Quellen:
www.kretakultur.dk/kendte/Kazantzakis/museum.jpg
www.historical-museum.gr/webapps/kazantzakis-pages/img/pics/life/1915-portrait.jpg
www.wikiwand.com/de/Jouchtas
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikos_Kazantzakis
Fr. 19.8.05:
Am
Morgen suchen wir in Iráklio nach dem Museum der Schlacht um Kreta,
das in der Nähe des gestern von uns besuchten Archäologischen
Museums liegen soll; vergebens, auch mehrere Anwohner können
uns nicht weiterhelfen. Hat man es seit den letzten Auflagen unserer
Reiseführer aufgelöst? (P.S.: Offenbar, denn Jahre später wurde es
an einem für Touristen wohl leichter anzufahrenden Ort neu
eröffnet.)
So
machen wir uns denn früher als geplant auf den Weg zu der Ortschaft
Myrtiá,
um das dortige Kazantzakis-Museum
zu besichtigen. An Knossos
und dann Archánes vorbei fahren wir dann auf Nebenstraßen durch
Hügellandschaften mit ausgedehnten Weinbergen.
Das
hübsche Museum in Myrtiá bietet eine umfangreiche Dokumentation
über diesen Dichter, Politiker und philosophischen Schriftsteller,
der 1909 in Paris über Nietzsche promoviert hatte und dessen Buch
‚Die letzte
Versuchung’ (1951)
Pius XII. auf den Index setzen ließ. Neben seinen Werken und ihren
zahlreichen Übersetzungen sieht man hier auch Bühnenbilder und
Theaterkostüme aus den Aufführungen seiner Dramen. Wie viele andere
Zeitgenossen lernte ich einst Kazantzakis durch die Verfilmung von
,Alexis Sorbas’ kennen und las erst viel
später etwa seine eigene gewaltige ‚Odyssee’
und den Kretaroman ‚Tod
oder Freiheit’.
Kazantzakis übersetzte unter anderem Goethes ,Faust’
und schrieb Lesebücher für
die Grundschule. Geboren wurde er in Iraklio, sein Vater hingegen
stammt aus Myrtiá; diesen wohlklingenden Namen wählten einst die
Einwohner des Ortes anstelle des ursprünglichen „Barbároi”
alias „Varvári”,
den man all den Dörfern
zuwies, in denen die Überlebenden der im Jahre 960 von dem
byzantinischen Feldherrn und späteren Kaiser Nikephoros Phokas
geschlagenen arabischen Eroberern Kretas angesiedelt worden
waren.
Den
Rückweg wählen wir über die Ortschaft Archánes,
ein Zentrum des kretischen Weinbaus seit minoischen Zeiten. Hier
essen wir im Außenbereich einer Taverne, trinken kretischen Wein und
blicken derweil immer wieder zum Joúchtas
hinüber,
in dem man seit der Antike das Profil des schlafenden Zeus zu
erkennen glaubte. Doch ähnelt diese spitzige „Himmelfahrtsnase
nicht eher denen der minoischen Jünglinge des Stiersprung-Freskos?
Womöglich sahen dies schon die alten Minoer so, von denen man auch
beim Joúchtas einige Heiligtümer und Gräber freigelegt hat, Auf
dessen Gipfelheiligtum Anemóspilia konnten Archäologen zusammen mit
Gerichtsmedizinern eine Menschenopferung nachweisen, die um 1700 v.
Chr. während eines vernichtenden Erdbebens zur Besänftigung der
Götter stattfand.
Wir
besuchen zuletzt noch Kazantzakis’
Grab in Iráklio.
Die griechisch-orthodoxe Kirche hatte ihm eine Grabstätte auf einem
ihrer Friedhöfe verweigert. So hat er auf der Südbastion ein
Einzelgrab erhalten, von dem aus man auch den Joúchtas erblicken
kann. Das Epitaph variiert einen seiner Aphorismen und wurde nach seiner Handschrift eingemeißelt. – Danach durchqueren wir die
Betonwüste der Neustadt und fahren, die Eleonorenfalken-Schutzinsel
eine Zeitlang zur Linken, wieder zurück zu unserer Hotelanlage in
Hersónissos.