Quellen: www.kefaloniantours.com/ithaca-cruise-from-skala/# www.greeceguide.co.uk/photos-greeceguide/ithaca/1200pix/kioni-ithaca-006.jpg http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2011/04/18/article-1378221-0B9BCAD400000578-568_634x564.jpg
Freitag, d. 15.8.97:
Nach
dem Frühstück machen wir uns auf den gut sechs Kilometer weiten Weg
von Fríkes zu dem Fischerdorf
Kióni,
das mit als das hübscheste Ithakas gilt. Die in weiten Schlaufen
sich hinziehende schmale Küstenstraße bietet zur
Linken mehrmals verlockende Ausblicke auf kleine, im Schatten von
Bäumen liegende Badestrände. Am Wegesrande gegenüber
befinden sich vor den Olivenhainen Unterstände mit Kerzen und
Kontrollzetteln zur Abwehr von Parasitenbefall.
Auch an weißgetünchten Andachtshäuschen kommen wir vorbei, in
denen wie üblich Flaschen für die Öllämpchen und
mitunter verrottende Votivgaben abgestellt sind.
Oberhalb von Kióni bleiben wir längere Zeit auf einer
beschatteten Bank sitzen und betrachten
das Treiben ringsum: Eine junge Frau, die beim Fortgehen
mit erhobenem Arm eine Torte balanciert; eine Greisin, die ihr
Kätzchen ausführt; und immer wieder
Motorradfahrer, die den kurvigen Weg
heraufgeknattert kommen oder
wie so
mancher Autofahrer beim Hinunterfahren den
Motor abstellen.
Wie
Fríkes hat auch dieses gegen Ende des 16. Jh. gegründete Dorf ein
Ruhmesblatt vorzuweisen, sollen doch seine Bewohner um 1650 die hier
zuvor ständig aufkreuzenden und sich mitunter
auf längere Zeit einnistenden Piraten
entscheidend zurückgeschlagen haben. Nur
wenige Wohnhäuser im Baustil der Spätrenaissance, der Gründungszeit
Kiónis unter venezianischer Herrschaft, haben das schwere Erdbeben
von 1953 überstanden; zu erkennen sind sie am
Rustika-Mauerwerk, Portalarchitrav mit
darüberliegendem Balkon sowie an ihrem leicht hervorkragendem
Dachgesims. Das eine oder andere Gebäude
befindet sich aber in einem erbarmungswürdigen
Zustand. Das abgebildete ,Hamilton
House’,
1894 für eine Nichte der mit Nelson liierten Lady
Hamilton erbaut, hatte augenscheinlich jene
Renaissancehäuser zum Vorbild; das
gegenwärtig darin befindliche
Restaurant bietet auch Duschräume für Segler
an.
Im
Hafen liegen weitaus mehr Boote und Yachten als in Fríkes, neben
Griechen sind vor allem Briten ihre Besitzer. Der geballte
Wassertourismus macht auf uns und andere Landratten freilich keinen
günstigen Eindruck, nicht nur an der Hafenpromenade kann man
ihm kaum entkommen. Wir
lassen uns zuletzt vor einer Taverne beim
Eiskaffee nieder. Beim Bezahlen erlaubt sich die
vielleicht 55-jährige Serviererin einen etwas gewagten
Schummelversuch, als sie mit meinen 5000 Drachmen
(gut 35 D-Mark) davongeht und partout nicht mehr
wiederkommen will. Das ist denn doch etwas zu viel des
Guten, und ich stöbere sie in einer Ecke der Küche
auf, wo sie mir sogleich stumm kapitulierend
den Restbetrag entgegenstreckt – immerhin.
Für
den Rückweg nach Fríkes nehmen wir ein Taxi, da Ruth
nach dem Hinmarsch an diesem heißen Tag „Marzipanfüßchen”
bekommen hat. In
den Gassen von Fríkes wird uns regelmäßig
ein „Jassas” oder auch schon „Kallispera”
entboten. Doch unvermutet erklingt jenseits einer
Gartenhecke schwäbischer Kindergesang!
Es dürften Kinder einer Pietisten- oder
Pfarrersfamilie sein, denn sie tragen die verpoppte Version eines
Kirchenliedes vor („ ... alle Welt beugt das
Knie vor Dir”).
Der
Mond senkt sich hier so gar nicht in der uns vertrauten Bahn herab,
vielmehr scheint er längere Zeit immer weiter zu steigen, um
erst am Morgen flach am Horizont dazustehen. Und kaum
einmal in dieser Woche sind auf Ithaka die Sterne zu
sehen.
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