Bildquellen:Google Maps ( („Córdoba”)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Estatua_de_Averroes_2.JPG https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/31/La_scuola_di_Atene.jpg
So. 24.9.06:
Morgens
suchen wir zunächst nach dem 1967 in der Altstadt errichteten
Denkmal für Averroës,
den großen islamischen Philosophen und Aufklärer des
mittelalterlichen europäischen Denkens. Es steht nicht weit vom
Alcázar-Kastell an der Westseite der römischen Stadtmauer, auf
deren anderen Seite sich die historische Judería mit dem Denkmal für
den Philosophen Moses
Maimonides
befindet.
Wie dieser sitzt auch Averroës gleichsam thronend mit einem Buch in
Händen da. Seine hochkonzentrierte Miene ist offenbar
nach dem Vorbild von Raffaels Fresko ‚Die
Schule von Athen’
modelliert,
wo er hinter dem schreibenden Pythagoras steht und über dessen
Werk nachzusinnen scheint.
Dieser
Universalgelehrte verfasste Werke unter anderem über Astronomie,
Medizin, Musik und Rechtswissenschaften; zeitweilig war er als
Großrichter tätig sowie als Leibarzt des Almohaden-Kalifen Ausufern
I., der Córdoba zum gelehrten Zentrum von al-Andalus machte. Er
beauftragte den Philosophen damit, die im Abendland halb vergessenen
Schriften des Aristoteles zu kommentieren. Die in arabischer Sprache
geschriebenen Kommentare wurden schon im 12. Jh. ins Hebräische und
Lateinische übersetzt und öffneten den
logisch-wissenschaftlichen Denkstil des Aristoteles für die
europäische Scholastik, ja erschlossen letztlich über die
Renaissance die Antike überhaupt. Der hohe Rang des
Aristotelismus bei den Denkern des späten Mittelalters und an den
Universitäten ist daran zu ersehen, dass Aristoteles ohne
Namensnennung nur als „der Philosoph” („philosophus”)
apostrophiert wurde und Averroës entsprechend als „der
Kommentator” („commentator” oder „Shârih”)
Averroës'
Berufung auf Vernunftgründe, die es erlaubten, über den Glauben an
eine Auferstehung oder einen Weltanfang und damit auch an einen
Weltschöpfer sich kritisch Gedanken zu machen, führte zu heftigen
Angriffen durch den orthodoxen Islam. Unter dem Nachfolger von Yusuf
I. wurde er Verhören unterzogen und beim Besuch der Großen Mezquita
angepöbelt und mit Steinen beworfen; schließlich ließ Kalif
Al-Mansûr seine philosophischen Schriften vor der Hauptpforte dieser
Moschee verbrennen und Averroës selber in die Verbannung schicken.
Kurze Zeit nach seiner Rehabilitierung starb er in Marrakech. „Die
Leiche wurde nach Córdoba überführt. Die Legende besagt, auf der
einen Seite des Maultiers habe der Tuchsack mit dem Körper des
Philosophen gehangen, auf der anderen als Gegengewicht seine Bücher”
(Thomas
Breuer).
Welch
schöner Gang in die geistesgeschichtliche Unsterblichkeit.
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