Quelle für das Satellitenbild: Google Maps ('Erice')
„Der
Eryx lehnt sich an keinen Höhenzug an, er steigt allein und inselartig
auf, in der schönsten Pyramidenform. Ich halte ihn geradezu für
das Ideal eines Berges, für das Meisterwerk der Natur in der
Bergbildung. Dort
mußte eine hehre Göttin, die schönste des Himmels,
ihren Sitz nehmen. ... Jetzt stehen graue Türme des Mittelalters und
verwitterte hohe Mauern um den Eingang der sonderbaren Stadt,
welche sich über der steilen
Kante des Felsenberges mit kyklopisch
aussehenden Straßen emporzieht.” Ferdinand Gregorovius in: 'Wanderjahre in Italien', 1856ff. (5. Aufl. München 1997, Kap. 139)
Wir
machen uns bald auf den Weg in die Oberstadt und einstige Akropolis von
Erice. Sie weist eine überwiegend mittelalterliche Bebauung mit engen
Gassen auf, doch lassen etliche der mit Mauern umfassten Häuser
Einblicke in unerwartet großzügige Hof- und Gartentrakte zu. Auf
den Hauptgassen drängen sich jetzt noch viele Tagesbesucher. An der
Ostspitze des gleichschenkligen Stadtdreiecks gelangen wir zuletzt
zu dem schön bewachsenen und schattigen Stadtpark aus dem 19.
Jahrhundert. Einige mittelalterliche Kastellgebäude befinden sich
dahinter, darunter auf der äußersten Ecke des Felsplateaus und halb
verdeckt durch seine mächtigen Nebenbefestigungen (die Torri del
Balio) das mittelalterliche Castello Normanno. Das Kastell und sein Außengelände mit den Relikten des Venusheiligtums wollen wir morgen früh aufsuchen.
Mittw. 20.8.2003:
Vor
dem Frühstück habe ich länger nach Ruth zu suchen, die schon
vorausgegangen war und in irgendeinem Nebensalon der interessant
verwinkelten Hotelanlage Platz genommen hat. In der Oberstadt dann
geraten wir vor einem wohl profanierten Kirchengebäude in einen von
Funk- und Fernsehleuten begleiteten größeren Auflauf. Es gehe um
Zichichi. Aha, womöglich eine Art Beisetzungsfeier. Nein, es war
vielleicht eine Ehrung, denn wie ich später erfahre, ist dieser
1929 geborene Physiker Antonino Zichichi noch quicklebendig. In einer
Broschüre, die gelegentlich wunderlich über „Kunst, Wissenschaft
und das Unbekannte” handelt, wird er als Begründer des in Erice
angesiedelten multidisziplinären Wissenschaftskollegs „Ettore Majorana” sowie als Initiator des ,Manifesto di Erice’ von 1982 (gegen nukleare Aufrüstung) vorgestellt. Zichichi hat sich
außerdem als Propagandist des Katholizismus hervorgetan und
behandelt wie sein Vorbild Ettore Majorana sozialpolitische und
philosophische Themen, dies besonders in den Sommerseminaren von Erice.