Bildquellen: Google Maps https://img.welt.de/img/geschichte/mobile118134702/9161627557-ci23x11-w1920/The-interior-of-the-reading-room-in-the-British-Museum-in-London.jpg https://tvortravels.files.wordpress.com/2015/12/britishmuseummummies.png?w=1200
Beschwingt verlassen wir Cambridge und erreichen nach anderthalb Stunden das in London gebuchte „Wembley International Hotel“. Als wir das mittlerweile erleuchtete Wembley-Stadion erblicken, gehen wir sogleich hinüber. Dort findet soeben ein Greyhound-Rennen statt, in dem diese bis zu 80 km/h schnellen Windhunde hinter Holzhasenattrappen herjagen, die man an der Außenbahn mechanisch und wackelnd dahinsausen lässt. An den Wettständen gestikulieren weißbehandschuhte Wettanbieter oder nur Zuträger, die hinterher mit einem Bündel Pfundnoten ablaufen. Abends sehen wir uns im Fernsehen noch einen Bericht über Margaret Thatcher an; sie kommt mir gleichermaßen beschlagen und unaufrichtig vor, kann wie bekümmert weiblich-flehend dreinblicken und verrät doch immer wieder ihre soziale Eiseskälte. Sie studierte passenderweise in dem vor Tagen von uns besuchten kleinkarierten Oxford. Die Spielfilme im Hotel-TV werden öfter als bei uns durch Commercials unterbrochen, doch längst nicht so häufig wie in den USA. Die übrigen Beiträge sind lebendiger und witziger als in unseren TV-Programmen üblich.
Die. 30.7.85) Erneut ein solches bis in den späten Nachmittag vorhaltendes Frühstück mit Orangensaft und Toast-Schnitten., Schälchen mit Grapefruit und Orangen, scrambled eggs mit bacon sowie mit schauderhaften Sausages; Ruth wählt lieber mushrooms mit fried eggs.
Wir waren schon öfter in London und nehmen diesmal für unser Ein-Tages-Programm den Vorortzug in Richtung Marylebone. Bei einsetzendem Regen durchlaufen wir den Hydepark und biegen in Richtung South Kensington zum Besuch des „Victoria and Albert Museums“ ab. Gegenwärtig ist hier eine Sonderausstellung zur englischen Satire zu sehen, von William Hogarth über Thomas Patch bis zu Karikaturen der Königlichen Familie bzw. Margarete Thatcher. Instruktiv zwei weitere Neben- oder Dauerausstellungen zur Kupferstecherkunst (mit Details zur mechanischen und chemischen Behandlung der Platten) sowie zu Reiseutensilien (mit wunderschönen Bücherkoffern, Silberfläschchen und -döschen sowie üppigst ausgestatteten Köfferchen für die Herrentoilette).
In der Underground stecken wir dann minutenlang im Tunnel fest, was trotz sofortiger Schweißausbrüche von den Fahrgästen diszipliniert ertragen wird. Falls ein unidentifizierbares Objekt gesichtet wird, so ist zu lesen, dieses bis zur nächsten Station nicht anrühren und erst dort die Aufsicht alarmieren. – Im British Museum haben wir zunächst Anmeldeformulare auszufüllen und zwei von uns schon mitgebrachte Fotos beizulegen, eines davon für den Tagespass. Die Lektüre zu den drei Londoner Persönlichkeiten mit Namen Klingemann wird mir nach ungefähr einer Stunde auf den nummerierten Arbeitsplatz gebracht. Der Saal mit seiner blaugetünchten Rotonda ist nicht ausgesprochen schön, doch zweckmäßig, auch wenn die Lampenschirme an Bahnsteiglampen erinnern. Ein Angestellter sucht mir aus Findbüchern drei wahrscheinliche Arbeitsplätze von Karl Marx heraus, einer davon im äußersten Zirkel direkt neben einer kleinen Ausgangstür.
Mit Ruth schaue ich mir danach die an Sarkophagen so reiche ägyptische Sammlung an; die Fundstücke der Sammlung reichen über sechseinhalb Tausend Jahre von der prä- und frühdynastischen Zeit (um 6000 bis ca. 2690 v. Chr.) bis zur Ptolemäischen Dynastie (305 bis 30 v. Chr., darunter der Stein von Rosette) und zur Römerzeit (30 v. Chr. bis 641 n. Chr.).
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