Quellen: www.battle-of-thermopylae.eu/_images/gallery/monuments/thespians/thespians_front_approach_5.jpg https://deacademic.com/pictures/dewiki/116/07c44da900a2661a9fd09a7e03a9f1d5.JPG https://kultur-online.net/sites/default/files/35052-3505202.jpg
Sa. 25.8.01:
Auf der Weiterfahrt von Vólos nach Athen haben wir längere Zeit den Pagasitischen Golf zur Linken und kommen beim Umfahren des Golfs von Malia auf das Kallídromon-Gebirge zu, an dessen Fuß der Engpass der Thermopylen liegt. Bei dem links der Autobahn A 1 errichteten Marmordenkmal an die vermutlich im August 480 v. Chr. ausgetragene Schlacht zwischen den Griechen unter dem Spartanerkönig Leonídas I. und den Persern unter Xerxes I. halten in einem fort Pkws und Busse, während bei der eigentlichen Gedenkstätte auf der gegenüberliegenden Straßenseite niemand zu sehen ist. Durch Büsche halb verborgen, liegt hier ein flacher Hügel, auf dem die durch den Verrat des Ephiáltes umgangenen Spartiaten und Thespier ihr letztes Gefecht schlugen. Am Platz eines verschollenen antiken Löwendenkmals kann man nun auf einer schlichten rötlichen Marmortafel das Epigramm des Simonídes lesen, das wir Schüler in Schillers Übersetzung (1795) kennengelernt hatten: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten,/ Du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.”
So manches Knabenherz dürfte bei der Schilderung der Schlacht höher geschlagen haben. In Gesellschaften mit ausgeprägter Befehlskultur wurde dieser Opfergang jedoch immer wieder missbraucht. In seiner Rede zur Rechtfertigung der sich abzeichnenden katastrophalen Niederlage in Stalingrad berief sich Reichsmarschall Göring am 30. Januar 1943, Tage vor Einstellung der meisten Kampfhandlungen, auf Leonídas als Vorbild für Deutschlands Heimatverteidigung(!): „Kommst du nach Deutschland, so berichte, du habest uns in Stalingrad liegen gesehen, wie das Gesetz, das heißt, das Gesetz der Sicherheit unseres Volkes, es befohlen hat.”
Wie die Historikerin Helena P. Schrader betont, gab es allerdings kein spartanisches Gesetz, das generell einen Rückzug oder die Kapitulation untersagt hätte; sie legte daher das Wort des Simónides neu aus: Es hätte nur für die Spartiaten gegenüber ihrem königlichen Oberbefehlshaber Leonídas gegolten, der selber aber frei entscheiden konnte. Wie für die Seeschlacht von Pylos anzumerken war, nahmen denn auch 425 v. Chr. die auf der Insel Sphakteria festsitzenden spartanischen Hopliten nach Rücksprache mit Sparta das Kapitulationsangebot der Athener an.
Die drei Tage der Thermopylen-Schlacht ermöglichte dem griechischen Hauptheer den geordneten Rückzug; Athens Bevölkerung wurde auf die gut befestigte Insel Sálamis evakuiert, wo Themistokles die Wochen später unter Beteiligung der spartanischen Flotte gewonnene Seeschlacht vorbereitete. Die Perser verwüsteten zwar zuvor Athen und ganz Attika bis hinunter nach Kap Soúnion, wurden aber im Sommer 479 v. Chr. durch die Landschlacht bei Plataiaí endgültig aus Griechenland vertrieben.
Neben dem 1955 eingeweihten Denkmal für die Spartiaten mit der übermannshohen Statue des Leonídas hat man 1997 ein bescheideneres für die 700 gefallenen Thespier errichtet; die geflügelte kopflose Bronzestatue verkörpert in Gestalt des in Théspeia besonders verehrten Gottes Eros zugleich den anonymen Zusammenhalt der Gefallenen. Die 400 Thebaner freilich, die Leonídas laut Herodot wegen ihrer perserfreundlichen Einstellung als potentielle Überläufer in Geiselhaft genommen und zum Mitkämpfen genötigt hatte, ergaben sich den Persern und erhielten trotz eines historisch argumentierenden Rehabilitierungsversuchs durch Plutarch bislang kein Monument.
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