Quellen für die Karte und die AgricolaKirche: Google Maps (unter ,Helsinki’); für die Moschee: www.verkkoviestin.fi/fokus/data/kuvat/cache/syyskuu_4.jpg-300x400.jpg Das andere Fotos ist von mir (H.F.)
Do. 11.9.08:Im Frühstückssaal ist noch ein minutenlanger Ausschnitt aus der Rundfunkreportage des gestrigen Fußballspiels zu hören. Wir gehen hernach die langgezogene Fredrikinkatu hinunter zur Südspitze Helsinkis. Sie wird von vielen repräsentativen Etagenhäusern der Jahrhundertwende gesäumt, von denen man das eine oder andere Gebäude soeben restauriert. Für uns unerwartet in dieser Häuserzeile bietet sich uns bald bei Nr. 33 A der Anblick einer Mondsichel dar – die einer Moschee. In Finnland leben schätzungsweise bis zu 40.000 Muslime, von denen die meisten aus Afrika und dem Nahen Osten emigrierten, während schon mit den russischen Soldaten eine kleinere Gemeinde muslimischer Tataren ins Land kam (vgl. S. 8 zur Uspenksi-Kathedrale).
Vor der Agricola-Kirche setzen wir uns an den Rand eines Kindergartenparks und sehen dem munteren Treiben der spielenden Grüppchen zu. Da das Gelände auch öffentlich zugänglich ist, tragen die Kinder leuchtend markierte Jacken, einige darunter in den französischen Nationalfarben. Die Erzieher greifen nur das eine Mal ein, als ein mit Kleinkindern besetztes Gefährt am Fuße eines Grashügels unter Schmerzensgeschrei umkippt. – Die 30 Meter hohe nadelförmige Turmspitze dieser in den 1930er Jahren erbauten Backsteinkirche läßt sich übrigens absenken; so wurde sie während des 2. Weltkriegs eingezogen, um keinen Orientierungspunkt für die russischen Bomber zu geben. Der Bauernsohn Mikael Agricola, dessen Standbild wir gestern im Dom sahen, studierte in Wittenberg bei Luther und Melanchthon Theologie und übersetzte später nach dem Vorbild von Luther das Neue Testament und andere biblische Texte in seine Landessprache. Da die finnische Bevölkerung weithin noch nicht alphabetisiert war, hatte Agricola zuvor noch eine sehr erfolgreiche finnische Lesefibel mit christlichen Texten verfaßt. Seine Geburtsdaten sind nicht gesichert, deshalb wird jährlich sein Todestag, der 9. April, als „Mikael-Agricola-Tag” und zugleich als „Tag der Finnischen Sprache” gefeiert.
In dem villenreichen südlichsten Stadtteil EIRA sind mehrere ältere Privathäuser mit Observatorien bestückt. Am dortigen kleinen Hafen und dann in dem großzügigen Parkgelände von Kaivopuisto/ Brunnsparken schieben einige junge Mütter einhändig – die andere Hand mit dem Handy am Ohr – Kinderwagen vor sich her, die wir als „schon winterfest” einschätzen. Von Zeit zu Zeit kommt hinter den Schären und der Festung Suomenlinna eine der hohen Ostseefähren in den Blick. Die in den Reiseführern gern gezeigten Teppichwaschanlagen entdecken wir hier unten nicht, sahen aber schon gestern unweit der Eisbrecherflotte eine solch öffentliche Anlage. Was Teppiche den Finnen bedeuten, soll uns eigentlich erst in unserem Ferienhaus in Puumala aufgehen. Auf dem Rückweg zu einer Tram kommen wir am Saum des Parks an einigen Botschaften vorbei, die sich in hübschen Jugendstilvillen einquartieren konnten.
- 10 -