Quellen:
www.e-architect.co.uk/images/jpgs/portugal/rossio_station_lisbon_bm070508_cfernandoguerra_4.jpg
https://tingslisbon.files.wordpress.com/2015/08/rua_augusta_from_arco_da_rua_augusta_viewpoint_2014-06-28.jpg?w=1180 (by Reino Baptista)
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Lisboa_-_Elevador_de_Santa_Justa_(1).jpg
Gegen
Abend spazieren wir die Avenida da Liberdade hinunter und lassen uns
bald schon beim Anblick des Rossio-Bahnhofs
zum Eintreten verlocken. Um 1890 im neomanuelischen Stil erbaut,
kann er auf den ersten Blick für ein Rathaus oder Stadtpalais
gehalten werden. Seine nach Emanuel I. benannte und stark maurisch
inspirierte Architektur erinnert in Ornamenten wie dem steinernen
Schiffstauwerk und einer Armillarsphäre zugleich an die großen
portugiesischen Entdeckungsfahrten und Kolonialgründungen um 1500.
Solche oft maritimen Reliefsymbole finden wir Tage später auch
am Torre
de Belém
vor. Die beiden hufeisenförmigen Portale des Rossio-Kopfbahnhofs
deuten stilgeschichtlich auf die andalusisch-maurischen Hufeisenbögen
zurück, die ihrerseits eine spezielle bauliche Vorliebe der
Westgoten aufgenommen hatten.
Zu
unserer Verblüffung hat der Reisende für die Züge, die von hier
aus nach Sintra fahren, eine drei Stockwerke hochführende Fahrtreppe
zu den Gleisen zu nehmen! Danach würde es für ihn zunächst
zweieinhalb Kilometer durch einen 1888 in den Kalksteinfels
geschlagenen Tunnel weitergehen. – P.S.
2016: Nach
vier Jahren der Restaurierung und sicherheitstechnischen
Ausbesserung auch des Tunnels wurde der Bahnhof 2008
wiedereröffnet; dabei hat man nunmehr eine Etage für
Wechselausstellungen eingerichtet.
In
der Nähe des Bahnhofs kommt uns ein Mann entgegen, dessen Gesicht
wie ein Hahnenkammgewächs von mehreren Fleischschichten überwuchert
ist. Ein Leprakranker aus den ehemaligen Kolonialgebieten
Portugals? Schon am nächsten Tag erblicke ich in Lissabon eine
weitere Person mit einer ähnlichen Geschwulst.
Weiter
südlich erreichen wir bald die Unterstadt Baixa
Pombalina,
die ihre jetzige Gestalt dem energischen Marquês
de Pombal
verdankt.
Nach dem verheerenden Erdbeben von 1755 hatte der spätere Erste
Minister diesen für die Infrastruktur der Stadt so bedeutsamen
Bezirk unverzüglich mit einem Straßennetz in geometrischer
Gitterstruktur neu anlegen lassen. Ihre Zentralachse, die Rua
Augusta,
führt auf den Tejo zu und wird von Restaurants, Cafés und
Einkaufshäusern aller Art gesäumt, darunter etliche in ihrem Dekor
erhaltene Spezialgeschäfte aus der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Westlich der Rua Augusta passieren wir den 1902 in
filigraner Eleganz errichtete Stahlturm „Elevador
de Santa Justa”.
Wir werden diesen neogotischen Personenaufzug, der in zwei
holzgetäfelten Kabinen die Personen aus der Baixa in die Oberstadt
bringt, Tage später benutzen und eine Zeitlang auf seiner
Aussichtsplattform verweilen.
Unweit
vom Hafen lassen wir uns in einem Straßencafé des Boulevards
nieder. Ruth bestellt einen Ice-Tea und ich das schon von Phillip
Winter geschätzte „Super-Bock”-Bier. An einem der Nachbartische
amüsieren sich einige wohlsituierte Portugiesen auf Kosten eines
schwarzafrikanischen fliegenden Händlers; einer von ihnen hält
zuletzt eine Feuerzeugflamme an eine seiner vorgezeigten kleinen
Skulpturen, wohl um sie als Elfenbein-Imitat zu entlarven. Empört
beklagt sich der Mann hinterher bei einem seiner Händlerkollegen.
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