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VI GERMANISTICA



Das Ausgangsportal des Pavillongartens („Puerta del Privilegio”)
mit der Devise Karls V. im Giebel



Karls Devise in ihrer ursprünglichen altfranzösischen Version 'Plus oultre' (Alhambra, Saaldecke der 'Habitaciones de Carlos V'). Daneben: Titelblatt von Francis Bacons 'Instauratio magna' (1620) mit den Säulen des Herakles

Quellen: www.panoramio.com/photo/116802760 http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Plus_ultra?uselang=de#/media/File:Plusoultre.jpg http://longstreet.typepad.com/thesciencebookstore/2008/04/beautiful-tit-2.html


Auf den Rückenlehnen einiger azulejogeschmückter Bankreihen des Pavillongartens ist noch der Schriftzug „PLUS ULTRA” zu erkennen. Diese persönliche Devise Karls V., die schon auf den Wandkacheln seines Gotischen Palastes zu lesen war, erscheint nun auch im Portalgiebel der aus seinem Pavillongarten hinausführenden „Puerta del Privilegio”. Das Schriftband mit der Devise legt sich hier, im Portalgiebel, um die Säulen des Herakles, die ähnlich im Wappen von Andalusien zu sehen waren. Letzteres jedoch steht für die klassische Devise „Non Plus Ultra”, die nach Pindars 3. nemeischer Ode vor der gefährlichen Meeresregion jenseits der beiden Säulen warnt, des Felsens von Gibraltar und des marokkanischen Atlasge­birges.

   Das vorsätzliche Überschreiten dieser von Herakles gesetzten Tabugrenzen hat zum ersten Mal Dante im 26. Gesang seines Infernoerzählt. Er lässt den wegen seiner Verschlagen­heit Feuerqualen erleidenden Troja-Eroberer Odysseus berichten, wie er, statt nach Ithaka zurückzukehren, aus unbändiger Erkundungslust mit seinen Gefährten diese Grenzsäu­len der bekannten Welt passiert und erst am „Monte Purgatorio” Schiffbruch erlitten hätte.

   Der humanistisch gebildete Karl V. war in dem Wissen aufgewachsen, dass es just jener Weg über den Atlantik gewesen war, der zur Entdeckung der Neuen Welt geführt und ihm dieses weltumspannende Reich hinterlassen hatte, in dem „die Sonne nicht untergeht”.


Ein Jahrhundert später wird Francis Bacon diesem Sinnbild folgen, wenn er sein philosophisches Hauptwerk Instauratio Magna(1620) mit einem die Säulen des Herakles sogleich durchfahrenden Segelschiff illustrieren lässt: Die Wissenschaft werde nur durch viele Grenzüberschreitungen erfolgreich sein, lässt er als Devise darunter setzen („Multi pertransibunt et augebitur scientia”), ein auf den Propheten Daniel zurückgehendes Wort, das unter anderem Pierre de Fermat und Goethe hinsichtlich des noch ungesicherten Erfolges der eigenen wissenschaftlichen Werke zitieren werden.

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