FRÜHKINDLICHE RAUM- UND SPIELPOSITIONEN NOCH BEIM ERWACHSENEN
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So war denn meine
erste Rückkehr 1976 ein noch unsicherer und nur probeweise getaner
Schritt, dem Vergessenen und Übersehenen nicht nur wie bis dahin
durch literarhistorische Studien beizukommen, sondern das
schleichende Sichfremdwerden und Sichhinwegsterben
als menschliches
Lebensschicksal auch
für die noch relativ kurze eigene Geschichte zu verfolgen und
dagegen vielleicht besser gewappnet zu sein. Wie viel schon damals
verlorengegangen oder wie verschüttet war, zeigte jener Schock
angesichts des Klingelschilds. Wie viel noch anonym
weiterlebte, empfand ich eher beim Anblick der wie verwunschen
daliegenden – da seit langem vom Hochwasser
bedrohten – Rheinwiesen, deren alte ächzende Weiden mich „fröhlich
beklommen” machen konnten. Und wie tyrannisch sich die
einmal verfestigten Erinnerungsbilder und -bahnen gegen neue
Eindrücke zu behaupten suchen, registrierte ich schon in den
folgenden Wochen. Doch erst Mitte der 80er Jahre nahm ich
entschlossener die Spurensuche und -sicherung für
meine Kindheit auf, zunächst überwiegend durch Photographieren der
Örtlichkeiten, später verstärkt durch Besuche bei
Altersgenossen und auch ehemaligen Lehrern.
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Abgezeichnet
hat sich bei meiner Erinnerungssuche bisher eine innere
Verwandtschaft zwischen der im frühkindlichen Spiel geprägten
Orientierung im Raum, zwischen Grundformen des Sozialverhaltens sowie
spät erst entfalteten Interessen, Denkmustern und Problemstellungen.
Zu erkennen gibt solch verdeckte Verbindungslinien zwischen unseren
verschiedenen Lebensphasen niemals die episodisch sich
zerstreuende Erinnerung, sondern nur
das strukturbewusste, rekonstruierende Sicherinnern,
das (halb-)vergessene und nie recht verstandene Situationen oder
Beziehungen erkundet und mit anderen verknüpft. Es könnte zu einem
Gegenmittel sowohl gegen den Zerfall als auch gegen
die Erstarrung unserer Lebensgeschichte werden.
Dies nicht allein dank der gewonnenen Einsichten, sondern auch als
mögliches neues Verhaltensregulativ. Bewusst zu verstärken in ihrer
stabilisierenden Kraft wäre in meinem Fall
– und gewiss nicht nur in meinem – vor allem die Einstellung,
dass vieles nur aus der schützenden Distanz heraus zu
betrachten und zu erforschen ist. Hingegen hätte man sich
einige der zur Isolation neigenden Raumpositionen
wieder abzugewöhnen, die eingeschliffenen Erinnerungsgsbahnen
probeweise zu verlassen und sich auch den Zwangscharakter
uns liebgewordener Denkfiguren klarzumachen.