Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
SCHULKINDER MALEN
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
A ZUR ANTHROPOLOGIE
Sloterdijk-Habermas
Pico della Mirandola
Michel de Montaigne
J. G. Herder
Max Scheler
Helmuth Plessner
Rück- und Ausblick
B ERINNERUNGSBILDUNG
Schock der Rückkehr
Erinnerungsautomatik
Wuchernde Phantasie
Seel. Raumpositionen
Sprache und Erinnern
Besuch als Korrektiv
Identitätsfragen
Steuernde Phantasie
Über das Vergessen
Biogr. Stimmigkeit
Proust. Doppelgänger
Selbsterweiterungen
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA

MAX SCHELER

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Diese Art der Einsicht verläuft nach Scheler vor allem über Beziehungsfunktionen wie „gleich, ähnlich, analog zu x, Mittelfunktion zur Erreichung von etwas, Ursache von etwas”.29 Auch die Fähigkeit zur Wahlhandlung und zur Entscheidung gegen nahelie­gen­de Vorteile zugunsten eines mehr erfolgversprechenden Umweges gehören zu der praktischen Intelligenz, die beim Menschen be­son­ders für die Trieb- und Wunscherfüllungen des Kindes von Bedeutung ist.

So weit sind dies herkömmlich unterschiedene Intelligenzformen, die Scheler nach dem damaligen Stand der biologischen For­schung terminologisch präzisiert und neu abgestuft hat. Die letzte höchste Stufe nun, der „Geist”, der nur dem Menschen vor­be­hal­ten sei, überrascht in seiner paradoxen Ansetzung: Obgleich nicht ohne die anderen Lebensstufen möglich, ist er ihnen allen ent­gegensetzt, ja, er steht „außerhalb” des Lebens. Als geistiges Wesen hat nach Scheler der Mensch keine ,Umwelt’ wie das Tier, sondern vermag diesen „Bann” der Instinkt- und Triebgebundenheit abzuschütteln und kann sich so „in unbegrenztem Maße ,weltoffen’ verhalten”. Negativ zeigt sich ,Weltoffenheit’ als „Fernstellung” oder Distanzierung der Umwelt zur ,Welt’; positiv bedeutet sie „Sachlichkeit, Bestimmbarkeit durch das Sosein von Sachen selbst”.30 Die eigentümliche geistige Bewusstheit deutet Scheler als Steigerung des Reflexaktes, als Akt einer „Sammlung”, dessen Ziel die Transzendierung des Bewusstseins zum Selbstbewusstsein ist. Inhaltlich wird „Geist” so umfassend definiert, dass er „wohl den Begriff ,Vernunft’ mitumfasst, aber neben dem ,Ideen­den­ken’ auch eine bestimmte Art der ,Anschauung’, die von Urphänomenen oder Wesensgehalten, ferner eine bestimmte Klasse volitiver und emotionaler Akte wie Güte, Liebe, Reue, Ehrfurcht, geistige Verwunderung, Seligkeit und Verzweiflung, die freie Ent­schei­dung mitumfaßt”.31 Das geistige, alles versachlichende und zum Selbstbewusstsein fähige „Aktzentrum” bezeichnet Sche­ler als Person”. Wie der alles versachlichende Geist, der auch jeden seelischen Vorgang gegenstandsfähig macht, sich selber aber nicht

---------------------------------------------------------------------------

(oder auch des Kindes) durch eine Art Ruck scharf markiert zu werden pflegt: der Hund stutzt, wirft sich dann plötzlich um 180° herum usw., das Kind schaut um sich, plötzlich leuchtet sein Gesicht auf usw. Die charakteristische Stetigkeit des echten Lö­sungs­ver­lau­fes wird also in solchen Fällen durch eine Unstetigkeit, ein neues Einsetzen zu Beginn, noch auffälliger gemacht.” (S. 13) Der treffliche, 1907 von Karl Bühler geprägte Begriff ,Aha-Erlebnis’ findet sich übrigens so nicht bei Köhler.

29 Scheler, a.a.O., S. 33   30 a.a.O., S. 37-40   31 a.a.O., S. 38


- 28 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/