Quellen: http://nezclinas.blogspot.com/2009/06/geo-cash-as-maes-dagua-4-24-junho-09.html www.wim-wenders.com/photo/in-broad-daylight-even-the-sounds-shine/?skip=next
http://coordenadas-geograficas.blogspot.com/2010_05_01_archive.html https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/2010-03-07_14_04_46_Portugal-Sete_Rios.jpg
Mi.
18.8.99:
Der
heutige Tag soll uns immer weiter von den touristischen Trampelpfaden
entfernen. Zunächst suchen wir im Stadtteil Amoreiras das einstige
Trinkwasserreservoir Mãe
d’Água (Plan
Nr. 8)
auf. Diese „Mutter des Wassers” war die festlich ausgeschmückte
Endstation des Aquädukts der „Águas Livres” („Freien
Wasser”), der aus der Gebirgsregion östlich von Sintra Wasser aus
Dutzenden von Quellen über 18 km hin nach Lissabon führte und die
innerstädtischen Brunnen speiste; das Erdbeben von 1755 konnte
er erstaunlicherweise ohne größere Schäden überstehen. Aquädukt
und Zisterne waren bis 1967 in Betrieb, letztere wird nun für
Veranstaltungen und Ausstellungen aller Art genutzt. Die kleine
Bühne in ihrem Zentrum ist über einen leicht schwankenden Steg zu
erreichen.
Wir
besichtigen noch einen der Zuleitungskanäle, ersteigen die
Panorama-Dachterrasse dieses seinernen Kubus und lassen uns zuletzt
drunten in einem schönen Maulbeerhain auf einer Bank nieder. Mit den
Blättern der Maulbeerbäume („Amoreiras”)
wurden einst die Seidenspinnerraupen
für
die Königliche
Seidenfabrik gefüttert.
Dem
Aquädukt folgen wir in nordwestlicher Richtung und erfreuen uns eine
gute Viertelstunde später an dem erhabenen Anblick der 35 bis zu 65
Meter hohen Bögen
des Aquädukts
(9),
der hier das einen Kilometer breite Alcântara-Tal überspannt.
Die vielen mit roten Ziegeln gedeckten Häuschen im Tal, auf die
Phillipp Winter in ,Lisbon
Story’
hinabblickte,
haben mittlerweile mehreren Schnellstraßen Platz machen müssen.
Winter wird hier das Opfer eines Gauners, der vorgab, ihn gegen
Bezahlung auf die Spur von Friedrich Monroe bringen zu können. Zu
Beginn des 19. Jh. war dies das Revier des Raubmörders Diogo Alves,
der seinen Opfern meist an den oberen Seitengängen des Aquädukts
auflauerte und in die Schlucht hinunterstürzte. Er ließ diese
Verbrechen als Suizide aussehen, als jedoch die Leichenfunde dort
überhandnahmen – während eines Jahres sollen es über 70 gewesen
sein – , sperrte man die Zugänge zum Aquädukt. Der Serienkiller
beging daraufhin mit seiner Bande riskantere Verbrechen, wurde
schließlich gefasst und als einer der letzten Delinquenten 1840 zum
Tode verurteilt; den abgetrennten Kopf des Erhängten hat man zu
Forschungszwecken in Formaldehyd konserviert und bis heute im
Anatomischen Museum der Lissabonner Medizinischen
Fakultät ausgestellt.
Am
Fuße des Aquädukts liest Ruth wie so manches Mal auf unseren Reisen
noch einen Stein auf, diesmal ist es ein würfelförmiger
Pflasterstein (ein weißer Kalkstein) für den Gehweg. Danach suchen
wir das nahgelegene und in einigen Reiseführern empfohlene
„Amoreiras Shopping Center” auf. Es bietet in seinem Umkreis kaum
schattenspendende Bäume dar und besteht selber nur aus
Allerweltspassagen. Nach einigem Zögern essen wir hier gleichwohl zu
Mittag.
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