseschriftsteller Dodwell war diese älteste bislang in Europa gefundene Großplastik im „ägyptischen Stil” ge­ar­bei­tet, während die spätere Forschung eher eine vorderasiatische Prägung in Betracht zog, die also vermutlich zunächst von den minoischen Kretern adaptiert worden war.

   Dodwell hatte zum Löwentor noch angemerkt, dass der Zugang, der gewaltige Torsturz, das Entlastungsdreieck und andere Baudetails weitgehend der Konstruktion des so­ge­nann­ten Schatz­hau­ses des Atreus und der anderen mykenischen Kuppelgräber entspricht und beide Bautypen darum aus demselben Zeitraum stammen müssten. Bautechnisch jedenfalls er­for­dert die zy­k­lo­pi­sche Konstruktion einen Entlastungsstein über dem Portal; dessen spezielle Dreiecksform stimmt harmonisch mit der Aufstellung von antithetisch eine Säule flankierenden Tie­ren über­ein.

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