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Die erste Tagesroute nach unserem Aufenthalt in Helsinki:
Über Ekenäs/Tammisaari nach Turku













 
 
 
 
 
In Ekenäs: Ein musealer Pranger und daneben Nachwuchstraining
für eine finnische Königsdiziplin

Zeichnet siich nicht in den Fotos eine Angleichung zwschen dem fin- nischen Blau und dem schwedischen Gelb in beiden Nationalflaggen ab?
 

 

Bildquellen: Google Maps (unter ,Finnland’)  Die beiden anderen Fotos sind von mir (H.F.)

Fr. 12.9.08:

Von Helsinki aus biegen wir bald südwestlich in die alte schwedische Königsstraße ein, die seit dem Mittelalter vom norwegischen Bergen aus entlang der finnischen Südküste über Tur­ko, Ekenäs und Helsinki bis zum damals russischen Wyborg führte. Bei der Ausschilderung für Ekenäs/Tammisaari steht tatsächlich der schwedische Name an erster Stelle, ist doch diese Stadt die größte finnische mit der Erstsprache Schwedisch (für gut 80 Prozent der Einwohner).

   Im denkmalgeschützten Altstadtviertel „Barckens udde” haben sich noch hunderte von Holzhäusern aus dem 19. Jh. erhalten; man erklärt dies nicht zuletzt aus dem ungewöhnlich milden Ostseeklima dieser „Eichenhalbinsel” oder besser Landzunge („udde”), der ein großer Schärengarten vorgelagert ist. – Im Schatten der im späten 17. Jh. errichteten luthe­rischen Steinkirche finden wir den abgebildeten Pranger und dazu die Inschrift, das er bis ungefähr 1840 in Gebrauch war (man muss an Hester Prynn in Hawthornes 1850 erschie­nenen, gegen Ende des 17. Jh. spielenden Roman ,The Scarlet Letter' denken: In der Alten wie in der Neuen Welt die nämliche protestantisch-fanatische Religiosität, überbotem nur etwa von der massenmörderischen Inquisition etwa der „Katholischen Könige").

   Am Rande der Altstadt kommen wir zu dem kleinen Stadion, in dem soeben Kinder im Alter von ungefähr vier bis 15 Jahren beim (Vor-)Schulsport zugange sind. Die Jüngeren trainieren an so noch nicht gesehenen winzigen Hürden und die Kleinsten an lustigen dartpfeilähnlichen Kunststoff-Speeren. Dann jedoch werden wir Zeuge eines hier nicht vermu­te­ten pädagogischen Exzesses, als ein nicht so laufbegeisterter 14-Jähriger, der kurz vor der Ziellinie abstoppte, minutenlang in der Öffentlichkeit von seinem Sportlehrer zu­sam­men­ge­staucht wird.

   An diese neuerliche Prangerszene musste ich sogleich denken, als Tage nach unserem Heimflug von einem erneuten Amoklauf (nach 2006) eines finnischen Schülers berichtet wird. Dies also in dem Land, das in den PISA-Studien seit Jahren als so mustergültig dargestellt wird! Angeblich liegen solche Bluttaten nur an einer bislang allzu laschen Waffen­ge­setz­ge­bung und an lokaler polizeilicher Fehleinschätzung, doch dürfte da ein verdeckter Zusammenhang mit der soeben beobachteten abstoßenden Disziplinierung bestehen. Schon im relativ dicht besiedelten Süd-Ost-Finnland wohnen außerhalb der Großstädte viele Familien so weit verstreut, dass viele Schüler im Schulbus heran- und zurückgefahren werden müs­sen und erst an den hier meist schon dunklen Nachmittagen oder gar Abenden von ihren Gesamtschulen heimkommen; manche Schulen schließen erst um 20 Uhr ihre Pfor­ten. Ein solch permanenter, kaum mehr ganz aus dem Kopf zu schlagender Schulunterricht muss einiges in der Seele eines solchen Schülers anrichten, der mit bestimmten Leh­rern überhaupt nicht zurechtkommt. Die gern verlautete Versicherung, dass viele finnische Schüler an dem stark auf ihre Persönlichkeit zugeschnittenen Unterricht weit länger als über­haupt vorgesehen teilnehmen wollen, dürfte also gewisse Schönfärbereien enthalten.

   Zumal der spektakuläre finnische PISA-Erfolg neben Faktoren wie einer starken Inklusion der Schüler und Dezentralisierung des Schulwesens sich gewiss nicht zuletzt dem Umstand verdankt, dass dieses Land wie kein zweites in der EU nur wenige Migranten und Flüchtlinge außerhalb des skandinavischen Raumes aufgenommen hat. Zudem erhalten die weni­gen fremdländischen Kinder schon in der Vorschule 20 Wochenstunden Sprach­unterricht in Finnisch (was wir für Deutsch dummerweise immer noch nicht hinbekommen haben). So ist schon wegen der extrem günstigen muttersprachlichen Ausgangslage mit entsprechendem Problemverständnis für die PISA-Aufgaben eigentlich keine faire Ver­gleichsbasis mit Ländern wie Deutschland gegeben. In dieser Hinsicht ist Finnlands Situation allenfalls mit der privilegierten Englands oder Frankreichs zu vergleichen, deren Zu­wan­derer aus den Ex-Kolonialgebieten meist gut Englisch oder Französisch sprechen. – Postskriptum Oktober 2021: Finnland gehörte auch in den letzten von der OECD durchgeführten PISA-Vergleichs­stu­dien der Spitzengruppe an, hat jedoch die Primusrolle an einige ostasiatische Staaten abgeben müssen (deren Erfolge freilich oft auf einem geisttötenden Paukunterricht be­ruhen).

 

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