Wir
verlassen Paris und erreichen schon eine gute Viertelstunde später
den RED
RIVER,
den Grenzfluss zwischen Texas und Oklahoma. Gleich jenseits der
Brücke stellen wir den Mietwagen
ab
und laufen eine Weile an dem durch Howard Hawks' gleichnamigen Film
weltweit bekannt gewordenen Fluss entlang. In dieser heißen
Jahreszeit und bei niedrigem Wasserstand
fließt
er träge dahin; nahezu 10 cm große Flugheuschrecken
umschwirren uns, als wir von der braunroten bis ockerfarbenen
Uferbank wieder zurück steigen.
Von
einer nahgelegenen kleinen Pferderanch kommt bald ein Pickup
herangefahren. Der Fahrer stellt sich uns als Farmer vor, der auf der
Ranch mit einem Traktor ausgeholfen hätte. Die Pferde, die wir dort
sähen, seien „Quarter Horses”, die an Rennen überall im Süden
der Staaten teilnähmen. Er nennt uns noch seinen eigenen
Landbesitz in Acres, erwähnt seine Militärzeit in Vietnam und
unterhält sich dann mit uns über den Red River und den Film von
Hawks. Ja, wie in diesem Western hätte man auch hier vor dem
Durchtreiben der Herden die „Quicksand”-Stellen
markieren müssen. Immer noch sei der Fluss wegen dieses Treibsands
tückisch, und er weist auf eine weiter östlich gelegene Stelle
hin, an der erst vor kurzer Zeit ein Junge ertrunken wäre.
Wir
befinden uns hier in Oklahoma im Choctaw-County
und passieren wenig
später dessen Verwaltungszentrum HUGO. Das 1902 gegründete
Städtchen verdankt seinen Namen einer Bewunderin von Victor Hugo,
die dabei vermutlich auch das PARIS auf jener anderen Seite der
Grenze im Sinn hatte.
„OKLAHOMA”
stammt aus
Sprache der Choctaw und bedeutet „Land des roten Mannes”. Das
Territorium fiel 1803 den Vereinigten Staaten zu; ihre Verwaltung
hielt es damals für
wertlos
und wies es darum später diversen vertriebenen Indianerstämmen zur
Ansiedlung zu. Als weiße Siedler nachdrängten, gab
man
1889 zu einem bestimmten Stichtag einen Teil des Landes frei, der
über Nacht im „Oklahoma
Run” besiedelt wurde –
abgesehen von den
illegal operierenden „Sooners”,
die vor allem aufgrund ihrer Funktion als Verwaltungsbeamte oder
Landvermesser sich schon vorher Zutritt verschaffen konnten, heimlich
bei den Filetstücken des Landes übernachteten und sie sogleich nach
dem offiziellen Startschuss für dessen Freigabe in Beschlag nahmen.
Dieses Rennen um eine Landnahme wurde bis 1907 noch mehrmals für
andere
Teile des Territoriums wiederholt.
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