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Im Pélion-Gebirge: Chíron unterrichtet Achilles im Kitharaspiel
(Wandgemälde aus Herculaneum)

Rechts oben: Das Bergdorf Makrinítsa im Pélion (mit einer Höhenlage zwischen 650 und 1000 Meter)
Unten: Die uralte Platane auf dem Dorfplatz von Makrinítsa; rechts davon eine
griechisch-orthodoxe Kirche aus dem späten 18. Jh.


Quellen: http://unordinary-world.blogspot.de/2010/05/mitologi-yunani-achilles.htmlhttp://i1.trekearth.com/photos/12282/p5174619.jpg   https://content.4ty.gr/merchants/photos/2016/12/­53219-­ENO­IKIA­ZOMENES-BILES-To-Stefani-tis-Ma­kri­nas-%7C-Polyteleis-biles---Xenonas-Makrinitsa---Pilio-diamoni-diakopes-makrinitsa-pilio%20(1).jpg

Fr. 24.8.01:

In meinem Erinnerungsgefühl von unserer heutigen Fahrt durchs Pélion-Gebirge stellt sich eine Tausendschaft an Kurven ein, erst danach die reiche Vegetation mit ih­ren Eichen, Buchen, Platanen, Kastanien- und Mandelbäumen sowie riesigen Farnen. Zunächst kommen wir an den mit villenartigen Landhäusern üppig bestückten Dorf Ano Vólos vorbei und haben bald auf den Serpentinen im Wechsel die unmittelbar zu Seite liegenden Steilwälder und weite Täler vor Augen.

    Die Häuser in den Gebirgsdörfern sind überwiegend „im pilioritischen Stil” erbaut; bis zur Mitte des 18. Jh. waren es meist schlichte quadratische Gebäude mit dop­pel­ten Außenwänden, später erhielten sie zwei oder drei turmgleich aufgesetzte Stockwerke und waren mit Schieferplatten gedeckt. Den ersten längeren Halt legen wir in dem Bergdorf Makrinítsa ein, das wegen seiner Herrenhäuser („Archóntika”) und seines einladenden Dorfplatzes mit einem reliefierten Marmorbrunnen und mächtigen Pla­ta­nen weithin bekannt ist. Solche bis an die 1000 Jahre alten Platanen kann man in mehreren Dörfern des Pélion-Gebirges bestaunen. Nach einem Spaziergang in der Ort­schaft lassen wir uns längere Zeit bei Getränk und „Süßhaarkuchen” (Ruth) auf einer meist von griechischen Tagestouristen frequentierten Terrasse der Platía nie­der. In einem Steinhaus unterhalb des Platzes und in der Kapelle der nahen Marienkirche wurden gegen Ende der osmanischen Herrschaft Kinder in der verbotenen grie­chi­schen Sprache unterrichtet. Diesen Typus der „heim­li­chen Schule” („krifó scholió”) hatten wir schon beim Be­such eines der Klöster in Kalambáka kennengelernt. In der Pélion-Region konnte sich diese Form des geistig-kul­tu­rel­len Widerstandes besonders gut behaupten, da sich viele Bewohner aus den Küstenstädten in die nur schwer zu kontrollierenden Gebirgsregionen zurückgezogen hatten.

    Der Widerstand wurde aber nicht von allen Schichten getragen, vor allem Großgrundbesitzer und der Klerus befürchteten den Verlust ihrer von den Türken eingeräumten Privilegien. – Während der deutschen Besetzung Griechenlands waren alle Dörfer des Pélion unter der Kontrolle der griechischen Befreiungsorganisation ELAS; im Herbst 1944 liefen große Teile der hier zur Partisanenbekämpfung eingesetzten Soldaten des Strafbataillons 999 zu diesen Partisanen über. Nachdem im Dezember 1944 zwei patrouillierende deut­sche Soldaten von der ELAS erschossen worden waren, exekutierte die Wehrmacht in dem östlich von Makrinítsa gelegenen Bergdorf Drákia als „Vergeltungsaktion” an­nä­hernd 130 Zivilisten.

 

Wir verlassen Makrinítsa und kommen auf der Pass-Straße nach Chánia bald an dem „Zentaurenpfad” vorbei, einem Wanderweg auch für geführte Touren. Irgendwo hier also soll man sich die Heimstatt des weisen und heilkundigen Kentauren Chíron vorstellen, der so viele griechische Helden wie Iason und Achilles erzogen und den Heilgott Asklepios un­ter­richtet hatte; Chíron galt bei manchen auch als Begründer der Chirurgie.

   Wir fahren noch eine gute halbe Stunde weiter bis zur höchsten Stelle der Pass-Straße, dem auf 1200 m gelegenen Bergdorf Chánia. Auch jetzt, im Hochsommer, ist nicht zu ver­kennen, dass dieser schrill herausgeputzte Ort das Zentrum des Skigebietes im Pélion ist. Auf dem Rückweg nach Vólos über Drákia erlauben die rasch auf­ein­an­der­folgenden Haarnadelkurven kaum mehr Ausblicke in die Landschaft und begleitet uns über eine lange Strecke hin das Geplätscher eines eingefassten Gebirgsflüss­chens.

   Am Abend gehen wir noch in Hafennähe spazieren und verbringen nach dem Essen wie gestern längere Zeit auf der Café-Terrasse.


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