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Das 2009 eröffnete neue Archäologische Museum Pélla
 
 
 


Im Museum: Marmorstatuette vermutlich von Alexander in der Rolle des Dionysos; daneben
Tonstatuetten der Athena als Patronin von Péllas’ Rindvieh und der „sandalenlösenden Aphrodite

 

Quellen: www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g1076778-d4810395-Reviews-Archaeological_Museum_of_Pella-Pella_Pella_Region_Central_Macedonia.html#photos;aggregationId=101&albumid=101&filter=7&ff=221009504   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/48/Macedonian_Museums-40-Arx_Pellas-170.jpg   www.newsdigm.com/imgdata/newsdigm_com/201904/2019042523044546.jpgwww.livius.org/site/assets/files/17290athena_mus_pella.jpg   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/48/Macedonian_Museums-40-Arx_Pellas-170.jpg

 

Das kleine Museum bei der südlichen Zufahrtsstraße hat neben den farbigen Bodenmosaiken noch weitere Kostbarkeiten vorzuweisen. So zeigt eine Marmorstatuette wahrscheinlich den ju­gend­li­chen Alexander als den mit kleinen Hörnern bestückten Dionysos oder Pan. Zu Dionysos jedenfalls hat sich der Weinliebhaber Alexander später selber oft bekannt und sich wohl auch mit einigen Eigenschaften dieser für ihn unwiderstehlichen Gottheit identifiziert. Überliefert sind entsprechende ermunternde Appelle an seine erschöpften Krieger sowie die vielen von ihm ak­zep­tier­ten theomorphen Darstellungen etwa als des mit Widderhörnern versehenen Ammon/Zeus. Zu Dionysos scheint ihn seine Mutter Olympias herangeführt zu haben, die eine glü­hen­de Anhängerin dieses ekstatischen Kultes gewesen sein soll. Und man darf wohl annehmen, dass der junge Alexander in Díon oder auch etwa in Aigaí Aufführungen der in Pélla von Eu­ri­pi­des verfassten Bakchen sah.

   Zu dieser Hörner-Statuette passt wunderlich die Terracotta-Statue einer Athena, die einen Helm mit Kuh- oder Stierhörnern trägt. Tatsächlich wurde die Schutzgöttin der Weisheit in Pélla auch als Patronin des Rindviehs verehrt; so zeigt der Revers vieler Münzen aus Pélla und anderen Städten oder Regionen Makedoniens einen Stier oder eine grasende Kuh.

   Die Terracotta-Statuette der sandalenlösenden Aphrodite fand man unter vielen Weihgaben im Heiligtum der Aphrodite und der „Mutter der Götter”. – Anrührend, wie während unseres Mu­se­ums­be­suchs eine junge Wächterin sich die Zeit nimmt, sich immer wieder ihrem Töchterchen zuzuwenden.

Postskript 2020: Im Herbst 2009 wurde das neue „Archäologische Museum von Pélla” eröffnet. Das zweistöckige Gebäude ist nach Art eines Atriums gestaltet und soll so an die ma­ke­do­ni­schen Peristyl-Höfe erinnern. Im Eingangsbereich ist nun der Kopf des jugendlichen Alexander (von Lysipp in Marmor ausgeführt) neben jener Dionysos-Marmorstatuette zu se­hen; im alten Museum waren sie noch räumlich getrennt. Zu den neu ausgestellten Prunkstücken gehören die Funde aus den bei Pélla entdeckten 20 Kriegergräbern aus archaischer bis hellenistischer Zeit. Augen, Mund und Brust vieler Gefallenen waren mit Goldfolien bedeckt, denen ornamentale Muster, Tiere oder auch etwa ein Gorgonenhaupt eingeprägt wa­ren. Sprachgeschichtlich aufschlussreich ist eine aus Blei gefertigte Fluch- oder Zaubertafel”, die das Makedonische als einen dorischen Dialekt und nicht als eine eigenständige Bal­kan­spra­che ausweist.

 

Nach dem Museumsbesuch rasten wir in einem nahgelegenen tiefverschatteten Gartencafé und unterhalten uns radebrechend ein wenig mit dem Wirt. Wie wir dann sehen, ist es schon zu spät, um noch das eine Fahrtstunde weiter westlich gelegene Nymphaion von Míeza (bei Náoussa) aufzusuchen. Dort hatte Aristoteles den 13-jährigenen Alexander und dessen Kameraden drei Jahre lang unterrichtet. Hinsichtlich des Lehrstoffs scheint nur festzustellen, dass er ihm die Ilias zu lesen gab, was man selbstverständlich gern mit dem nach Osten führenden pan­hel­le­ni­schen Rachefeldzug Alexanders verknüpft. Sicherlich wird er ihm auch seine ethischen und politischen Einsichten nicht vorenthalten haben.

   Nach Thessaloníki zurückgekehrt, lassen wir uns auf dem Hotelbalkon ein letztes Mal zum Wein nieder. Bei günstiger Sicht soll man von hier aus bis zum Olymp schauen können, in des­sen Nähe unser ersten Reiseziel für morgen liegt.

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