Quellen: www.cattedrale.palermo.it/visitavirtuale2016/2016visita_interno_navata_mer_tombe.htm https://de.wikipedia.org/wiki/Konstanze_von_Arag%C3%B3n#/media/File:Crown_of_Constance_of_Aragon_-_Cathedral_of_Palermo_-_Italy_2015.JPG
www.instoria.it/home/federico_II_mummie.jpg https://de.wikipedia.org/wiki/Konstanze_von_Arag%C3%B3n#/media/File:Crown_of_Constance_of_Aragon_-_Cathedral_of_Palermo_-_Italy_2015.JPG
Wir
verlassen die ,Eremitenkirche’ und erreichen in wenigen Fußminuten Palermos Kathedrale
Maria Santissima Assunta. Gegen Ende des 12. Jh.
wurde sie über Vorgängerbauten – darunter wieder einmal eine
Moschee – neu errichtet. Vom Charakter einer normannischen
Wehrkirche ist spätestens seit ihrer Überbauung mit einer riesigen
Barockkuppel und der Hinzufügung zweier Reihen kleinerer
Barockkuppeln über den Seitenschiffen kaum etwas
geblieben. Nach dem Besuch der Cappella Palatina und jener
Klosterkirche möchten wir uns ohnehin nur noch die Seitenkapelle
der Kathedrale mit den Sarkophagen des Normannenkönigs
Roger II. und der Stauferkaiser anschauen.
Vier
mit Baldachinen überdachte Porphyrsarkophage sind neben dem Eingang
rechts in zwei Reihen angeordnet, zuerst die Sarkophage der Kaiser
Friedrich II. und seines Vaters Heinrich VI., dahinter die
Rogers II. und seiner Tochter Constanza von Sizilien, der
Gemahlin Heinrichs VI. und Mutter Friedrichs. Dessen Gemahlin
Constanza von Aragón wurde nahebei in einem prächtigen römischen
Sarkophag mit Szenen einer Löwenjagd beigesetzt. Die
Baldachine werden in machtsymbolischer Tradition jeweils von sechs
Säulen getragen und sind für Roger und seine Tochter mit
Goldmosaikmustern verziert. Im Detail aber haben die
Gestaltungen keinen persönlichen Bezug zu dem jeweils
Beigesetzten, da Friedrichs und Heinrichs Sarkophage einst von Roger
II. für sich selber und seine Nachkommen ausgesucht wurden.
Den
Sarkophag Friedrichs
II. hat man kaum ein Jahrhundert nach seinem Tod
wieder geöffnet und darin vermutlich zwei um 1340 verstorbene
Angehörige des sizilianischen Königshauses hinzugelegt.
Bei einer neuerlichen Sarkophagöffnung 1781
zeigte sich Friedrichs einbalsamierter Leichnam gut erhalten, sehr
schlecht hingegen der seines 1342 verstorbenen Sohnes Peter II. von
Aragonien. Man war sich zudem nicht sicher, ob die
dritte Leiche wirklich, wie bis dahin angenommen, die
des sizilianischen Herzogs Wilhelm II. oder nicht vielmehr die
einer unbekannten weiblichen Person wäre. Der
Altertumsforscher Francesco Danieli, der diesen Zweifel äußerte,
hielt damals nur den Zustand Friedrichs II. in einer Zeichnung
fest und ließ sie auch als Kupferstich verbreiten (siehe
obige Abbildung).
Anlässlich
des 800. Geburtstages von Friedrich II. öffnete 1994
eine Untersuchungskommission den Sarkophag erneut und bekam in einer
Video-Endoskopie die Mumie in einem kläglichen Zustand zu
Gesicht. Es war nicht zu klären, ob die konfus verlaufene
Sarkophagöffnung von 1781 dafür verantwortlich war oder eine
Plünderung, da man den Sarkophag längere Zeitraum hin nur
mit Brettern abgedeckt hatte.
Eine
1998
in Beisein des Geschäftsträgers der Deutschen Botschaft mithilfe
schwäbischer Cleanroom-Hightech vorgenommene Untersuchung konnte die
lang gehegte Hypothese einer Vergiftung
Friedrichs II. widerlegen, hatte aber beim
Versuch eines DNA-Abgleichs mit den beiden anderen im Sarkophag
Beigesetzten keinen Erfolg. Die Identität der weiblichen Person
galt weiterhin als ungeklärt. Zwei Vermutungen
beherrschen seitdem die Diskussion. Nach der naheliegenden ersten
wäre es Elisabeth
von Kärnten/Elisabetta di Carinzia (um 1300-1352)
die Gemahlin des ja nachträglich in diesem Sarkophag beigesetzten
Königs Peter II.; nach dessen Tod und dem eines Regenten übernahm
sie selber die Regentschaft für ihren vierjährigen Sohn. Nach der
zweiten ebenfalls von Historikern vertretenen Vermutung
handelt es sich um Beatrix
von Schwaben (1260-1307),
eine Enkeltochter Friedrichs II. Wie ihre
Familienangehörigen wurde sie nach Niederlage und Tod
ihres Vaters Manfred von Sizilien/Hohenstaufen in der Schlacht von
Benevento durch Karl I. von Anjou gefangengenommen.
Sie war damals erst sechs und wurde 18 Jahre lang im
neapolitanischen Castel dell’Ovo festgesetzt; erst 1284 kam sie
durch einen Gefangenenaustausch (gegen Karls Sohn) frei. Ihre
Leidensgeschichte und die ihrer drei im Castel
del Monte wohl lebenslang eingekerkerten und derweil erblindeten Brüder hat
als erster Ferdinand Gregorovius nach etlichen Archivrecherchen ausführlich
dargestellt (1856). Derartige
Grausamkeiten waren seinerzeit recht
gebräuchlich, selbst der als tolerant und kultiviert geltende Kaiser
Friedrich II. ließ wiederholt Gefangene blenden und foltern, doch
dürfte das traurige Schicksal seiner Enkeltochter
ihre Angehörigen zu dieser letzten Ehrung bewegt haben.
Zuletzt
suchen wir noch die Schatzkammer des Doms auf. Hier wird nämlich die
nach byzantinischem Vorbild gestaltete und mit
Perlenschnüren verzierte kappenartige
Kaiserkrone (Kamelaukion)
aufbewahrt,
die Friedrich seiner schon 1222 verstorbenen Gemahlin
Constanza
von Aragón
mit
in ihren Sarkophag gegeben hatte. Diese wundervolle Krone wurde auch
ihrem 1781 geöffneten Sarkophag entnommen und im
Domschatz verwahrt.
Oberhalb der Längsseite mit dem Löwenjagd-Relief
wurde dem
römischen Sarkophag die wohl von Friedrich formulierte Inschrift
eingemeißelt: „Sicanie regina fui Constantia
coniunx augusta hic habito nunc Federice tua.” („Siziliens
Königin war ich, Constantia, kaiserliche Gemahlin, hier nun wohne
ich, Friedrich, die Deine.”)
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