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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA



Links: PARIS, Texas, „texanized” seit 1998
Rechts: PARIS, Christus in Cowboy-Stiefeln auf dem Evergreen Cemetery



PARIS, am Veteranendenkmal (2000): Hermetisch wirkende, aber ungesuchte Einstellung

Quellen: http://farm3.static.flickr.com/2524/3853754932_1808658b23.jpg   http://24.media.tumblr.com/tumblr_m9xchsjs8I1qgs6wvo1_400.jpg

Die. 15.8.2000:

Nach Auswechslung unseres angeschlagenen Mietwagens machen wir uns auf den Weg zu unserem Tagesziel Oklahoma City, und zwar auf der Nebenstrecke über Paris, Texas. Im gleichnamigen Film von Wim Wenders (1984) ist von der Stadt nur das öde Grundstück auf dem zerknitterten Photo zu sehen, das Travis noch mit sich trägt. Da ich schon seit langem vorhabe, über Wenders' Filme und ihre hermetische Erzählweise ein Buch zu schreiben, kommen wir auf dieser Reise gelegentlich auf seinen Film zurück und werden Travis' Spur das nächste Mal wieder an der mexikanischen Grenze beim Big Bend des Rio Grande kreuzen.

 

Paris, Wohnort des hier auch beigesetzten Rinderbarons John Chisum, war Ausgangspunkt eines westlich nach New Mexiko führenden Longhorn-Trails. Gegenwärtig hat die Stadt 25.000 Einwohner. An jeder zweiten oder dritten größeren Kreuzung erblicken wir eine Kirche oder ein kirchliches Versammlungsgebäude, mitunter haben sich dort gleich zwei und auch drei mit­einander konkurrierende christliche Freikirchen und Sekten angesiedelt, vorneweg die Baptisten. Ihnen gehören nach „Google maps” drei oder vier Dutzend der über 100 für den Ort ver­zeichneten Kirchengebäude. Falls an ihren Früchten zu erkennen, muss hier eine weithin bigotte Lebensweise geherrscht haben, hat doch Paris – wie wir und sicherlich auch Wim Wen­ders erst viel später erfuhren – seit Generationen einen üblen Ruf als Hochburg des Rassismus mit brutalen (öffentlichen) Lynchmorden an Schwarzen. Speziell die baptistischen Kirchen im Süden der USA haben die Rassentrennung praktiziert und sollen sie hier und da noch heutigentags verteidigen.


Wim Wenders selbst verschlug es bei seinem Besuch dieser Stadt zunächst einmal die Sprache. Auf S. 92 von ,Einmal. Bilder und Geschichten(Frankfurt/Main 2. Aufl. 1995) schreibt er: „Einmal war ich tatsächlich in Paris, Texas ... Gleich am ersten Tag meines Aufenthalts, beim ersten Spaziergang, kam mir ein Umzug entgegen, die Weihnachts-Parade: ‘It left me speech­less.’” Er brachte es aber noch fertig, den grotesken Umzug zu fotografieren und nahm einige Bilder in das ,Einmal’-Buch auf.


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