unserem
Hotel in dem Dorf
Almiros noch
mehrere umliegende
Haine.
Das für zwei Übernachtungen gebuchte „Messinian
Bay
Hotel”
liegt
einige
Kilometer schräg
gegenüber der langen Seepromenade Kalamátas,
deren Lichtergefunkel in mancher Abendstunde zu
irisieren scheint. Beim heutigen Abendessen
draußen verlässt ein Gast demonstrativ die Terrasse, als in der
Nähe eine Disco zu lärmen beginnt (die jedoch
nach zehn Minuten wieder Ruhe gibt).
Freitag, d. 22.8.1997:
Für
diesen Tag haben wir einen Abstecher nach Pylos
alias
Navarino an
Messeniens Westküste vorgesehen. Als bei der Ausfahrt aus Kalamáta
ein LKW-Fahrer beim Einsatzhorn eines
Motorradpolizisten noch in eine
Kreuzung einfährt, wird er von dem Polizisten regelrecht
angeschnauzt, nur kurz zwar, aber um so heftiger. Die Straße führt
bald durch unabsehbar ausgedehnte Olivenhaine; die
Region Kalamáta ist wie Messenien überhaupt
europaweit bekannt für diese handgeernteten dunkelvioletten
Kalamon-Oliven. Nach einer guten halben Stunde zeichnet sich die
Hügelspitzen der hinter Pylos liegenden
Insel Sphakteria ab; wir kommen nun immer öfter an Riedgräsern
und Binsen vorbei und fahren zuletzt hinunter in die sich weit
öffnende Bucht von Pylos sowie auf Serpentinen
ins Zentrum dieser Kleinstadt. Etliche
Frachtschiffe liegen in der Bay vor Anker, darunter Tanker, von denen
wir einen am nächsten Tag in der Bucht von Kalamáta
wiedersehen.
Wir
setzen uns auf den Molenrand und betrachten die Fischschwärme, die
sich drunten tummeln. Ein Taucher schnorchelt hin und her,
Ausflugsboote nehmen Kurs auf die Engstellen der
Bucht, keines aber hält, um nach den Wracks der türkischen Schiffe
aus der Seeschlacht von Navarino (1827) Ausschau zu halten, von
denen bei ruhiger See wie heute das eine oder andere gut zu
sehen
sein soll. – Im Ortszentrum herrscht ein reges Treiben.
Die Einlösung eines Euroschecks zieht sich über
eine halbe Stunde hin; derweil ich 20 Minuten zu warten habe, bis die
fünf Personen vor mir bedient sind, kommt ein heftiger
Disput zwischen einem älteren griechischen Herrn
und drei Bankangestellten auf, bis
jener unverrichteter Dinge wieder abziehen
muss. Die Kassiererin erkundigt sich noch in
englischer Sprache nach der Bedeutung des „Dr.” in
meinen Dokumenten.
Die
Bucht hat eine eindrucksvolle militärische Vorgeschichte, für die
ich etwas weiter ausholen möchte: Während des Peloponnesischen
Krieges suchte im
Jahre
425
v. Chr.
der
athenische General Demosthénes mit einigen
Schiffen in der 5 km langen Bucht vor einem Sturm Zuflucht.
Während die Hauptflotte bald weiter gen Sizilien segelte,
verschanzte er sich bei dem nördlichen Vorgebirge Koryphasion,
von wo aus er Spartas Sklaven aufzuwiegeln plante. Das Gebiet
gehörte zum Herrschaftsbereich Spartas, und nach kurzer Zeit
waren diese Lakedämonier zu Lande und zur See vor Ort. Ihre
Anlandung aber konnte von den Athenern in tagelangen
Kämpfen abgeschlagen werden. Dabei wurde der spartanische
Feldherr Brasídas
schwer
verwundet und ließ, ohnmächtig geworden, seinen Bronzeschild
in die See fallen. Den an Land getriebenen Schild nahmen die
Gegner an sich und stellten ihn nach ihrem Sieg als Trophäe
in Athen aus. Es könnte sein, dass dies der abgebildete, in den
1930er Jahren in einem Brunnen von Athens Agorá
ausgegrabene Schild mit der eingepunzten – und im Foto kaum sichtbaren – spöttisch-lakonischen Auskunft
ist: „Die
Athener nahmen dies in Pylos von den
Lakedämoniern”
(ΑΘΗΝΑΙΟΙ
ΑΠΟ ΛΑΚΕΔΑΙΜΟΝΙΩΝ ΣΚΠΥΛΟ). Und ist dies nicht
zugleich ein Spiel mit Leonídas'
geflügelter Antwort
(ΜΟΛΩΝ
ΛΑΒΕ) auf Xerxes' Aufforderung, die Waffen zu strecken?
Noch
vor dem Seegefecht hatte sich eine Truppe von 420 spartanischen
Hopliten auf der langgestreckten Insel
Sphakteria
festgesetzt, um der bald zu erwartenden Hauptflotte der Athener
keinen Stützpunkt zu ermöglichen. Als die beiden Zufahrten in
die Bucht nicht, wie eigentlich geplant, blockiert wurden und die
zurückgekehrte athenische Hauptflotte Spartas Schiffe aus
der Bucht drängen konnte, waren jene Hopliten auf der Insel
isoliert. Zwar
konnten sie durch Taucher und nächtliche Ausbrüche ihrer
Heloten mit Nahrungsmitteln versorgt werden, wurde
aber durch athenische Verstärkungstruppen
von mehreren Tausend Mann in ihre Verschanzung
zurückgedrängt. Die
Spartaner kamen nicht einmal in den von ihnen bevorzugten
Nahkampf, sondern wurden durch viele Pfeile und Speere auf
Distanz