Auch bei dem gut 200 Meter entfernten und durch den Alpheios von der Agorá abgetrennten antiken griechischen Theater wird gegraben. Als wir dort eintreffen, machen einige jugendliche Helfer gerade Schicht und werfen Schaufeln und Picken im hohen Bogen hinunter in die Szene. Das damals mit der Agorá durch eine Brücke verbundene Theater war nach Pausanías mit annähernd 20.000 Sitzplätzen das größte Griechenlands. Von den 50 bis 60 Sitzreihen haben sich nur noch die unteren erhalten. So plünderte der Türkenbekämpfer Kolokoktronis in den 1820er Jahren das Theater für den Ausbau seiner Festung Karítena, wobei er immerhin die seitlichen Stützmauern stehen ließ.
Dem Theater direkt gegenüber lag „Die Halle der Zehntausend”, die Versammlungsstätte des Arkadischen Bundes. Nach dem Architekten, der für einen besseren Blick auf den Redner eine einzigartige radiale Anordnung der Säulen konzipierte, hieß das Gebäude auch „Thersileion”. Wie die Grafik zeigt, bildet seine säulenumstandene Vorhalle eine architektonische Einheit mit dem Bühnenvorbau (Proskenion) des Theaters. Die danebenliegende Skenothek diente wahrscheinlich als Lagerhalle für eine bewegliche Holzbühne, die erst in römischer Zeit durch ein steinernes Proskenion ersetzt wurde.
Heutige Besucher der Grabungsstätten von Megalópolis haben zu Recht das Fehlen von Informationstafeln beklagt.
Nebenbemerkung Mai 2019: Wie (Torf-)Moore sind auch Braunkohlelagerstätten oft Fundgruben für Fossilien, so auch in der kaum zwei Kilometer von dem Kraftwerk Megalópolis entfernten Ortschaft Marathousa. In dieser durch den Braunkohletagebau und Schrottabfälle aller Art unglaublich verwüsteten Industrielandschaft entdeckten Forscher der Universität Tübingen und des zuständigen südgriechischen Ephorats 2013 die Überreste eines dort vor 300.000-600.000 Jahren geschlachteten Europäischen Waldelefanten und in der Nähe entsprechende Steinwerkzeuge. Die Fundstätte liegt an einer Hauptwanderroute des Frühmenschen von Afrika nach Europa und Asien. – Das helle Objekt auf dem linken der beiden Grabungsfotos ist der mit einer Schutzhülle aus Gips gesicherte Elefantenschädel, der schon ein gutes Jahr vor den anderen Skelettresten freigelegt wurde.
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Die Innenstadt von Megalópolis verlockt uns nicht zu einem Aufenthalt und so fahren wir eine gute Stunde weiter bis zu unserem Tagesziel Kalamáta am Golf von Messenien. Bei dem großen peloponnesischen Erdbeben von 1986 wurde die Stadt weithin zerstört; nahezu die Hälfte der Einwohnerschaft verließ Kalamáta, die übrigen hausten jahrelang in Baracken und Schiffen oder in Containern. Uns fallen jetzt keine größeren Schäden mehr auf, jedoch hier und in der Umgebung etliche dieser relativ erdbebensicheren Stahlbetonskelette, in die oft erst nach vielen Jahren die Wände eingemauert werden. Auf einem kilometerlangen palmengesäumten Boulevard kommen wir in die Innenstadt und durchfahren auf der Suche nach