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Das Apollonheiligtum in Delphi (Google-Maps-Luftbild 2020); vgl. die Rekonstruktionen zur Rechten.
Zu den rotpunktierten Stellen im rechten Eingangsbereich vgl. den Reisebericht unten.

 

Rekonstruktionen des Apollonheiligtums. Einiges zur Legende rechts: „S” steht für „Schatzhaus”; schräg gegenüber dem Schatzhaus der Athener (S 9) errichteten die Syrakuser nach ihrem Sieg über Athen (413 v. Chr.) ein neues Schatzhaus (S 10?). Nr. 23 (unterhalb der Polygonalmauer) bezeichnet die von den Athenern nach ihrem Sieg bei Salamis erbaute Säulenhalle („Stoá”)
Quellen: Google-Maps unter „Delphi Sanctuary of Apollon”   www.gottwein.de/imag02/delph01.jpg  www.gottwein.de/imag01/delph02.jpg


Beim Durchlaufen des Dorfes Delphi stoßen wir auf ein Denkmal mit der offenherzigen Inschrift „Die Delphier danken ihren Vorfahren”. Tatsächlich erhielt das Dorf diesen Namen erst Ende des 19. Jh. im Zusammenhang mit der französischen Ausgrabung des Heiligtums. Ein im Mittelalter angelegtes Vorgängerdorf namens Kastrí befand sich genau über dem Apollontempel und musste deshalb verlegt werden. Zu Abend essen wir in einem Re­stau­rant mit Aussicht in die gegenüberliegenden Berghänge und Schluchten. Als Vorspeise gibt es natürlich köstliche Oliven. Als wir später im Dunkeln auf unserem Hotelbalkon dasitzen, huschen plötzlich zwei weiße Tiere wie­sel­flink über den Rasen; sie scheinen zu spielen, doch auf einmal quiekt es laut auf und jagt sogleich eines der Tiere wieder zurück.

   Nach einiger Zeit kommt ein feiner kräftiger Luftstrom auf, der von den Gebirgshöhen hinter uns herunterzufallen scheint. Tags darauf lese ich in einem Buch des „Delphi-Museums”, dass hier der Wind aus den „unzähligen Ris­sen und Spalten der Kalk- und Schiefergebirge” heransaust und dass einstmals auch „der Dunst aus dem sogenannten Chasm, aus der Kluft, herausbrach”. Das stimmt ja alles wunderlich zum Namen „Delphi”, der sich von „del­phós” (δελφός = Mutterschoß/Gebärmutter) herleitet und sich ebenso auf die Orakelstätte in der Erdspalte wie auf die Erdmutter Gaía beziehen könnte. In der jüngeren Forschung kam übrigens eine Debatte auf, ob Ethy­len-, Methan- oder eher Kohlenwasserstoff-Anteile in den aus der Felsspalte aufsteigenden Dämpfen gewesen waren, die Apollons Orakelpriesterin Pýthia in Trance versetzt hätten.


Fr. 17.8.01:

So früh wie möglich machen wir uns auf den Weg zum Orakelheiligtum des Musen- und Lichtgottes, das ungeschützt vor der Sonne daliegt. Den ältesten Weihgaben zufolge wurde es im frühen 8. Jh. v. Chr. angelegt und be­stand bis zur Schließung aller heidnischen Heiligtümer durch Theodosius I. (391/92 n. Chr.). Wie für den Zeustempel in Olympia wurde bald danach auch die Zerstörung des Apollontempels angeordnet.

   Anhand unserer Reiseführer arbeiten wir uns Stück für Stück an den Relikten der schlangengleich sich hochwindenden Heiligen Straße empor. Gesäumt wurde sie in ihrem unteren Abschnitt von hunderten im Freien po­stier­ten Weihgaben, worunter sich die Bronzestatue eines Trojanischen Pferdes und die Marmorstatue der naxischen Sphinx befanden. Besonders kostbare Geschenke deponierte man in den oft tempelgleichen Schatz­häu­sern, von denen sich an die 30 mehr oder minder gut identifizierbar erhalten haben.

   Man beschwor in der Antike dieses Neben- und Miteinander gern als Bekräftigung des panhellenischen Geistes, doch erweckt die Anordnung und zeitliche Abfolge der Gebäude vor allem im Eingangsbereich den Eindruck po­li­tisch-militärischer Polemik und Revanchelust. Neben einer 13-figurigen Statuengruppe der Athener (Nr. 7), die Miltiades für den Sieg bei Marathon ehrte, errichteten so die Spartaner nach Lysanders Seesieg über Athen (405 v. Chr. bei Aigospotamoí) eine große Säulenhalle mit 38 Statuen (Nr. 6). Dieser gegenüber erbauten wiederum später (371 v. Chr.) die unter Epaminóndas bei Leuktra über Sparta triumphierenden Thebaner und Arkader ihre mit 39 Statuen besetzte „Arkader-Basis” (bei Nr. 2). Und wenn am oberen Ende der Heiligen Straße die Athe­ner nach dem Sieg der vereinten Griechen über die Perser eine Säulenhalle für die ausgestellten Beutewaffen er­rich­te­ten (Nr. 23), dann war auch dies eine Machtdemonstration der Polis Athen gegenüber den anderen Stadtstaaten.

   Das tiefer gelegene Schatzhaus der Athener (S 9) war wie so oft ein kleiner dorischer Antentempel, der 510 v. Chr. wohl für die Beseitigung der Tyrannis gestiftet wurde. Die Ausgräber der École française d’Athènes re­kon­stru­ier­ten den Marmortempel mitsamt den Relikten des Metopenfrieses, auf denen die Taten der Heroen Theseus und Herakles zu sehen waren. Diese Reliefs zeigten auch beider Kampf gegen die Amazonen, die von den 

 

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