Bildquellen: Google Maps https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1f/Kecskem%C3%A9t_-_Cifrapalota.JPG/1280px-Kecskem%C3%A9t_-_Cifrapalota.JPG
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6b/V%C3%A1rosi_Tan%C3%A1csh%C3%A1z_%282253._sz%C3%A1m%C3%BA_m%C5%B1eml%C3%A9k%29_4.jpg
Sa.
16.8.86) Vor unserem Ausflug in die Puszta statten wir noch dem
„Museum der Künste“ in Pest einen Kurzbesuch ab, haben
aber bis zum Eröffnung noch einige Zeit zu warten. Im Museumspark
liegt auf einer Bank der einzige Betrunkene, den wir während unserer
Ungarn-Reise zu Gesicht bekommen; in einem blauen Arbeitskittel liegt
er schlafend da und bei unserem Weggang immer noch schlafend in
demselben Kittel, der nun aber ein Namensschild trägt. In Ungarn
soll übrigens ein Drittel der Arbeitszeit verbummelt werden, was
sich auch durch die langweilende Überbeschäftigung erklärt. Ruth
glaubte übrigens in dem Museum einen nicht-authentischen Velásquez
entdeckt zu haben.
Wir
machen uns nun auf den Weg in die Große Ungarische Tiefebene,
und zwar in die Steppenlandschaft der Puszta. Wir schlagen
einen großen südöstlichen Bogen über Szolnok an der Theiß
bis Kecskemét. Bis Szolnok bekommen wir vereinzelt
Ziehbrunnen sowie immense Sonnenblumen- und Maisfelder zu Gesicht,
gegen Kecskemét hin große Gänseherden, 30 bis 40 Meter über uns
hin fliegende Störche, einige Wildpferde (die beinahe ausgestorbenen
Przewalski-Pferde), aber keins dieser wilden „Zackelschafe“
mit ihren bis zu einem halben Meter langen und korkenzieherhaft
gedrehten Hörnern.
Kecskemét
ist eine ausnehmend hübsche Provinzstadt mit großzügigen Parks und
Jugendstilbauten im Zentrum, unter denen das mit Majolikaplatten
geschmückte Palais
Cifra
(1902) hervorsticht. Vom 1893 erbauten Rathaus
her, dessen Dach mit Porzellanplatten gedeckt ist, zieht soeben eine
Hochzeitgesellschaft in die daneben liegende Kirche. Das Rathaus
nimmt sowohl Stilelemente der Renaissance und des Barock als auch des
Jugenstils und der ungarischen Volkskunst auf.
In
der Nähe der Stadt nehmen wir ein wieder sehr preiswertes
Mittagessen ein und fahren zurück in Richtung Budapest. Als wir an
der Stadtgrenze die Ausschilderung „Hungaroring“
entdecken, wo für den Großen Preis von Ungarn vor einer Woche das
1. Formel-I-Rennen im „Ostblock“ gefahren wurde, folge ich mit
Erlaubnis von Ruth der Fährte – doch leuchtet in dem hügeligen
Vorgelände der Rennstrecke plötzlich die Tankanzeige auf und kann
ich, statt erhofft wie einst als Fahrer auf dem Nürburgring, nur
einige Blicke auf die unten im Ring Dahinsausenden werfen. Die
Benzinpreise liegen übrigens auf unserem DM-Niveau und sind
damit für das durchschnittliche 300-DM-Monatseinkommen eines
Facharbeiters irre hoch. So ist auch besser zu verstehen, dass wir in
Ungarn so viele „Trabbis“ mit ihrem extrem niedrigen
Benzinverbrauch sehen konnten.
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