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Die byzantinische und dann ottomanische Festung Hyptapýrgion in der Oberstadt
Oben ein Plan mit den blau markierten Gefängnistrakten, die bis 1989 bestanden
(mit Zusatzgebäuden auch außerhalb der Zitadelle).

Rechts unten der Blick von der Festung zum Meer hin:
In der Mitte vorn die antike Rotunde, oben links der Weiße Turm


Quellen: https://inthessaloniki.com/item/heptapyrgion-yedi-kule/   Google-Maps-Foto unter „Heptapýrgion Thessaloníki”   http://img.fotocommunity.com/photos/7387961.jpg


In einem Kafénion unweit des Forum Romanum erblicken wir alte Männer beim eifrigen Kartenspiel, während nebenan ein Bilderrahmenmacher vor seinem Laden arbeitet und sich für je­den Handgriff reichlich Zeit nimmt. Wir nehmen nun den Bus und fahren in die verwinkelte alte türkische Oberstadt (Ano Poli), die von dem großen Stadtbrand des Jahres 1917 verschont blieb.

   Etwas oberhalb der Altstadt steigen wir aus, um uns den Heptapýrgion-Turm anzusehen, diese Zitadelle am höchsten Punkt der alten Stadtmauer. Die Mauer war Ende des 4. Jh. von den Byzantinern auf den Relikten einer makedonischen Befestigungsmauer errichtet und seit dem frühen 15. Jh. von den Ottomanen verstärkt worden (streckenweise mit einer Dop­pel­mau­er). Die unter den byzantinischen Kaisern angelegte Zitadelle wurde nach der 1430 erfolgten türkischen (Wieder-)Eroberung der Stadt ebenfalls modifiziert und verstärkt. Ihr tür­ki­scher Name war „Yedi Kule” und hat wie „Heptapýrgion” die Bedeutung „Siebenturm”-Festung. Beim Begehen der Zitadelle ist gut zu erkennen, dass in die Befestigungsmauern und Türme viele antike Relikte wie etwa Säulentrommeln und Kapitelle mehr oder minder rücksichtsvoll verbaut wurden; überlegter ist man anscheinend bei der Einfügung von Re­lik­ten mit griechischen und lateinischer Beschriftung vorgegangen.

   Seit dem Ende des 19. Jh. diente die Festung nur noch als Gefängnis und wurde nach den Osmanen auch von der deutschen Wehrmacht sowie der griechischen Militärdiktatur von 1967-74 genutzt. Schon 1947 wurde hier der wegen Kriegsverbrechen verurteilte deutsche Unteroffizier Friedrich Schubert durch ein Erschießungspeloton hingerichtet; er hatte auf Kreta und in der Umgebung von Thessaloníki ein sadistisches „Jagdkommando” geführt. Für die vielen im Gefängnis Verstorbenen und Umgebrachten lag in unmittelbarer Nähe dieser be­rüchtigten Zitadelle ein eigener Friedhof.

   Beim Gang durch einen der ehemaligen Gefängnistrakte kommen wir an Zellen mit durchweg verrostetem Gestänge und Kettenschlössern vorbei; es ist nicht mehr zu erkennen, ob diese Verrottung erst seit 1989 in Gang kam. In den restaurierten Räumen hat neuerdings die Ephorie für byzantinische Altertümer Platz gefunden, und für Ausstellungen und Events aller Art stehen im Heptapýrgion größere Räumlichkeiten zur Verfügung.

   Von südlichen Wehrgang aus hat man einen exzellenten Blick über die Altstadt hin und noch weiter hinunter über die Rotunde bis hin zur See mit dem Weißen Turm. Verlaufen die Straßenzüge der Unterstadt überwiegend rechtwinklig, so sind die Sträßchen der Oberstadt verwinkelt und enden oft in einer Sackgasse; ihre meist nur zweistöckigen Häuser heben sich mit ihren roten Ziegeldächern deutlich von den modernen und oft vielstöckigen Gebäuden drunten ab.


Auf Schlängelwegen, immer wieder an den Resten der gewaltigen Stadtmauer entlang, gehen wir durch die Oberstadt zurück und lassen uns bei einem Dorfbrunnen unter einer mäch­ti­gen Platane zum Café frappé nieder. Danach suchen wir nach dem am Südrand der Oberstadt gelegenen Geburtshaus von Atatürk”, sehen aber – wen wundert’s – nirgendwo ei­ne Ausschilderung und müssen uns an unseren ungenauen Stadtplan halten. In der nahen Umgebung beklagt sich soeben eine ältere Frau heftig über einen Lastwagenfahrer, der beinahe ihre Hausumzäunung beschädigt hätte. Als sie sich beruhigt hat, erkundige ich mich in englischer Sprache knapp nach dem Haus von „Atatürk”. Die Frau errät bald unsere Herkunft und führt das Gespräch im schwäbischen Deutsch weiter. Und fragt, ob sie uns mit ihren beiden Enkeln begleiten könne, sie selber sei nämlich noch nie in dem Haus ge­we­sen. Unterwegs erzählt sie uns, dass sie bald ihre deutsche Rente beziehe, denn viele Jahre habe sie in den Stuttgarter „Salamander”-Werken gearbeitet, ja, bei meinem Kind­heits­freund „Lurchi”. Leider kenne sie so gut wie nichts vom übrigen Griechenland, wolle aber auf keinen Fall in der „Betonwüste” Athen leben.


Das als Museum eingerichtete Haus liegt auf dem Gelände des abgezäunten, von außen und innen gesicherten türkischen Generalkonsulats. Um hineinzugelangen, habe ich über ei­ne Gegensprechanlage Minuten lang mit einer Amtsperson zu verhandeln. Danach erscheint ein Soldat und lässt uns nach Vorlage meines Passes und Angabe von Ruths Mäd­chen­na­men in den Hof des Konsulatsgebäudes eintreten. Unsere schwäbisch sprechende Griechin hat sich derweil mit ihren Enkeln schrittweise zurückgezogen und ward nicht mehr ge­se­hen. Ein kleiner ältlicher Türke von schmaler hoher Kopffom tritt bald hinzu und geht uns mit raschem Schritt zum Geburtshaus von „Atatürk” voran. Stumm – da nicht gut Englisch sprechend – öffnet er Tür um Tür dieses dreistöckigen Gebäudes.

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