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Die Sarkophage des Normannenkönigs Roger II. (links) und des Stauferkaisers Friedrich II. in der Kathedrale von Palermo
Daneben die byzantinische Krone (Kamelaukion) der Kaiserin Constanza von Aragón

Rechts: Die Mumie Friedrichs II. im Sarkophag 1781 (links) und 1998 (zusammen mit zwei später beigesetzten Personen)



Quellen: www.cattedrale.palermo.it/visitavirtuale2016/2016visita_interno_navata_mer_tombe.htm   https://de.wikipedia.org/wiki/Konstanze_von_Arag%C3%B3n#/media/File:Crown_of_Constance_of_Aragon_-_Cathedral_of_Palermo_-_Italy_2015.JPG   www.instoria.it/home/federico_II_mummie.jpg   https://de.wikipedia.org/wiki/Konstanze_von_Arag%C3%B3n#/media/File:Crown_of_Constance_of_Aragon_-_Cathedral_of_Palermo_-_Italy_2015.JPG

Wir verlassen die ,Ere­mitenkirche’ und erreichen in wenigen Fußminuten Palermos Kathedrale Maria Santissima Assunta. Gegen Ende des 12. Jh. wurde sie über Vorgängerbauten – darunter wieder einmal eine Mo­schee – neu errichtet. Vom Charakter einer normannischen Wehrkirche ist spätestens seit ihrer Überbauung mit einer riesigen Barockkuppel und der Hinzufügung zweier Reihen kleinerer Barockkuppeln über den Sei­ten­schif­fen kaum etwas geblieben. Nach dem Besuch der Cappella Palatina und jener Klosterkirche möchten wir uns ohnehin nur noch die Seitenkapelle der Kathedrale mit den Sarkophagen des Nor­man­nen­kö­nigs Roger II. und der Stauferkaiser anschauen.

   Vier mit Baldachinen überdachte Porphyrsarkophage sind neben dem Eingang rechts in zwei Reihen angeordnet, zuerst die Sarkophage der Kaiser Friedrich II. und seines Vaters Hein­rich VI., dahinter die Ro­gers II. und seiner Tochter Constanza von Sizilien, der Gemahlin Heinrichs VI. und Mutter Friedrichs. Dessen Gemahlin Constanza von Aragón wurde nahebei in einem prächtigen römischen Sarkophag mit Sze­nen ei­ner Löwenjagd beigesetzt. Die Baldachine werden in machtsymbolischer Tradition jeweils von sechs Säulen getragen und sind für Roger und seine Tochter mit Goldmosaikmustern verziert. Im Detail aber ha­ben die Ge­stal­tun­gen keinen persönlichen Bezug zu dem jeweils Beigesetzten, da Friedrichs und Heinrichs Sarkophage einst von Roger II. für sich selber und seine Nachkommen ausgesucht wurden.


Den Sarkophag Friedrichs II. hat man kaum ein Jahrhundert nach seinem Tod wieder geöffnet und darin vermutlich zwei um 1340 verstorbene Angehörige des sizilianischen Königshauses hin­zu­ge­legt. Bei ei­ner neuerlichen Sar­ko­phag­öff­nung 1781 zeigte sich Friedrichs einbalsamierter Leichnam gut erhalten, sehr schlecht hingegen der seines 1342 verstorbenen Sohnes Peter II. von Ara­go­ni­en. Man war sich zudem nicht sicher, ob die dritte Leiche wirklich, wie bis dahin an­ge­nom­men, die des sizilianischen Herzogs Wil­helm II. oder nicht vielmehr die einer un­be­kann­ten weib­lichen Person wäre. Der Altertumsforscher Francesco Danieli, der diesen Zweifel äu­ßer­te, hielt da­mals nur den Zustand Friedrichs II. in einer Zeich­nung fest und ließ sie auch als Kup­fer­stich verbreiten (siehe obige Abbildung).

    Anlässlich des 800. Geburtstages von Friedrich II. öffnete 1994 eine Untersuchungskommission den Sarkophag erneut und bekam in einer Video-Endoskopie die Mumie in einem kläglichen Zu­stand zu Gesicht. Es war nicht zu klären, ob die kon­fus ver­lau­fe­ne Sarkophagöffnung von 1781 dafür verantwortlich war oder eine Plünderung, da man den Sarkophag län­ge­re Zeitraum hin nur mit Brettern abgedeckt hatte.

   Eine 1998 in Beisein des Geschäftsträgers der Deutschen Botschaft mithilfe schwäbischer Cleanroom-Hightech vorgenommene Untersuchung konnte die lang ge­heg­te Hy­po­the­se einer Ver­gif­tung Fried­richs II. wi­der­le­gen, hatte aber beim Versuch eines DNA-Abgleichs mit den beiden anderen im Sarkophag Beigesetzten keinen Erfolg. Die Identität der weiblichen Per­son galt wei­ter­hin als un­ge­klärt. Zwei Vermutungen beherrschen seitdem die Diskussion. Nach der naheliegenden ersten wäre es Elisabeth von Kärnten/Elisabetta di Carinzia (um 1300-1352) die Gemahlin des ja nachträglich in diesem Sarkophag beigesetzten Königs Peter II.; nach dessen Tod und dem eines Regenten übernahm sie selber die Regentschaft für ihren vierjährigen Sohn. Nach der zwei­ten eben­falls von Historikern vertretenen Vermutung handelt es sich um Beatrix von Schwaben (1260-1307), eine Enkeltochter Fried­richs II. Wie ih­re Familienangehörigen wurde sie nach Nie­der­la­ge und Tod ihres Vaters Manfred von Sizilien/Hohenstaufen in der Schlacht von Benevento durch Karl I. von Anjou ge­fan­gen­ge­nom­men. Sie war damals erst sechs und wurde 18 Jah­re lang im neapolitanischen Castel dell’Ovo festgesetzt; erst 1284 kam sie durch einen Gefangenenaustausch (ge­gen Karls Sohn) frei. Ih­re Lei­dens­ge­schich­te und die ihrer drei im Castel del Mon­te wohl le­bens­lang eingekerkerten und derweil erblindeten Brüder hat als erster Ferdinand Gregorovius nach etlichen Archivrecherchen ausführlich dar­ge­stellt (1856). Derartige Grau­sam­kei­ten waren sei­ner­zeit recht gebräuchlich, selbst der als tolerant und kultiviert geltende Kaiser Friedrich II. ließ wiederholt Gefangene blenden und foltern, doch dürfte das traurige Schick­sal sei­ner En­kel­toch­ter ihre Angehörigen zu dieser letzten Ehrung bewegt haben.

 

Zuletzt suchen wir noch die Schatzkammer des Doms auf. Hier wird nämlich die nach by­zan­ti­ni­schem Vorbild gestaltete und mit Per­len­schnü­ren ver­zier­te kappenartige Kaiserkrone (Ka­melau­ki­on) aufbewahrt, die Fried­rich seiner schon 1222 verstorbenen Gemahlin Con­stan­za von Ara­gón mit in ihren Sarkophag gegeben hatte. Diese wundervolle Krone wurde auch ihrem 1781 ge­öff­ne­ten Sarkophag entnommen und im Dom­schatz ver­wahrt. Oberhalb der Längsseite mit dem Löwenjagd-Relief wurde dem römischen Sarkophag die wohl von Friedrich formulierte In­schrift ein­ge­mei­ßelt: „Sicanie regina fui Constantia coniunx augusta hic habito nunc Federice tua.” („Siziliens Königin war ich, Constantia, kaiserliche Gemahlin, hier nun wohne ich, Fried­rich, die Dei­ne.”)

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