Quellen:
http://fotocache01.stormap.sapo.pt/fotostore01/fotos//08/be/f5/4828572_zzu9v.jpeg
http://poetsorg.tumblr.com/post/25092202487/niteroi-forte-do-pico-praca-portugal
Wim Wenders, 'Lisbon Story' (18:13) http://palaciobelmonte.com/image-video-gallery/palacio-belmonte-by-joana-pinto/
Im
südlich angrenzenden Stadtteil Campo de Ourique besichtigen wir am
Nachmittag die „Casa
Fernando Pessoa” (10). Das Gebäude
gehörte der Familie des Dichters, der es von 1920 bis zu seinem Tode
(1935) bewohnte. Bei der so gründlichen wie eleganten Restaurierung
des verfallenen Hauses und seinem Umbau zu einem Forschungszentrum
und Museum mit Ausstellungs- und Konferenzräumen blieben kaum mehr
als die Fassade und Pessoas Zimmer im 1. Stock erhalten. Eine
Bibliothek mit seiner eigenen Büchersammlung und mit Publikationen
zu seinem Werk zieht sich über zwei lichtdurchflutete Stockwerke
hin. Zu den anrührenden Exponaten gehören eine kleine filigrane
Brille Pessoas und ein Ausweis, den der Dichter außer mit der
Unterschrift mit dem Abdruck seines rechten Zeigefingers zu
beglaubigen hatte. Die Phantasie des Besuchers gehörig anregen soll
gewiss auch das Imitat der von seinen Erben einst versteigerten
Truhe, in der Pessoa seine gut 24.000 nachgelassenen Textfragmente
aufbewahrte.
Zum
Zeugnis der hermetisch-okkultistischen Interessen Pessoas hat man den
Boden des Hauseingangs mit der Marmorkopie eines der vielen für ihn
gestellten Horoskope gefliest. Die Wände insbesondere im
Hofbereich sind außer mit Gedichtzeilen mit den Unterschriften und
Horoskopen einiger der so faszinierenden Heteronyme
Pessoas
sowie mit Anagrammen beschriftet, die er bei der Titelgebung für
sein einziges zu Lebzeiten (1934) veröffentlichtes Buch in
portugiesischer Sprache ersann, die Gedichtsammlung ‚Mensagem’
(,Botschaft’).
In Wim
Wenders' ,Lisbon
Story’ (1994) lässt sich Phillip Winter von
dem Jungen Sé die Zeilen übersetzen, die offenbar von Friedrich
Munro an die Wand seines Schlafraums geschrieben wurden: „Ah
não ser eu toda a gente e toda a parte” („Könnte ich doch
jedermann und überall sein …”, so Sé; in einer englischen
Übersetzung heißt es: „Ah if only I could be all people and all
places!”). Es ist dies der Schlußvers der 1914 von Pessoa unter
seinem Heteronym Álvaro de Campos veröffentlichten ,Triumph-Ode’
(,Ode Triunfal’), die seine Tendenz feiert, durch Selbstauslöschung
als Individuum allumfassend und exemplarisch zu werden.
P.S.
2017: Die
von Winter und Munro bewohnten Räume haben seither eine grandiose
Rückverwandlung erfahren: Nach langwieriger Restaurierung sind sie
nun Bestandteil des luxuriösen Suite-Hotels „Palácio
Belmonte”.
Es ist ein Mitte des
15.
Jh. am Fuße des Castelo de São Jorge errichtetes Gebäude, das der
Brasilien-Entdecker Pedro A. Cabral erweitern ließ und das zwei
Jahrhunderte später zu einem Palast ausgebaut wurde; nach seiner 1.
Indienfahrt bewohnte es eine Zeitlang auch Vasco da Gama.
Der
Saal, in dem die Fado-Gruppe „Madredeus”
übte,
ist nun als „Ballroom” ausgewiesen, der Raum mit Munros
Schneidetisch heißt heute „Governor's Room” und das auf die
Terrasse hinausführende letzte Zimmer mit Munros Gasherd „Music
Room”.
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