Quellen: Google Maps (Pella, Griechenland) http://pella.virtualreality.gr/en.html (siehe auch: www.youtube.com/watch?v=_q5U9zTXFo4) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d0/Dionysos_on_a_cheetah%2C_Pella%2C_Greece.jpg
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Lion_hunt_mosaic_from_Pella.jpg https://humidfruit.files.wordpress.com/2011/12/at-23.jpg
Mi. 22.8.01:
Wir nehmen heute wieder den Mietwagen und fahren zu der letzten makedonischen Residenzstadt Pélla, dem Geburtsort Alexanders des Großen. Wegen der strategisch günstigeren Lage – der Fluss Loudías verband die Stadt mit dem Meer – und der besseren Anbindung an die östlichen Regionen Makedoniens verlagerte Archélaos I. schon um 400 v. Chr. die Residenz von Vergína (Aigai) hierhin, 50 km weiter in nordöstlicher Richtung. Pélla wurde bald mit geschätzten gut 20.000 Einwohnern zur größten Stadt Makedoniens; die Straßen waren nach dem Hippodamischen System angelegt (breite Hauptstraßen und sie im rechten Winkel kreuzende schmale Nebenstraßen).
Das Landschaftsbild zu Seiten der Fernstraße ist ausgesprochen reizlos. Umso mehr verwundert der Anblick beim Einfahren in die heutige Kleinstadt: Es ist eine kilometerlange überbreite Straße mit mosaikgepflastertem Mittelstreifen, die von vielen dicht hintereinander aufgepflanzten und wie Ohrhänger gestaltete Doppellaternen flankiert wird. Doch statt wie erwartet zu den archäologischen Stätten und zum Museum führt sie ins Zentrum der Gemeinde. Wir sind gleichwohl erfreut, da das Rathaus mit einer Mosaik-Kopie von Alexanders Löwenjagd geschmückt ist und uns außerdem auf dem Vorplatz eine Büste von Euripides erwartet. Der greise Tragödiendichter kam eineinhalb Jahre vor seinem Tod auf Einladung des Stadtgründers Archélaos I. nach Pélla, schrieb hier noch die kathartisch-schaurigen Bakchen und verstarb im Jahre 406 v. Chr.
Da immer noch keine Ausschilderung für die Ausgrabungen zu sehen ist, steuern wir auf einen Hügel nordwestlich neben der Ortschaft zu. Tatsächlich finden wir dort oben das große Grabungsfeld des Palastbereichs, das jedoch offenbar für weitere archäologische Untersuchungen abgesperrt ist. Wir suchen weiter südwärts und entdecken schließlich an einer anderen Abzweigung von jener Fernstraße die Ruinen der Agorá sowie angrenzender Villen und öffentlicher Bauten. Gleich neben dem Eingang liegt das wohl von dem damaligen makedonischen Reichsverweser bewohnte „Haus des Dionysos”, in dem man mehrere einzigartige Mosaike freilegte, darunter das für das Haus namengebende Bodenmosaik des mit seinem Thyrsosstab auf einem Panther oder Geparden reitenden Weingottes. Das abgebildete ornamentale schwarz-weiße Rautenmosaik des Audienzsaales hat man wie das raffinierte Rechteck-Mosaik an Ort und Stelle belassen, während die empfindlicheren Farbmosaike im Museum von Pélla zu sehen sind. Darunter befindet sich außer dem Dionysosmosaik auch das bekanntere und als Replik am Rathaus angebrachte Kieselmosaik einer Löwenjagd: Dargestellt sind hier wahrscheinlich Alexander und sein mit gezücktem Schwert ihm beispringender Feldherr Kraterós bei einer Jagd im Tierpark von Sidon (Phönizien). Womöglich ist es die Nachbildung einer verschollenen Bronzeplastik von Lysipp, die Kraterós' Sohn als Weihgeschenk in Delphi aufstellen ließ. Eine Variation dieser Jagdszene zeigt eine Reliefwand des „Alexandersarkophags”, den man Ende des 19. Jh. in der Königsnekropole von Sidon fand. Hier ist es Alexander selber, der einem Verbündeten – dem König von Sidon – bei einer Löwenjagd mit seiner Lanze zu Hilfe kommt.
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