Quellen: http://ocean71.com/chapters/sing-o-goddess-the-story-of-the-man-with-a-thousand-tricks/ https://ellinondiktyo.blogspot.com/2014/09/blog-post_19.html
http://users.uoi.gr/gramisar/pdfs_docs/anaskafes_erevnes/ithaka/The_Heroon_of_Odysseus_at_Ithaca_Reconsidered_P-P.pdf
In
den beiden letzten Jahrzehnten nach unserem Ithakabesuch hat die
anderthalb Kilometer nördlich
des Pelikáta-Museums in der Nähe des Bergdorfes Exogi
gelegene ,Schule
des Homer’
bei
der Kapelle Agios Athanasios
die Favoritenrolle für den möglichen Palast des Odysseus erhalten.
Die auf abenteuerliche Weise suggestive Namenswahl
hatte sich seit langem bei der örtlichen Bevölkerung
eingebürgert und wurde so auch von Heinrich Schliemann
übernommen. Er kam nach Probegrabungen
1878
zu dem Schluss, dass lediglich „zur
classischen Zeit hier eine Stadt gestanden hat”.
Von dem verantwortlichen Priester, der die Kapelle erbaut
und für deren Boden den Schutt umliegender Ruinen
verwendet hatte, wurde ihm zudem untersagt, in dem
Boden zu graben. 1905 stieß der niederländische
Archäologe Carl Wilhelm Vollgraff bei der Kapelle
auf Relikte, die immerhin bis ins 6. Jh. v. Chr.
zurückreichen. 1930 ließ auch William Heurtley
an diesem Ort graben
und eine Brunnenkammer sowie eine breite steinerne
Treppenflucht freilegen.
Erst
die jüngste von 1994 bis 2011 von Thanasis
Papadopoulos geleitete Grabungskampagne
stellte fest, dass die Siedlung schon von spätmykenischer
Zeit (vom 11. Jh. v. Chr. an) bis zur hellenistischen
Zeit bestand. Das
zum ersten Mal freigelegte, auf zwei Terrassen erbaute Hauptgebäude
der Akropolis gleiche in vielem den
Palastkomplexen von Mykene, Pylos und Tíryns (zu
denen wir auf unserer Peloponnes-Rundreise noch kommen
sollten). Speziell die Kanalisation des
unterirdischen Brunnens entspricht nach
Untersuchungen des Wasserbauarchäologen Jost
Knauss den
Systemen von Mykene und Tíryns.
Es
dürfte kaum überraschen, dass auch Papadopoulos'
Grabungspublikation
bald
Widerspruch erfuhr und ebenso seine Deutung
der oben abgebildeten Tonplatte.
Für ihn zeigt das Segelschiff mit den Ruderern den an einen Mast
gebunden
Odysseus
und weisen die sirenenhaften Vogelwesen Frauengesichter
auf; für seine Ehefrau Litsa
Kontorli-Papadopoulou,
die ihm als Archäologin assistierte,
ist außerdem Kirkes Verwandlung von Gefährten
des Odysseus in Schweine zu erkennen. Andere
Interpreten halten das riesige Monster rechts
unterhalb des Gebirges für ein Mischwesen etwa aus Oktopus
mit dem Kopf eines Säugetiers; wahrscheinlich
soll es „die
fürchterlich bellende Skylla”
darstellen
(wie
J. H. Voß die Stelle in Vers 85 des 12. Gesangs übersetzt).
Umstritten ist ferner die Auslegung des Gebildes,
das man für einen Dreizack aus der Umgebung von
Odysseus' Todfeind Poseidon halten könnte
(auch Skylla wird in der Antike gelegentlich mit
einem Dreizack als Jagdwaffe abgebildet). Papadopoulos
und seine Ehefrau geben freilich zu bedenken, ob dies nicht
vielmehr ein Schriftzeichen der mykenischen
Silbenschrift
Linear-B
sein
könnte (die Silbe „SE”).
Wie
auch immer, diese Ritzzeichnung scheint sich nicht
allein auf die Sirenenszene
der Odyssee
zu
beziehen. Auch bezeugt diese fabelhafte, etliche
Jahrhunderte nach dem Trojanischen
Krieg angefertigte Tonplatte die
besondere odysseische Ehrfurcht dieser
Akropolis-Bewohner. Möglicherweise
hatten sie dieses Artefakt selber hergestellt.
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