Quellen: http://broughttolife.sciencemuseum.org.uk/broughttolife/objects/display?id=4181 www.aeria.phil.uni-erlangen.de/photo_html/topographie/griechenland/epidauros/epida6.JPG https://static.vici.org/cache/2272x1704-5/uploads/epidaurus_tholos_lvz.jpg
https://2.bp.blogspot.com/-PwR1BXMhqaI/WBgQD6GiNdI/AAAAAAAAArs/iYSCpUFIH5UkwCJmYrdMRkkLiduySMGCACLcB/s640/078.jpg
Apoll
galt in späterer Zeit selber als Heilgott (vor allem der
Kathartik und Fernheilung) und wird im Eid des Hippokrátes noch vor
Asklepios als ,Apollon Iatros’ angerufen; auch erhielt er im
Heiligtum von Epídauros gemeinsam mit Asklepios einen
Tempel und hatte ihm jeder Patient nach der kultischen
Reinigung ein Opfer darzubringen. Als Heilgott stand
er jedoch schon bald im Ruhmesschatten seines Sohnes, dessen Kult
sich seit dem späten 5. Jh. über den gesamten
Mittelmeerraum verbreitete und an die
300 Asklepieia umfasste, darunter in Athen, Pergamon,
Rom und auf Kos (Geburtsort des Mediziners Hippokrátes).
Nach
Besichtigung des Theaters gehen wir auf gewundenem Weg zu den älteren
Gebäuden des Asklepieion hinüber. Hier liegt das zweite
architektonische Meisterwerk des Heiligtums, die wie das Theater
Mitte des 4. Jh. v. Chr. von
Polyklet d. Jüngeren erbaute
Tholos
oder Thymele.
Dieser weithin aus weißem Marmor gefertigte Rundbau gibt bis heute
Rätsel auf. Während das oberirdische Gebäudesegment, ein außen
von 26 dorischen Tuffsäulen und innen von 14 schlankeren
korinthischen Marmorsäulen umgebener Rundbau, überzeugend zu
veranschaulichen und zu rekonstruieren war, bleibt die Funktion des
Untergeschosses umstritten. Man konnte es nur durch eine
mit einer Steinplatte abgedeckten runden Öffnung betreten und hatte
im dunklen Untergrund drei konzentrisch angeordnete Mauerringe zu
durchlaufen, wobei jedes Mal die Richtung zu wechseln war: Eine
labyrinthgleiche Konstruktion von chthonischer Magie. Man hat deshalb
den Unterbau
nach mythischem Vorbild
als symbolischen Weg in den Hades mit der Grabstätte des
Asklepios gedeutet. Als dem Halbgott einst
die Erweckung von Toten glückte und Hades sich darüber bei Zeus
beschwerte, versenkte dieser Asklepios mit einem Blitzstrahl in den Boden;
auf Drängen von Apollon hin wurde er zwar wiederbelebt, durfte aber als Heilgott nur noch von
der Unterwelt aus wirken. In seinen Epiphanien nahm er dann bevorzugt
Schlangen- oder Eidechsengestalt an und wurde so oft auf Münzen
abgebildet.
In
frühen Zeugnissen wurde die Tholos auch als Opferstätte (,Thymele’)
bezeichnet, womit ein (Boden-)Altar gemeint war, auf dem womöglich
die dem Gott heiligen Schlangen geopfert wurden. Beide Bedeutungen
von ‚Tholos’ träfen mithin auf dieses Gebäude zu, die
architektonische Bezeichnung für ein rundes Kuppelgebäude und
ebenso die speziellere für ein Kuppelgrab (mit Opferplatz), wie wir
es in anderer Gestaltung gestern in
Mykéne
kennenlernten.
Die
Tholos könnte nach Ansicht anderer allerdings auch ein Abaton
gewesen sein, in dem die Kranken sich zum Heilschlaf niederlegten,
oder ein Heroon des von Zeus Erschlagenem. Und auch für den
Unterbau gab
es weitere Erklärungsversuche, so deutete man ihn öfter als
kammerartig unterteilte Behausung der Asklepiosschlangen. Die
labyrinthische Konstruktion und den Bezug zur Unterwelt vertiefte
Karl
Kerényi in seinen Labyrinth-Studien,
indem er den Unterbau als Nachbildung der dunklen verschlungenen
Pfade des Hades mit dem Minos-Labyrinth von Knossos verknüpfte, das
er als Archetyp des Schattenreiches oder Todes deutete,
aus dem einzig ein Theseus mithilfe einer Ariadne wieder ins Leben
zurückfinden konnte. Mit dem labyrinthischen
Unterbau
der Tholos hätte man demnach der Wiedererstehung des vom Blitzschlag
Getöteten ein architektonisch
eigenwilliges Denkmal gesetzt. –
Im
Nachtrag der 2. Auflage seiner Labyrinth-Studien
zieht Kerény zu der Komplexität der Tholos das Fazit: „Ein
Rundbau mit labyrinthförmigem Unterbau hatte, ebenso
wie die Schlange selbst, eine chthonische Beziehung. ... Der Oberbau
war mehr oder weniger ein Abbild des himmlischen Kosmos.” (Zürich
1950, S. 63)
Eine Zeitlang sehen wir
zwei Bildhauern zu, die Marmorstücke für eine Restauration
bearbeiten. Und nicht weit von der Tholos zeigt sich mir heute
in einer Mauerruine eine goldfarbene Echse.
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