Quellen: http://en.wikipedia.org/wiki/Arch_and_Tomb_of_Galerius www.ipernity.com/doc/jacquespfjc/9097551 https://helenmilesmosaics.org/wp-content/uploads/2017/10/DSCN3409-2.jpg www.christianiconography.info/Tjepkema/rotundaDomeThessaloniki.smal.jpg
http://galeriuspalace.culture.gr/site/assets/files/1042/arch_of_galerius_pro_0104_odhgos_04.600x0.jpg
Nach Aushändigung meines Reisepasses werden wir wieder zurück durch das schmale gesicherte Portal geleitet. Während dieser Visite fragte ich mich wieder einmal, warum der uns seit Troja bekannte Streit zwischen Türken und Griechen trotz solcher kulturellen Brückenschläge wie „Atatürk” oder der byzantinischen Herkunft der griechisch-orthodoxen Kirche immer wieder so leicht zu entfachen war.
Für Kemal Pascha lag das Grundübel in der doktrinären Einmischung der religiösen Gemeinschaften und ihrer Priesterschaft in die nur überparteilich zu legitimierende republikanische Staatsform. Die übliche konfessionell geprägte Religiosität ist jedoch ihrem Wesen nach doktrinär und indoktrinierend; auch wenn sie mit dem Selbstanspruch hochkultivierter Geistigkeit auftritt, herrscht – so Helmuth Plessner – „trotz aller geschichtlichen Friedensschlüsse … absolute Feindschaft” zwischen der Religion und der auf eine permanente Selbstüberschreitung hin angelegten menschlichen Kultur. „Wer nach Hause will, in die Heimat, in die Geborgenheit, muß sich dem Glauben zum Opfer bringen. Wer es aber mit dem Geist hält, kehrt nicht zurück.” (Plessner in seinem 1928 erschienenen Hauptwerk Die Stufen des Organischen und der Mensch; zit. nach der 3. Aufl., 1975, S. 342.)
Einige hundert Meter südlich des Geburtshauses von „Atatürk” liegt die schon auf der Heptapýrgion-Zitadelle von uns erspähte Rotunda des Galerius. Galerius Maximianus, Mitkaiser in der römischen Tetrarchie, ließ im Jahr 306 den wuchtigen Ziegelbau wahrscheinlich als sein Mausoleum errichten, verstarb aber in seiner 300 km entfernten bulgarischen Residenz an einer schweren Krebserkrankung. Gegen Ende des 4. Jh. wurde die Rotunda zu einer orthodoxen Kirche mit hinzugefügter Chor-Apsis umgebaut, Ende des 16. zu einer Moschee und nach ihrer jüngsten Restauration wieder zu einer christlichen (Universitäts-)Kirche mit integriertem Museum für frühchristliche Kunst. Das Minarett neben der Kirche ließ man toleranterweise bestehen, ebenso den muslimischen Ritualbrunnen und die Grabstätte des Imams Suleyman Hortaji Effendi, nach dem die Moschee benannt wurde.
Als besondere Kostbarkeit gelten die alten Goldgrund-Mosaiken in der Kuppel und in den Nischenbögen. Die abgebildete Friesreihe über den Fenstern zeigt Mosaiken von christlichen Märtyrern (in Orantenhaltung). Über ihnen ist das Himmlische Jerusalem dargestellt und erscheint leitmotivisch der Pfau als Sinnbild der Auferstehung. – Als Hermann Melville 1856 auf seiner Grande Tour mit einem Schraubendampfer nach Thessaloníki kam und die Rotunda besichtigte, las er einige der aus der Kuppel herabgefallenen Mosaiksteinchen auf und nahm sie mit sich.
Weiter südwärts kommen wir zum Galeriusbogen (Kamára), den einst eine lange Prozessionsstraße mit der Rotunda im Norden und dem Palastbereich im Süden verband. Die umlaufenden Reliefbänder dieses Triumphbogens schildern den siegreichen Feldzug des Galerius über den persischen Großkönig Narses (298 n. Chr). Einer der vier verbliebenen Hauptpfeiler des aus Ziegeln erbauten Bogens wurde weitgehend zerstört; die beiden Pfeiler des größten der drei Bogen sind mit Marmorplatten verkleidet und präsentieren thematisch Kampfszenen, die Gefangenen (darunter Haremsdamen), den Empfang persischer Gesandtschaften, ferner exotische Beutetiere wie Elefanten, Panther und Dromedare, auch Personifikationen des Sieges und in persona Galerius mit dem Siegesopfer am Altar sowie bei der gemeinsamen Triumphfeier der Tetrarchen.
Besonders gut erhalten sind die Reliefs an den Innenseiten des Hauptbogens, während die an der Wetterseite und auch die der untersten Reihe oft kaum noch kenntlich sind. Überhaupt sind große Teile dieses Baukomplexes verlorengegangen. Während der dokumentarische Wert der noch erhaltenen 28 Friesplatten außer Frage steht, hat die Gestaltung vor allem hinsichtlich der Proportionierung Schwächen; so finden sich neben gewissen Übertreibungen etwa bei der Körpergröße auch nahezu zwergenhaft klein dargestellte Pferde und Elefanten.
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