Quellen: https://thehistoryofwesternthought.wordpress.com/2017/04/04/homers-subtle-platonism-reason-vs-desire/ https://plus.google.com/photos/photo/113574646883689056288/6597392284543459730
https://plus.google.com/photos/photo/112125645630637350414/6621383246453351058 www.nixe3.com/entradablog.asp?lng=2&id_ficha=1973
Oben grünt am Gestad' ein weitumschattender Ölbaum./ Eine Grotte, nicht fern von dem Ölbaum, lieblich und dunkel,
Ist den Nymphen geweiht, die man Najaden benennet./... Bienen bereiten drinnen ihr Honig.
Aber die Nymphen
weben auf langen steinernen Stühlen/ Feiergewande mit Purpur gefärbt, ein Wunder zu schauen.
Unversiegende Quellen durchströmen sie./ Zwo sind der Pforten:/ Eine gen Mitternacht, durch welche die Menschen hinabgehn;
Mittagwärts die andre geheiligte: diese durchwandelt/ Nie ein sterblicher Mensch; sie ist der Unsterblichen Eingang.
(13. Gesang der ODYSSEE, 103-112; J. H. Voß)
Montag, d. 18.8.97:
Am
Vormittag begebe ich mich allein nach Stavrós, um im dortigen
Postamt eine mir wichtige Express-Sendung nach Berlin für
,Roadmovies’ aufzugeben (bis
heute hat sie den Adressaten nicht erreicht). Nach meiner
Rückkehr machen wir einen Kraxelausflug in das
Berggelände, in dem wir des Abends die Ziegen herabspringen
sahen. Doch treibt uns die sengende Sonne bald wieder
zurück in die Bucht; wechselseitig mussten wir unsere
Häupter mit einem Badetuch umwinden. Wir
bleiben längere Zeit in einer Strandtaverne.
Die
Kellner,
meist junge und angenehm zurückhaltende
Männer, ständig auf riskante Weise die jetzt
vielbefahrene Dorfstraße überqueren.
Ruth wird allmählich zur Spezialistin für
die köstlichen griechischen Süßigkeiten,
während mich auch Altbekanntes wie Spaghetti auf
griechische Art –
mit
Feta, Oliven und Auberginen oder auch
Garnelen –
überraschen
kann.
Im
Hotelzimmer widmen wir uns der Lektüre für die anschließende
Peloponnes-Rundreise. Trotz der hier reichlich wachsenden
Eukalyptusbäume, die zur
Mückenabwehr höchst tauglich sein sollen
und als „Fieberbäume” Sumpfgebiete
rasch austrocknen lassen, habe ich mir eine Reihe von
Mückenstichen zugezogen.
Dienstag, d.
19.8.97:
An
diesem vorletzten Tag auf Ithaka wollen wir auch einer der
bescheideneren homerischen Stätten einen Besuch abstatten und machen
uns auf den Weg zur
,Nymphengrotte’
bei
Vathy.
Odysseus hat ja bei seiner Rückkehr auf Athenes Rat hin in
dieser Höhle die Geschenke der gastfreundlichen Phäaken
versteckt. Um für den Rückweg noch den letzten Bus zu
bekommen, der schon gegen 11 Uhr von Vathy aus
zurückfährt (ja, morgens!), nehmen wir in Fríkes gegen 7
Uhr den Frühbus und erhalten statt des Hotelfrühstücks
ein Picknick-Paket mit auf den Weg. Der Fahrer steuert
zunächst einige nördliche Inseldörfer an;
zweimal nötigt er ein entgegenkommendes
Fahrzeug zum Zurücksetzen und lässt uns einige Kilometer
nordwestlich vor Vathy an einem Seitenweg
aussteigen. Eine Dreiviertelstunde gehen wir
nun auf einem Schlängelweg leicht bergan, zwar durch Olivenhaine und weithin bei
bewölktem Himmel,
für unsereins aber beschwerlich genug. Unterwegs
erblicken wir nur eine ältere Frau, die Tierfutter schneidet.
Bei
der Tropfsteinhöhle hat sich schon ein älterer Mann mit
drei jungen Helfern eingefunden. Er bittet uns, noch einige
Minuten zu warten, bis mithilfe eines Generators die
Grotte ausgeleuchtet werden kann. Der jüngste
seiner Assistenten führt uns nach einigen Metern eine eiserne
Wendeltreppe hinunter. Diese nach den
steinernen Webstühlen der Najaden auch ,Marmor-
oder Steinhöhle’ (,Marmarospilia’)
genannte Grotte ist wohl 20 Meter lang, an die zehn Meter
hoch und sehr uneben. In der Höhe erblicken wir die
den Unsterblichen vorbehaltene
gleißend helle Öffnung. Die Grotte liegt allerdings 190 Meter
über dem Meeresspiegel und wäre, wie man schon
angemerkt hat, für die von dem Phäakenschiff
herbeizuschleppenden Schätze weit weniger geeignet
gewesen als etwa die an Grabungsfunden so reiche Höhle in der
Pólis-Bucht (die aber dafür nicht zu den Ortsangaben des
Dichters passt). – Beim Hinaustreten ins
blendende Tageslicht gebe ich
versehentlich nicht meinem Führer, sondern
einem anderen der dort wartenden Jünglinge
das Trinkgeld; die drei werden sich hoffentlich
arrangieren.
Postskript
Februar 2019:
Ein
Jahr nach unserem Besuch begann der Archäologe Sarantis Symeonoglou,
die Grotte näher auf Spuren eines Nymphenkultes hin zu
untersuchen. Er stieß dabei unterhalb des von uns
betretenen Bodens in 18 Meter Tiefe auf den Zugang zu einer zweiten
Grotte, die dem Hirtengott und Nymphenliebhaber
Pan gewidmet und um 370 v. Chr. durch ein Erbeben verschüttet worden
war. In ihr fanden sich unter anderem Statuetten des Pan und einiger
Nymphen
sowie
Weihinschriften und Reste von Opfertieren. Die bis zur
Lichtöffnung 36 Meter hohe Höhle ist wegen neu aufgenommener
Grabungsarbeiten bis auf weiteres geschlossen.
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