Quelle für das „Megalon Metéoroni”: http://galenf.com/1/greece/meteora84.jpg
Sa. 18.8.01:
Unser
heutiges Tagesziel ist das gut 230 km nordwestlich von Delphi
gelegene thessalische Kalambáka, wo wir die Metéora-Klöster
besichtigen wollen. Eine Zeit lang haben wir noch die steilen
Ausläufer des Parnass zur Rechten und schlängelt sich die Straße
in Serpentinen bergauf und bergab. Kurz vor Lamía, der
Hauptstadt der Region Mittelgriechenland, erreichen wir die Tiefebene
von Thessalien.
Die Winter sollen in diesem von Gebirgen umringten Landstrich so
streng sein, dass der Olivenbaum vielerorts nicht gedeihen kann.
Jetzt, Mitte August, kommen wir an vielen Bienenstöcken zu
Seiten der Straße vorbei.
Ungefähr
eine Viertelstunde vor Kalambáka
führt
die Nationalstraße N 6 geradewegs auf das wunderliche Ensemble der
Metéora-Felsen zu. Diese Felsformationen, ein
Sandstein-Konglomerat mit eingeschlossenen großen Kieseln, erhielten
ihre Gestalt außer durch Erosion vermutlich durch Wassermassen,
die aus einem riesigen Seengebiet in der Tiefebene zur Ägäis hin
abflossen und dabei die Felsen zerteilten und abschliffen. Auf den
verbliebenen Felstürmen und -nadeln legten Mönche seit
dem 14. Jh. über 20 Klöster an, von denen noch sechs vorhanden
sind. Mit dem Touristenandrang der letzten Jahrzehnte wanderten
die meisten Mönche zu entlegeneren Klöstern ab, insbesondere zu
denen der Mönchsrepublik Athos, aus der vor sechs Jahrhunderten
ihre Gründerväter gekommen waren.
Wir
suchen zunächst das für zwei Übernachtungen gebuchte
„Divani”-Motel auf. Es gehört zur höheren A-Kategorie, hat
allerdings dringend eine Renovierung nötig; an den
Wänden des Lifts finden sich entsprechende Kommentare. –
Nach einer Rundfahrt
durch einige Dörfer nehmen wir in der Stadt eine Abendmahlzeit
zu uns und schauen auf einer Parkbank längere Zeit zu, wie sich hier die
Einheimischen ergehen. Zwei Kleinkinder neben uns, offenbar
Brüder, dürfen sich in einem fort und von den Eltern unermahnt
in den staubigen Sand werfen; und zum ersten Mal in Griechenland
sehen wir etliche Jugendliche auf dem Weg zu einer
Herberge oder zu Campingplätzen. Zuletzt sitzen wir beim Wein auf
dem schmalen Hotel-Balkon, der auf einige dieser bizarren
Felsformationen hinausführt. Zwei kleinere Felspartien hat man
albernerweise so ausgeleuchtet, dass ihre Umrisse denen eines
Elefanten und Dromedars gleichen.
Immer
wieder stört uns der aus einem Nachbarzimmer herüberdringende Lärm
einer jungen und wie so oft aufgeblondeten Griechin, die zuerst einem
Bekannten drunten im Park einiges zuruft und danach ihren
Fernsehapparat aufdreht und laut mitsingt. Sie schließt die
Balkontür
erst, als ich in ihre orientalische Melodie mit
etwas schräger Betonung einstimme.
So. 19.8.01:
Wir
haben uns für nur zwei Klostervisiten entschieden, zunächst für
das Stammkloster „Megálo
Metéoro”
alias
„Metamórphosis”,
das um 1350 von dem vormaligen Säulenheiligen Anastásios Meteorítis
gegründet wurde. Später hat man der ganzen Bergregion den davon
abgeleiteten Namen „Metéora” gegeben. Nach einer
hübschen und gern kolportierten Auslegung soll sich die Bezeichnung
von μετεωρίζω herleiten („erheben, in die Höhe heben
und schwebend erhalten”) und das Erscheinungsbild der in Nebel oder
Dunst daliegenden Bergkloster umschreiben.
Eine
längere Serpentinenstraße führt uns an der Westseite des
Felskomplexes an drei Klosteranlagen und vielen verlassenen
Eremitenhöhlen vorbei, die schon ungefähr seit dem 10. Jh. in den
Fels gehauen wurden. Vom
Parkplatz beim „Megálo
Metéoro” führt der Weg einige Fußminuten hinunter in eine
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