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IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
VI GERMANISTICA


Mãe d’Água, die Endstation von Lissabons Aqädukt. Links die Zisterne mit einer Ausstellung (Nov. 2015) der in Portugal geschossenen Fotos von Wim Wenders,
rechts daneben Außenaufnahmen dieses Reservoirs


Rechts unten: Luftaufnahme von dem über Lissabons Alcântara-Tal hinwegführenden Aquädukt

Quellen: http://nezclinas.blogspot.com/2009/06/geo-cash-as-maes-dagua-4-24-junho-09.html   www.wim-wenders.com/photo/in-broad-daylight-even-the-sounds-shine/?skip=next

  http://coordenadas-geograficas.blogspot.com/2010_05_01_archive.html https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/2010-03-07_14_04_46_Portugal-Sete_Rios.jpg

Mi. 18.8.99:

Der heutige Tag soll uns immer weiter von den touristischen Trampelpfaden entfernen. Zunächst suchen wir im Stadtteil Amoreiras das einstige Trinkwasserreservoir Mãe d’Água (Plan Nr. 8) auf. Diese „Mutter des Wassers” war die festlich ausgeschmückte Endstation des Aquädukts der „Águas Livres” („Freien Wasser”), der aus der Gebirgsregion östlich von Sintra Wasser aus Dutzenden von Quellen über 18 km hin nach Lissabon führte und die in­nerstädtischen Brunnen speiste; das Erdbeben von 1755 konnte er erstaunlicherweise ohne größere Schäden überstehen. Aquädukt und Zisterne waren bis 1967 in Betrieb, letztere wird nun für Veranstaltungen und Ausstel­lungen aller Art genutzt. Die kleine Bühne in ihrem Zentrum ist über einen leicht schwankenden Steg zu erreichen.

    Wir besichtigen noch einen der Zuleitungskanäle, ersteigen die Panorama-Dachterrasse dieses seinernen Kubus und lassen uns zuletzt drunten in einem schönen Maulbeerhain auf einer Bank nieder. Mit den Blättern der Maulbeerbäume (Amoreiras) wurden einst die Seidenspinnerraupen für die Königliche Seidenfabrik gefüttert.

 

Dem Aquädukt folgen wir in nordwestlicher Richtung und erfreuen uns eine gute Viertelstunde später an dem erhabenen Anblick der 35 bis zu 65 Meter hohen Bögen des Aquädukts (9), der hier das einen Kilometer breite Al­cântara-Tal überspannt. Die vielen mit roten Ziegeln gedeckten Häuschen im Tal, auf die Phillipp Winter in ,Lisbon Storyhinabblickte, haben mittlerweile mehreren Schnellstraßen Platz machen müssen. Winter wird hier das Opfer eines Gauners, der vorgab, ihn gegen Bezahlung auf die Spur von Friedrich Monroe bringen zu können. Zu Beginn des 19. Jh. war dies das Revier des Raubmörders Diogo Alves, der seinen Opfern meist an den oberen Seitengängen des Aquädukts auflauerte und in die Schlucht hinunterstürzte. Er ließ diese Verbrechen als Suizide aussehen, als jedoch die Leichenfunde dort überhandnahmen – während eines Jahres sollen es über 70 gewe­sen sein – , sperrte man die Zugänge zum Aquädukt. Der Serienkiller beging daraufhin mit seiner Bande riskantere Verbrechen, wurde schließlich gefasst und als einer der letzten Delinquenten 1840 zum Tode verurteilt; den abgetrennten Kopf des Erhängten hat man zu Forschungszwecken in Formaldehyd konserviert und bis heute im Anatomischen Museum der Lissabonner Medizinischen Fakultät ausgestellt.

   Am Fuße des Aquädukts liest Ruth wie so manches Mal auf unseren Reisen noch einen Stein auf, diesmal ist es ein würfelförmiger Pflasterstein (ein weißer Kalkstein) für den Gehweg. Danach suchen wir das nahgelegene und in einigen Reiseführern empfohlene „Amoreiras Shopping Center” auf. Es bietet in seinem Umkreis kaum schattenspendende Bäume dar und besteht selber nur aus Allerweltspassagen. Nach einigem Zögern essen wir hier gleichwohl zu Mittag.

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