Quellen: www.infotouristmeteora.gr/wp-content/uploads/2016/07/Tsotsonis_-011.jpg Foto bei Google Maps: „Kalambáka, Monastery of St. Stephen”
Schlucht, danach durch einen engen Tunnel und auf einer in den 1920er
Jahren in den Felsen geschlagenen breiten Zick-Zack-Treppe bis zum
Klosterportal hoch. Vor Jahrzehnten musste man noch an Strickleitern
emporklettern oder wurde, wie noch heute für die Verpflegung üblich,
in Netzen oder Körben hochgezogen. An der Pforte wartet ein
Mann mit Rocktüchern für die Frauen und Mädchen, doch führt meine
Begleiterin schon ein entsprechendes Improvisorium mit sich. Eine
Zeitlang verweilen wir im kühlen Innenhof und sehen den
umherschleichenden und sich putzenden Kätzchen
zu.
Der
Rundgang durch die zugänglichen Klosterräume führt uns zunächst
in das ehemalige Refektorium, das zum Klostermuseum umgebaut wurde.
Die beiden langen Bankreihen der Mönche sind noch
vorhanden und die Plätze wie zum Mahl gedeckt; an den Wänden hängen
neben Ikonen auch Ölgemälde zum Widerstand
gegen die osmanisch-muslimische Herrschaft,
darunter ein Kinder und Jugendliche in der griechischen Sprache und
Kultur unterrichtender Mönch. Ebenfalls museal aufbereitet hat man
Einrichtungen wie Küche, Werkstatt und Weinkellerei. Die Mitte des
14. Jh. errichtete und zwei Jahrhunderte später erneuerte
Hauptkirche (das „Katholikón”) ist über und über mit Fresken
ausgemalt; etliche Wandmalereien zeigen Martyrien wie die Verbrennung
eines Heiligen durch die Osmanen im 17. Jh. und als Stereotyp das
Abschlagen von Heiligenköpfen. In einem der Höfe ist ein langes
Klangbrett (Sémantron)
zu sehen, das für
die Zusammenkünfte der Mönche insbesondere zum Gebet oder zur
Mahlzeit mit einem Holzhammer variabel angeschlagen wird. Nach einem
Ossarium mit vielen auf Brettern gereihten Mönchsschädeln und
einigen ehemaligen Klosterzellen kommen wir zuletzt zu
dem Aufzugsturm mit der phantastischen Seilwinde, die in ihrem
Transportnetz Güter immer noch Güter hochhievt und früher auch die
Mönche und Besucher.
Bei
der Rückkehr von der Klosteranlage ist unser Mietwagen
von
einem Bus zugeparkt; der Fahrer ist mir freilich dabei behilflich,
zentimetergenau zurückzusetzen und auszuparken. Das
durch einen der meist tumben James-Bond-Filme bekannt gewordene
Kloster „Agía Trias” lassen wir rechts liegen und suchen das
letzte Kloster an dieser Panoramastraße auf. Es ist das
ebenfalls Mitte des 14. Jh. erbaute und seit 1961 von Nonnen bezogene
Kloster „Ágios
Stéfanos”.
1943 wurde es von der deutsche Wehrmacht bombardiert, da man
hier Widerstandskämpfer vermutete. Vor dem Einzug der Nonnen hat man
es restauriert und in jüngster Zeit auf ernüchternd
sterile Weise erneut gründlich renoviert.
Aus
einem öffentlich nicht zugänglichen Gebäude tritt eine Nonne mit
einem Glas Wasser heraus, das sie wohl ihrer beim Eingang die
Kleidung kontrollierenden Schwester bringt. Eine andere junge
Nonne hat in der Kapelle bei einem Schrein Posten bezogen und leiert
auf Anfrage ihre Standardauskünfte herunter. Auch diese Kirche
ist mit Wandbildern und Inventar derart überladen, dass mir beim
Anblick eine Volltätowierung in den Sinn kommt. Ruth fühlt sich in
dieser Atmosphäre auf
beklemmende Weise an ihre zwei, drei Jahre in einem
von Nonnen geleiteten Gymnasium erinnert. Abgesehen von den
Verirrungen eines weltverneinenden Christentums bleiben die
Metéoraklöster für mich lediglich ein Kuriosum, opulent
restauriert, aber ohne den Hauch jener geistigen und
kulturgeschichtlichen Faszination, die Griechenlands antike
Stätten noch so oft verströmen.
- 23 -