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VI GERMANISTICA

Oben links unsere Route von Oxford über Stratford-upon-Avon und Kenilworth bis Coventry

Rechts oben Stratford-upon-Avon mit Shakespeares Geburtshaus und darunter seine Grammar School

Unten die Ruinen von Kenilworth Castle: "Von links nach rechts sind zu sehen: Leicesters Gebäude aus dem 16. Jh., Gaunts Großer Rittersaal und Orielturm aus dem 14. Jh., und Clintons Großer Turm aus dem 12. Jh." (www.wikiwand.com/de/Kenilworth_Castle)

Bildquellen: Google Maps  www.tour-edition.de/media/images/country/177/xxl_England_Suedengland_Stratford-upon-Avon_Geburtshaus%20von%20Shakespeare_AS_tour_139734407_ie.jpeg https://149645218.v2.pressablecdn.com/wp-content/uploads/2015/06/shakespeares-school.jpg   https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ac/Kenilworth_castle.jpeg/1000px-Kenilworth_castle.jpeg


Am Nachmittag verlassen wir Oxford, passieren nach einer halben Stunde die kilometerlangen Mauern von Blenheim Palace (Geburtsstätte Churchills) und treffen nach einer weiteren Fahrtstunde in Stratford-upon-Avon ein. Stratford ist heute längst nicht so überlaufen, wie ich es von meinem Besuch als Schüler (1961 von Coventry aus) in Erinnerung habe. Auch hatte ich das vermutliche Geburtshaus Shakespeares viel kleiner in Erinnerung; es ist weit größer als etwa Carl v. Linnés Geburtshaus im schwedischen Råshult. Zum ersten Mal während unseres Englandbesuchs sind hier Stimmen einiger Besucher aus Deutschland zu vernehmen.

   Inspirierender als das überlaufene Geburtshaus ist das nur von wenigen Touristen besuchte und einige hundert Meter entfernte Gebäude der Grammar School Shakespeares. Der langgestreckte Schulraum im 1. Stock beeindruckt mit seinem schweren dunklen Gebälk und den niederen, doch genügend Tageslicht einlas­senden Fenstern. Neben Latein bot die Schule wahrscheinlich auch Griechisch an, doch lässt sich Letzteres wie so vieles im Leben des Dichters nicht mehr nach­wei­sen. Wegen finanzieller Nöte seines Vaters, eines Handschumachers, musste Shakespeare schon mit 14 diese Schule verlassen und konnte nicht, wie damals üb­lich, anschließend eine Universität besuchen.

   Die ‚Holy Trinity Churchmit Shakespeares Grabstätte ist wegen einer Hochzeit geschlossen; die Hochzeitsgesellschaft lagert soeben auf einer nahgelegenen gro­ßen Wiese und schaut Komödianten zu, die eine Farce aus Ritterzeiten aufführen. Plötzlich werden ihre Hosenbein-Schellchen von dem schönen Glockengeläut der Kirche überspielt und mischen sich hin und wieder mit dem Geklingel der Schellchen.


Eine halbe Stunde weiter nördlich halten wir in Kenilworth. Ein Fußweg führt durch begrünte Hügel zu dem aus rötlichen Sandstein errichteten Ruinenkomplex; mitunter führen Treppen einige Stockwerke hoch und gewähren Einblicke in etliche verwaiste Kämmerchen. So verwunschen liegt die seit dem Anfang des 12. Jh. über drei Jahrhunderte hin erbaute und Mitte des 17. Jh. geschleifte Burg nun da, dass hier ein Mal jährlich ein Theaterfestival stattfinden oder ein Fest à la Kenil­worth gefeiert werden sollte! Viele Eingravierungen von Touristen schon aus der Zeit um 1850 bezeugen, dass Walter Scotts Roman „Kenilworth“ (1821) schon nach kurzer Zeit von nostalgischen Lesern aufgesucht wurde. Bei Scott bereitet Robert Dudley, Earl of Leicester, Elisabeth I. einen prunkvollen Empfang und ver­strickt sich derweilen in eine mörderische Liebesaffäre.

   Nach einer weiteren Viertelstunde nordwärts erreichen wir Coventry, wo ich im August 1961 gut eine Woche lang bei einem mit meinen Eltern bekannten Ama­teurfunker und Ingenieur wohnte. Er nahm mich einmal in eine der hiesigen Autofabriken mit und bedauerte dann, dass Berlin soeben durch die Mauer geteilt


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